Polizei warnt vor Betrugsmasche
Wenn das Kind einen Unfall baut

Die angerufenen Personen werden in emotionale Bedrängnis gebracht und bemerken klare Indikatoren für einen Fake-Anruf nicht | Foto: Polizei Rheinland-Pfalz
  • Die angerufenen Personen werden in emotionale Bedrängnis gebracht und bemerken klare Indikatoren für einen Fake-Anruf nicht
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Von Tim Altschuck

Kaiserslautern. „Mama, Mama, etwas Schlimmes ist passiert“ – Der Beginn eines Albtraum-Nachmittages für eine Mutter. Das Problem: Die Stimme am Telefon, das war gar nicht der Sohn. Nein, das war eine besonders perfide Betrugsmasche. Menschen werden in eine emotionale Ausnahmesituation gebracht, sodass die Betrüger am Ende Geldforderungen stellen können. Die Geschichte aus meinem privaten Umfeld gibt mir zu denken. Als Mitarbeiter beim Wochenblatt habe ich bislang nur die Pressemeldungen der Polizei veröffentlicht, war aber selbst nie betroffen. Bei der Polizei ist das Problem lange schon bekannt.

Eine schluchzende Stimme am Telefon

Die Mutter schildert den Vorfall, steht dabei noch immer unter Schock: Schluchzend ruft die Stimme am Telefon immer wieder „Mama, Mama“, dazwischen „Ich bin's, Tobias Meier*“. Ein Schockmoment. Was, wenn etwas passiert ist? Einen Unfall hätte er gebaut. In Saarbrücken*. Das Schlimmste: Eine Frau sei dabei verstorben. Der „Doppelgänger“ am Telefon kann sich vor Schluchzen kaum klar ausdrücken. Für die Mutter ist das furchtbar, denn sie steht tatenlos mit dem Hörer in der Hand zuhause und glaubt erst einmal, was sie hört. Es scheint nicht abwegig zu sein, da ihr Sohn tatsächlich in Saarbrücken arbeitet.

Eine „Polizistin“ übernimmt das Gespräch

Zum Glück kommt ihr die Situation irgendwann aber spanisch vor. Der Schluchzende dreht sich im Kreis, kann keine näheren Informationen mehr bekanntgeben. Eine Polizistin soll das Gespräch übernehmen. Prompt meldet sich eine Frau mit „Polizeipräsidium Saarbrücken*“. Kurze Randbemerkung: Ein Polizeipräsidium Saarbrücken gibt es nicht. Das ist die Landespolizei Saarbrücken. Die Mutter fragt schließlich, wer zuvor mit ihr telefoniert hat und was seine genaue Adresse ist. Als die Antwort darauf sehr barsch ausfällt („Sie werden ja wohl Ihren Sohn kennen?“) fällt der Groschen bei der Mutter. Sie möchte sich Name und Telefonnummer der Polizeibeamtin geben lassen. Da legen die Betrüger auf.

Normalerweise wäre der nächste Schritt eine Geldforderung, der schnellstmöglich nachgekommen werden solle. Dazu ist es in diesem Fall zum Glück nicht gekommen. Dennoch: „Holzauge sei wachsam!“

Etliche Betrugsmaschen

„Erbe, Gewinnversprechen, Enkeltrick, falsche Microsoftmitarbeiter oder falsche Polizisten – es gibt viele solcher Betrugsmaschen“, erzählt Bernhard Christian Erfort von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Westpfalz in Kaiserslautern. Besonders problematisch werde es, wenn verschiedene Varianten miteinander vermischt würden: „Dann ruft erst der vermeintliche Enkel an und schildert einen Notfall, danach ruft ein falscher Polizist an, bestätigt das und man gerät immer mehr in Bedrängnis.“  Klare Indikatoren, dass es sich um einen „Fake“ handelt, werden in einer derartigen Situation oftmals übersehen. Deshalb gibt Erfort eine wichtige Empfehlung: „Nicht darauf einlassen. Die Polizei würde nie nach dem Vermögen der Menschen fragen oder dies verlangen. Man sollte gar keine Daten von sich preisgeben.“ Die Betrüger seien Profis, wüssten genau wie sie Informationen erhalten, ohne konkret danach zu fragen.

Betrugsfälle kommen in Wellen

Es komme übrigens immer wellenweise zu solchen Betrugsfällen. Mal gebe es mehrere Fälle in drei, vier Tagen, dann sei wieder Ruhe. „Und dann schlagen sie mal wieder das Telefonbuch auf und machen ihren Rundruf.“
Da gerade ältere Mitmenschen im Fokus solcher Betrügereien stehen, sei vor allem eines wichtig: „Haben Sie ein wachsames Auge auf ihren Verwandten, Bekannten oder Nachbarn und helfen Sie, sollte der- oder diejenige in das Netz solcher Betrüger geraten“, rät die Polizei.

*Name und Ort von der Redaktion geändert

Weitere Tipps gegen Betrug:
Auf der Seite www.polizei-beratung.de gibt es unter der Rubrik „Themen & Tipps“ viele weitere Informationen, wie man sich im Falle eines Betrugsversuches jeglicher Art verhalten kann. Enkeltrick, Bestellbetrug, falsche Polizisten oder Microsoft-Mitarbeiter und viele weitere Maschen sind hier aufgelistet.

Autor:

Tim Altschuck aus Kaiserslautern

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