Coronatests für Reiserückkehrer
"Problem ist, dass wer sich testen lässt, meist auch im Urlaub schon vorsichtig war"

Dr Klaus-Peter Wresch, medizinischer Fachberater der Stadt Speyer | Foto: Heike Schwitalla
  • Dr Klaus-Peter Wresch, medizinischer Fachberater der Stadt Speyer
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Speyer. "Wir müssen da ganz realistisch sein", sagt Dr. Klaus-Peter Wresch, der medizinische Fachberater der Stadt Speyer: "Wer aus dem Urlaub zurückkehrt und sich hier auf Corona testen lässt, war meistens auch im Ausland vorsichtig und regelkonform unterwegs. Aber jemand, der gerade Party-Ferien, ohne jegliche Rücksicht auf die Hygiene- und Abstandsregeln gemacht hat, der wird auch hier nicht auf direktem Weg ins Testzentrum kommen". 
Das sei ein Grund dafür, warum die positiven Coronatests unter den Reiserückkehrern einen so niedrigen Prozentsatz ausmachen. In Speyer sind es zwei Prozent aller vom 10. bis 24. August Getesteten - neun Personen, die sich im Urlaub mit dem Virus infiziert hatten. Insgesamt wurden im Speyerer Abstrichzentrum während dieser Zeit 482 Personen getestet - bei denen 538 Abstriche genommen wurden. 21 davon waren Patienten, die mit Symptomen und einer Überweisung vom Hausarzt kamen, bei keinem von ihnen wurde Corona nachgewiesen. 461 Reiserückkehrer ließen sich in Speyer testen, es wurden 517 Abstriche genommen. "Bei manchen Urlaubern mussten wir zweimal testen, um eine Infektion sicher ausschließen zu können, schlicht, weil der erste Test zu kurzfristig nach der Rückkehr stattfand", berichtet Wresch. Die Kosten für einen zweiten Test, den die Krankenkassen nicht übernehmen, wurden von der Stadt Speyer getragen. "Weil wir Infektionen sicher ausschließen wollten und uns das Wohl der Bürger am Herzen liegt", betont Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler und ergänzt: "Wir hielten es nicht für zumutbar, den Menschen einen zweiten Test in Rechnung zu stellen, zumal man sich fragen muss, ob das überhaupt jemand gemacht hätte." Denn verpflichtend wäre dieser zweite Test zur Absicherung nicht.
Die getesteten Reiserückkehrer kamen aus insgesamt 28 Ländern, die meisten (17,3 Prozent) aus Spanien, 13,7 Prozent aus Kroatien und zehn Prozent aus Österreich. "Die Bandbreite reichte von Taiwan bis Armenien, vom Kosovo bis nach Frankreich", berichtet Dr- Wresch. Sieben Positivtestungen habe es bei Reiserückkehrern aus Risikogebieten (Nordmazedonien, Serbien und Türkei) gegeben, zwei Infizierte kamen aus Nicht-Risikogebieten (Rumänien und Griechenland). Es seien auch gar nicht immer die Party-Touristen, die positiv getestet werden. Auch Menschen, die ihre Familien im Ausland besuchen, achten im häuslichen Umfeld natürlich nicht so konzentriert auf Abstand und die Einhaltung der Hygieneregeln. Die ließen sich aber häufiger testen, als unvernünftige Partygänger, die die Coronaregeln oft ganz bewusst missachten.

Neun der 517 Tests von Reiserückkehrern in Speyer waren Corona-positiv

Mit zwei Prozent liegt die Quote der positiven Tests in Speyer rund dreimal so hoch, wie in den Einrichtungen des Landes Rheinland-Pfalz, auch dafür hat Wresch eine Erklärung: "Man muss bedenken, dass diese Testzentren in aller Schnelle aus dem Boden gestampft wurden und so wurde auch das Personal rekrutiert. Ich habe es selbst gesehen, viele Abstriche wurden nicht korrekt genommen, schlicht weil das Personal nicht gut genug ausgebildet war und offensichtlich keinerlei anatomische Kenntnisse hatte", sagt der Mediziner: "Ein Abstrich aus dem Mundraum wird immer ein negatives Ergebnis liefern, denn korrekterweise muss die Probe aus dem oberen Rachenbereich genommen werden - durch die Nase oder den Mund. Da muss man schon genau wissen, wo man das Stäbchen hinschiebt. Denn wenn das dann in ein kleines 'Nasenpopeln" ausartet, kann man kein positives Testergebnis bekommen, auch wenn der Patient mit dem Coronavirus infiziert ist." Er gehe davon aus, dass deshalb an den Testzentren des Landes und denen an den Bundesgrenzen viele Corona-positive Menschen gar nicht entdeckt wurden, auch wenn sie sich haben testen lassen.
"Es sind nicht die falsch positiven Tests, wie häufig berichtet, die ein Problem darstellen", meint der Speyerer Mediziner. "Denn die Testsicherheit ist so hoch, dass positiv schlicht positiv heißt. Ein falsch positiver Test ist so gut wie unmöglich. Es sind die falsch negativen Test, die ein Problem darstellen - sei es aufgrund des ungeübten Personals in den Testzentren oder weil die Zeit zwischen Infektion und Test zu kurz war."
Auch aus diesem Grund hat sich die Stadt Speyer dazu entschlossen, die Kosten für die  dann notwendigen zweiten Tests bei Reiserückkehrern zu übernehmen. Auch die Wiedereröffnung des Speyerer Abstrichzentrums habe dazu beigetragen, dass man die Ausbrüche in letzter Zeit relativ unter Kontrolle habe halten können.

Große Leistung des Ehrenamts in Speyer

Infektionsketten können dezentral schneller nachverfolgt werden, Testergebnisse können dank der Kooperation mit Labors vor Ort zeitnah online abgerufen werden, außerdem werden Menschen mit positiven Testergebnissen noch einmal telefonisch persönlich davon unterrichtet. Das habe sich bewährt, denn viele Menschen brauchen dann Unterstützung und haben Fragen dazu, wie sie sich nach einem positiven Coronatest verhalten sollen, sagt Roger Alexander Mundig, Präsident des DRK Kreisverbandes Speyer.
Rund 3.000 Stunden haben ehrenamtliche Helfer seit März an dieser engmaschigen Betreuung in Speyer gearbeitet, wie Mundig berichtet. Das DRK sei beispielsweise mit einer mobilen Testeinheit unterwegs - immer dann, wenn größere Gruppen - wie an Schulen oder in Unternehmen - getestet werden müssen. Auch im Abstrichzentrum leisten ehrenamtliche Helfer Dienst und in der Corona-Ambulanz, die von der Speyerer Ärztin Dr. Maria Montero-Muth  ins Leben gerufen wurde, arbeiten niedergelassene Ärzte zusätzlich zu der Tätigkeit in ihren Praxen.
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Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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