Technik, Geschichte & Genuss
48 Stunden in Mulhouse

Schöne Räume im alten Rathaus | Foto: © www.jowapress.de
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  • Schöne Räume im alten Rathaus
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Schnell erreicht man Mulhouse, ob mit Flugzeug, Bahn oder Pkw: Die etwa 110.000 Einwohner zählende Stadt mit dem reichen Kulturerbe ganz im Osten Frankreichs hat eine bewegte Geschichte, war bis 1798 unabhängig, und liegt in der Nähe des Schnittpunkts von Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Die Industrie hat hier die geschichtliche Entwicklung geprägt, besonders die Textilindustrie brachte Reichtum.

Blick in die Altstadt | Foto: © www.jowapress.de
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Spuren davon lassen sich heute noch in der gesamten Stadt finden, ob durch die vielen Manufakturen, an den umgewandelten Industriestandorten, durch die prächtigen Herrenhäuser (in einem ist das „Musée des Beaux-Arts“), die Residenzen auf dem Rebberg oder durch das „Nouveau Quartier“, einem Stadtteil, der durchaus als bemerkenswertes Beispiel für die Blütezeit während der Industrialisierung gilt. Das im 19. Jahrhundert entstandene Viertel in Bahnhofsnähe steht für den Aufschwung der Stadt, ist im klassischen Empire-Stil gehalten – und die Bebauung übrigens der Rue de Rivoli in Paris nachempfunden.

Zentrale Lage erleichtert den Besuch
Wer einen Aufenthalt in Mulhouse plant, sollte sich ein zentrales Quartier suchen, denn die Stadt ist auch gut zu Fuß und mit der Straßenbahn erkundbar, dazu finden sich auch viele Lokale rund um den zentralen Place de la Réunion mit dem historischen Rathaus und dem Fußgängerbereich rund um die Rue du Sauvage. Hier lässt sich vortrefflich der Abend mit einem Gläschen Wein erleben. Eine schöne Einrichtung für erste Erkundungen sind die „Greeter“, die Besuchern in Mulhouse die Stadt näherbringen. Es sind Freiwillige, die „ihre“ Stadt auf einer persönlichen Ebene zeigen; dazu gehören Sehenswürdigkeiten wie die Chapelle Saint-Jean aus dem 13. Jahrhundert, Lokale, Orte wie die Rue des Franciscains, die im 19. Jahrhundert die Straße der Textilmanufakturen war, oder auch Besonderheiten. Zum Beispiel den „Tour du Bollwerk“, der 1390 errichtet wurde und eines der ältesten Überbleibsel der Stadtbefestigungen ist. Wundern Sie sich nicht; die Stadt ist zweisprachig – Französisch und Elsässisch. Das lässt sich auch an jedem Straßenschild in der Stadt ablesen!

Das Rathaus am zentralen Place de la Réunion | Foto: © www.jowapress.de
  • Das Rathaus am zentralen Place de la Réunion
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Der Place de la Réunion ist gewissermaßen das Zentrum – mit Sitzgelegenheiten (im Winter mit Weihnachtsmarkt), Renaissance-Häusern, Läden, das alte Rathaus mit Museum und der (vom Grundriss etwas eigenartigen) Kirche Temple Saint Etienne mit einem rund 100 Meter hohen Glockenturm – und sehenswerten Bleiglasfenstern, teilweise aus dem 14. Jahrhundert! Wer etwas zur Geschichte der Kirche und des Turms erfahren möchte, dem sei die elsässische Beschreibung ans Herz gelegt: „Ànna 1707, dr Widderuffbàui vom Kirchturm, vo do àb mìt ma Zìwalaturm üss Kupfer, gìt ìm Gebäi si letschta Erschinungsbìld.“ Einigermaßen verständlich?!

Mit Genuss in den Tag starten
Der frühe Vogel und so … Geradezu ein „Muss“ am frühen Samstag ist der Besuch des „Marché du Canal Couvert“: Der wohl größte Markt im Osten Frankreichs mit seinen rund 300 Händlern in einer Halle und Ständen drumherum, ist ein großer Anziehungspunkt für die gesamte Region. Ob Lebensmittel, Stoffe, Weine, Gewürze aus aller Welt, Blumen oder Produkte regionaler Erzeuger: Das Angebot ist enorm und spricht an! Unser Tipp: Im Café auf dem Balkon mit Blick auf den Markt einen Espresso mit Croissant nehmen, den Trubel erleben – oder in einem der Marktlokale zwischen den Händlern auch frische Speisen genießen. So lässt es sich genussvoll in den Tag starten!

Blick in die Markthalle | Foto: © www.jowapress.de
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Vom Markt geht es mit einem Spaziergang am teil-renaturierten Kanal entlang zum musealen Aushängeschild der Stadt, zum nationalen Automobilmuseum, übrigens mit eigener Teststrecke (die man auch mit älteren Autos befahren kann). Die Ausstellung zur Geschichte des Automobils mit über 500 Oldtimern, Luxusautos und Rennwagen hat eine bewegte Geschichte, seit die ehemalige Textilfabrik 1880 gegründet wurde und 1957 von den Gebrüdern Schlumpf, Unternehmer aus der Schweiz, gekauft wurde. Ab den 1960er Jahren fingen sie dann an, Oldtimer und Luxusautos zu kaufen, schufen sich so ein privates Automobilmuseum – das aber Stück für Stück ihr Unternehmen letztlich in Schieflage brachte. „Long story short“: Die Fahrzeuge standen dann in einer gut 17.000 m2 großen umgebauten Fabrikhalle, doch die Arbeiter wurden entlassen. Der französische Staat erklärte die Sammlung 1978 zum „historischen Monument“, übernahm gewissermaßen die Außenstände und eröffnete 1982 das nationale Automobilmuseum, die sehenswerte „Collection Schlumpf“. Ob ikonische Modelle, Sammlung von Kühlerfiguren, Traumwagen, Rennwagen oder aktuelle Sonderausstellung mit Fahrzeugen aus der Sammlung von Albert II, dem Fürsten von Monaco – es ist eine erlebenswerte Geschichte des Automobils, längst das renommierteste Automobilmuseum der Welt, übrigens mit der größten Sammlung von Bugattis!

Die aktuelle Sonderausstellung von Autos des Fürsten von Monaco - bis zum 3. November 2024 zu sehen - ist ein großer Renner: "Die Besucher sind durchweg von den Fahrzeugen begeistert, so Mylène Wittmer vom Automobilmuseum über die über 26.000 Besucher alleine im ersten Monat. „Hier kommt man der Fürstenfamilie wirklich nahe.“ Denn die Ausstellung zeichnet die Geschichte der Fürstenfamilie Anhand ihrer Automobile nach, ob "Landaulet Lexus LS 600h", das während der Trauung von Albert II und Charlene Wittstock, am 2. Juli 2011 viele Zuschauer weltweit sahen, das erste Humber-Motorrad von Albert I., oder das Rallyeauto von Albert II., von der Paris-Dakar 1985.

Sonderausstellung mit Fahrzeugen aus der Sammlung von Albert II, dem Fürsten von Monaco | Foto: © www.jowapress.de
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„Urbane Poesie“ erleben
Einblicke zu bekommen, die Stadt zu entdecken, einen anderen Blickwinkel zu erleben, das geschieht am einfachsten wohl zu Fuß oder mit dem Rad. Ob „Inti“, „C215“ oder „Clet“, ob Graffiti, Installationen oder Skulpturen Wenn man durch die Straßen geht, findet man auch jede Menge „Streetart“, gewissermaßen „urbane Poesie“ im öffentlichen Straßenraum, an Hauswänden oder an Gegenständen der Stadtmöblierung. Unser Tipp: Mit der App „Cirkwi“ bekommt man Infos, kann man bequem die Stadt (auch in Etappen) „begehen“ – unter verschiedenen Themen.

Entwürfe für Stoffdrucke im Museum | Foto: © www.jowapress.de
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Textile Eindrücke
Auch die Textilindustrie war ab dem 18. Jahrhundert prägend für die Stadt, trug zum Aufschwung bei – wohl am schönsten auch zu sehen beim „Musée de l’Impression sur Etoffes“, dem Stoffdruckmuseum. Mehr als Kunst & Mode: Textildesigns aus der ganzen Welt (sechs Millionen Muster) erleben Besucher hier. Es sind grandiose Zeugnisse dieser Zeit, dieser Technik, denn es geht um die Feinheit der Ausführung, der Drucktechnik durch Holzbretter, später Kupferwalzen, was Mulhouse eine führende Rolle einbrachte.

Wer in Mulhouse ein Lokal sucht, kann übrigens auch einen „Querschnitt“ des Angebots in der Stadt „peu à peu erschmecken“, denn es gibt auch „Gourmet-Spaziergänge, gewissermaßen dann ein kulinarischer Streifzug durch elsässische Spezialitäten.

Eisenbahngeschichte hautnah erleben | Foto: © www.jowapress.de
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Geschichte der Eisenbahn erleben
Was nicht viele wissen: Das größte Eisenbahnmuseum Europas, die „Cité du Train“ ist in Mulhouse. Wieder war es ein Industrieller, der seine Vision umsetzte; Jean-Mathis Horrenberger 1971. Auf dem Gelände des ehemaligen Dampfdepots war der Anfang – auf dem heutigen Gelände in Dornach ging es 1976 weiter und wurde 2005 zur „Cité du Train“, das französische Eisenbahnmuseum. 50.000 m2 sind der Eisenbahn gewidmet; tausende Eisenbahnobjekte, über 100 Maschinen, darunter die älteste Lokomotive des europäischen Festlandes, Dampf-, Elektro- und Diesellokomotiven, Triebwägen und Materialien aus der Eisenbahngeschichte lassen das Herz der Eisenbahn-Fans sicher höherschlagen.

Hommage an die Elektrizität
Im Museum „Electropolis“, direkt neben der „Cité du Train“, geht es um die Geschichte der Elektrizität – ein wesentlicher Teil des Aufschwungs der Industriestadt. Heute zeigt das interaktive Museum eine Sammlung von Objekten, die mit der Entdeckung der Elektrizität und ihrer Nutzung Verbindung stehen. Durch spielerische und lehrreiche Erlebnisse, Experimente und multimediale Angebote können Besucher in die Geschichte und Entwicklung der Elektrizität eintauchen – so ist es auch ein Angebot für die gesamte Familie.

Große Häuser und Villen
Residenzen und Villen der Industriellen liegen meist nicht mitten in der Stadt, so auch in Mulhouse: Hier ist es der Rebberg. Wer hier zu Fuß das Viertel hinter dem Bahnhof erkundet, erlebt auf der Anhöhe von Mulhouse verschiedene architektonische Stile der vielen Herrenhäuser, Grün, Gärten und Parks, Pools, Sportanlagen, einen stählernen Aussichtsturm (20 Meter hoch) aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, den zoologischen und botanischen Garten, Ausflugslokale, die „Société d'Hygiène Naturelle de Mulhouse“, die „Gesellschaft für Naturhygiene“, die hier eine Laubenkolonie betreibt, und, was der Name schon vermuten lässt, auch einen Weinberg, den städtischen - nebenbei erwähnt -, der wieder neu angelegt wurde - und dessen Erträge zu besonderen Anlässen zu kosten sind.

Blick vom Rebberg über die Stadt Mulhouse | Foto: © www.jowapress.de
  • Blick vom Rebberg über die Stadt Mulhouse
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Ob kulturell, geschichtlich oder mit viel Genuss: In 48 Stunden lässt sich Mulhouse in allen Facetten erleben, birgt viel Ansprechendes – und ist immer eine Reise wert.

Infos: Die Anreise ist mittels Flugzeug (Basel/Mulhouse), Bahn oder Auto unkompliziert; Mulhouse liegt in der Region Grand Est ganz im Osten Frankreichs. Um die Stadt zu erleben, bietet sich eine zentrale Unterkunft an. Von hier aus lässt sich alles zu Fuß oder mit der Straßenbahn in der Stadt erreichen. Für Museumsbesuche gibt es besondere Angebote. Mehr – auch zu den „Greeters“ – unter www.tourisme-mulhouse.com

Autor:

Jo Wagner

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