"(K)ein Enkel zu viel"
Präventionstheater Schifferstadt tritt in Speyer auf

Telefonbetrug/Symbolfoto | Foto: Polizei Rheinland-Pfalz

Speyer. Ob am Telefon, an der Haustür oder über WhatsApp – die Methode von Trickbetrüger*innen sind vielfältig. Eine inzwischen weit verbreitete Masche beim Betrug über Messenger-Dienste oder am Telefon ist der sogenannte Enkeltrick. Dieser gibt auch einem Theaterstück, das am Freitag, 1. Dezember, in Speyer aufgeführt wird, seinen Titel: „(K)Ein Enkel zu viel“.

„Betrugsversuche dieser Art gibt es leider häufig und gerade ältere Menschen werden so um ihr Erspartes gebracht“, erklärt Bürgermeisterin, und Schirmherrin der Veranstaltung, Monika Kabs. „Auch wenn einigen das Vorgehen der Täterinnen und Täter prinzipiell bekannt ist, so wirkt es in einer Theateraufführung doch eindrücklicher und verhilft zur Aufklärung sowie zu einem besseren Schutz“, unterstreicht die Sozialdezernentin und dankt allen, die bei diesem Projekt mitwirken.

Das Theaterstück wird von Laienschauspieler*innen des Präventionstheaters Schifferstadt aufgeführt und stellt szenisch dar, wie sich die Bürgerschaft vor Betrug schützen kann. Zwischen den Szenen gibt die Zentrale Prävention des Polizeipräsidiums Ludwigshafen dem Publikum des Theaterstücks Tipps zum Umgang mit Betrüger*innen.

Beispiele aus dem Polizeialltag: Am 21. November übergab eine Seniorin aus Ludwigshafen unbekannten Tätern 70.000 Euro, nachdem die Täter ihr mit geschickten Lügen und massivem psychischem Druck glaubhaft machten, dass ihre Enkelin einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht habe und ins Gefängnis müsse, sollte sie die Summe nicht zahlen. Eine Seniorin aus Mutterstadt fiel nur einen Tag später beinahe auf dieselbe Betrugsmasche rein. Sie war kurz davor, den Tätern 160.000 Euro zu übergeben. Der Betrugsversuch scheiterte in letzter Sekunde, da ihr Sohn von dem Vorfall erfuhr und die Polizei informierte. Auch wenn die Tat in diesem Fall vereitelt wurde, kann der Schadenseintritt in vielen anderen Fällen nicht verhindert werden.

Die Anzahl der sogenannten Callcenter-Betrugsfälle steigt sowohl im Dienstbezirk des Polizeipräsidiums Rheinpfalz als auch landesweit an. Im Jahr 2021 registrierte das Polizeipräsidium Rheinpfalz rund 1.400 betrügerische Anrufe. Im Jahr 2022 hat sich Anzahl mit rund 3.100 mehr als verdoppelt. In rund 2.800 Fällen blieb es beim Versuchsstadium, da die Angerufenen den Betrug rechtzeitig erkannten. In den zirka 300 vollendeten Fällen erbeuteten die Betrüger aber knapp 2,3 Millionen Euro. Rheinland-Pfalz weit waren es rund zehn Millionen Euro Schaden.

Auch im Jahr 2023 setzt sich dieser Trend leider fort. Im ersten Halbjahr verzeichnete das Polizeipräsidium Rheinpfalz rund 1.250 Taten, in knapp 150 Fällen blieb es nicht nur beim Versuch und es entstand ein Schaden von insgesamt rund 1,5 Millionen Euro. Und das sind nur die Fälle, die der Polizei bekannt geworden sind. In vielen Fällen sind Opfer von Telefonbetrügern psychisch stark belastet. Die Scham, die sie empfinden, nachdem sie auf die heimtückischen Maschen der Täter reingefallen sind und unter Umständen erhebliche Teile ihrer Ersparnisse und Altersvorsorge verloren haben, wiegt schwer. Dies verhindert oftmals, dass sie sich Angehörigen oder der Polizei anvertrauen. Dabei sollte eins klar sein: Sie sind nicht allein. Sie haben sich auch nicht leichtfertig "übers Ohr hauen lassen". Denn die Täter agieren äußerst trickreich und skrupellos. Dabei passen sie ihre Gesprächstaktiken und Vorgehensweisen ständig an.

Opfer von Straftaten und deren Angehörige können sich vertrauensvoll unter 0621 963-1154 an die Opferschutzberatung wenden. Dort erhalten sie Unterstützung, Beratung und Tipps, wie sie das Erlebte bewältigen können sowie Informationen zu weiteren Hilfeeinrichtungen und Opferrechten.

Am Freitag können sich die Gäste bei einer Pause mit Getränken, Brezeln und Kuchen austauschen und erhalten an Infoständen einen Überblick über mögliche Anlaufstellen. Die kostenfreie Veranstaltung findet von 14 bis 16.30 Uhr in der Gemeinde St. Hedwig (Heinrich-Heine-Straße 8) statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Räumlichkeiten sind barrierefrei zugänglich.

Der AWO Bürgerbus steht für die Fahrt zur Veranstaltung und zurück zur Verfügung. Anmeldungen für den AWO Bus sind unter  0176 62879605 möglich. Das Theaterstück, zu dem das Seniorenbüro Speyer gemeinsam mit den Gemeindeschwestern Plus einlädt, wird von der Dompfarrei Pax Christi Speyer mit der Gemeinde St. Hedwig, Edeka Stiegler und der Sparkasse Vorderpfalz unterstützt.

Wer am Freitag nicht persönlich kommen kann, erreicht die Präventionsexperten der Polizei über eine Telefonhotline zum Schutz vor Betrug. Unter 0621 963-1515 kann man sich von Montag bis Donnerstag zwischen 8 und 16 Uhr sowie freitags von 8 bis 12 Uhr kostenlos telefonisch über Betrugsdelikte und den Schutz davor informieren.

Weitere Präventionstipps gibt es auf https://s.rlp.de/93 oder auf www.polizei-beratung.de


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Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

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