Demenz und Führerschein: Wann ist es Zeit, das Auto stehen zu lassen?
- Das Thema "Demenz und Autofahren" wird häufig in den Beratungsgesprächen mit Nicole Jörg (Mitte) und Lena Ott (rechts) aufgegriffen. Die Broschüre ist stark nachgefragt
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Stadt und Kreis Kaiserslautern. Wer nicht mobil ist, für den wird es schwierig, seine Besorgungen zu erledigen, erst recht im Alter. Bus und Bahn können die Autonomie der Autofahrer in der Stadt, vor allem aber auf dem Land kaum ersetzen. Was aber, wenn dementielle Veränderungen auftreten und es zu Gefahrensituationen im Straßenverkehr kommt? Diesem Thema widmet sich eine Broschüre, die das Netzwerk Demenz Kaiserslautern Stadt und Landkreis aufgelegt hat.
Von Monika Klein
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft spricht von rund 1,84 Millionen Menschen, die im September des Jahres 2024 deutschlandweit an Demenz erkrankt waren. Die sogenannte Alzheimer-Erkrankung ist die häufigste Form. Die Demenz geht mit einem fortschreitenden Abbau der geistigen Fähigkeiten einher. Neben dem Gedächtnis sind Aufmerksamkeit, Sprache, Auffassungsgabe, Denkvermögen und Orientierungssinn betroffen – und damit Fähigkeiten, die für das Autofahren unerlässlich sind. Schlimmstenfalls werden Betroffene zu einer Gefahr für sich selbst und für die anderen Verkehrsteilnehmer.
Aber: Wie sage ich meinen Eltern oder Großeltern, dass sie das Auto besser stehen lassen sollen und wann ist der Zeitpunkt gekommen, den Führerschein abzugeben? Solche und ähnliche Fragen tauchen in den Gesprächen mit Nicole Jörg und Lena Ott von den Beratungs- und Koordinierungsstellen für Demenz von Stadt und Landkreis Kaiserslautern häufig auf – nicht selten, weil es zuvor zu Problemen und Konflikten gekommen ist.
Vor allem sind es verunsicherte Angehörige, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Besonders häufig wird Ott, die für das Kreisgebiet zuständig ist, diese Problematik vor Augen geführt. In Dörfern mit wenigen oder keinen Geschäften, fehlenden Arzt- und Facharztpraxen oder Therapeuten und einem ungenügenden öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) werden alltägliche Erledigungen zu einer Herausforderung. Ein Glücksfall, wenn es einen Bürgerbus gibt und das Ruftaxi kommt.
- Der Öffentliche Personennahverkehr kann die Unabhängigkeit und Flexibilität der Autofahrer insbesondere auf dem Land nicht ersetzen
- Foto: Kim Rileit
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Innerhalb des Stadtgebietes ist der ÖPNV zwar besser aufgestellt, aber auch Jörg von der städtischen Beratungsstelle wird immer wieder mit dieser Problematik konfrontiert, denn den Führerschein abzugeben, bedeutet einen großen Einschnitt. "Das betrifft ja die Selbstständigkeit, die Freiheit und Unabhängigkeit und oft fehlt die Einsicht", hält Jörg fest. Allgemein gültige Aussagen gebe es dazu nicht. Sie und Ott raten dazu, sich als Beifahrer selbst ein Bild von der Fahrtüchtigkeit zu machen und offen für neue Wege oder Lösungen zu sein. Das könne beispielsweise ein Netzwerk mit Angehörigen, Nachbarn und Bekannten sein, die gegebenenfalls als Fahrer einspringen. "Ausprobieren ist das A und O", halten sie fest.
Info
Die knapp 30-seitige Broschüre richtet sich an Betroffene, Angehörige und Interessierte. Sie beinhaltet individuelle, rechtliche, medizinische und behördliche Aspekte. Erhältlich ist sie in den Beratungs- und Koordinierungsstellen Demenz in Kaiserslautern (Nicole Jörg, Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Kaiserslautern-Stadt, Barbarossastraße 27, Telefon 0631 80093116) und Landstuhl (Lena Ott, Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Kaiserslautern-Land, Am Feuerwehrturm 6, Telefon 06371 921529, Mobil 0160 8891538). Auch kann sie über die Homepage des Netzwerks Demenz unter https://demenz-kl.de/ heruntergeladen werden.
Autor:Monika Klein aus Kaiserslautern |
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