Auftakt des Terrors: Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus

Adam Remmele (2. v. l.) und sechs weitere promi-nente Sozialdemokraten am 16. Mai 1933 nach ihrer Ankunft im Innenhof des Konzentrationslagers Kislau | Foto: Stadtarchiv Karlsruhe
  • Adam Remmele (2. v. l.) und sechs weitere promi-nente Sozialdemokraten am 16. Mai 1933 nach ihrer Ankunft im Innenhof des Konzentrationslagers Kislau
  • Foto: Stadtarchiv Karlsruhe
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Mannheim. Von jetzt ab bis Dienstag, 30. April: Ausstellung im Foyer der Mannheimer Abendakademie und Volkshochschule (U 1, 16-19).
„Remmele schafft jetzt billiger“, so lautete die höhnische Bildunterschrift unter einem Propagandafoto vom Sommer 1933, das den in der Rhein-Neckar-Region geborenen und hier auch politisch sozialisierten ehemaligen badischen Regierungschef Adam Remmele bei harter Zwangsarbeit zeigt. Wie er, der Hauptfeind der badischen Nazis, waren im Frühjahr 1933 noch rund 250 weitere Männer aus Mannheim und dessen Umland nach Kislau oder in eines der beiden anderen Konzentrationslager verschleppt worden, die die Nazis zuvor im Land Baden errichtet hatten.
Der Begriff Konzentrationslager lässt die meisten Menschen vor allem an Gaskammern, Krematorien und industrialisierten Massenmord denken. Dass diese Form des Massenmords erst in der Hochphase des Zweiten Weltkriegs in Gang gesetzt wurde, ist wenig bekannt. In Vergessenheit geraten ist damit zugleich die Geschichte der sogenannten frühen Lager wie eben zum Beispiel des KZ Kislau auf der Gemarkung der heutigen Gemeinde Bad Schönborn.
Bei der Etablierung der NS-Diktatur kam den frühen Lagern eine zentrale Rolle zu: Die politischen Gegner der Nazis sollten neutralisiert und gedemütigt, Widerstand möglichst im Keim erstickt werden. Zugleich erprobten die NS-Machthaber in diesen Lagern Instrumentarien der Gewalt. Der Weg in den millionenfachen Mord war damit nicht vorgezeichnet, aber geebnet:
Die frühen Lager, sie markierten demnach den Auftakt des Terrors – und sie können uns Heutigen als Lehrstück dafür dienen, wie schnell die Demontage eines Rechtsstaats und die Errichtung einer von grenzenloser Willkür geprägten Diktatur vonstattengehen kann.
Gemeinsam mit der KZ-Gedenkstätte Dachau, der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen und rund einem Dutzend weiterer Einrichtungen hat der Lernort Kislau e. V. (Karlsruhe) eine Ausstellung erarbeitet, in der die Geschichte der frühen Lager erstmals für ein breiteres Publikum aufbereitet wird. An elf Stationen informiert die Schau über die Funktion der frühen Lager im nationalsozialistischen Herrschaftssystem. Anhand exemplarischer Einzelschicksale führt sie die nie dagewesene Brutalität vor Augen, die auch schon die Frühphase der NS-Diktatur kennzeichnete. Schirmherrin der Ausstellung ist Staatsministerin Claudia Roth.
Seit dem vergangenen Jahr wandert das Ausstellungsexemplar des Lernort Kislau e. V. durch unsere Großregion. Nun ist es endlich erstmals an dem Ort zu sehen, den die Nazis seinerzeit als rote Hochburg Badens ganz besonders im Visier hatten: Von dieser Woche bis Dienstag, 30. April, zeigt die Mannheimer Abendakademie und Volkshochschule die Ausstellung "Auftakt des Terrors: Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus" in ihrem Foyer.

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 10 bis 18 Uhr, Samstag: 10 bis 16 Uhr - Eintritt zur Ausstellung und zu den Begleitangeboten frei

Begleitangebote:

Dienstag, 17. April, 17 Uhr:
Dr. Andrea Hoffend (Lernort Kislau, Karlsruhe):
Kuratorinnenführung durch die Ausstellung
Dieenstag, 17. April,  18.30 Uhr:
Dr. Andrea Hoffend (Lernort Kislau, Karlsruhe):
Vortrag: Widerstand und Verfolgung in Mannheim

Der Lernort Kislau e. V.

Der Lernort Kislau e. V. mit Sitz in Karlsruhe widmet sich der Erforschung und Vermittlung badischer Landesgeschichte in den Jahren 1918 bis 1945. Namensgebendes Ziel des Vereins ist die Errichtung einer modernen Bildungsstätte auf dem Areal des Konzentrationslagers Kislau südlich von Heidelberg. Darüber hinaus bietet er Vorträge, Workshops und Tagungen sowie unterschiedliche digitale und mobile Bildungsformate an. Mit der Wanderausstellung ‚Auftakt des Terrors: Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus‘ sowie mit seinem speziell für junge Menschen entwickelten Geschichtslabor ‚Wo fängt Unrecht an?‘ zeigt der Verein im gesamten badischen Landesteil Präsenz. Seine Arbeit wird vom Land Baden-Württemberg sowie von mehreren nordbadischen Gebietskörperschaften finanziert. red

Autor:

Kristin Hätterich aus Mannheim-Süd

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