Von Bach bis Bernstein: Internationale Musiktage im Dom verbinden Kulturen und Religionen

- Der Dom vor der aufgehenden Sonne – das Titelmotiv der diesjährigen Internationalen Musiktage zum Thema „Glaube"
- Foto: Domkapitel Speyer/Klaus Landry
- hochgeladen von Cornelia Bauer
Speyer. Vom 20. September bis zum 3. Oktober bieten die Internationalen Musiktage in Speyer ein Programm mit bedeutenden Werken der Musikgeschichte. Vertreten sind Komponisten wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Johann Sebastian Bach oder auch Leonard Bernstein. Domkapellmeister Markus Melchiori hat das Festival 2025 unter das Thema „Glaube“ gestellt.
„Der Glaube an einen Gott, einen Schöpfer aller Dinge, durchzieht die Menschheitsgeschichte und ist den drei großen Religionen Judentum, Islam und Christentum gemein“, sagt Melchiori. „Musik, die seit jeher zu jedem Gottesdienst elementar dazugehört, hat immer wieder Menschen dazu angeregt, sich mit dem Glauben allgemein und auch dem jeweils persönlichen Glauben auseinanderzusetzen.“ Dazu möchten die Internationalen Musiktage im erhabenen Dom zu Speyer den passenden Rahmen geben.
Festivalmotto „Glaube“: Internationale Musiktage Speyer 2025
Das Festival beginnt am Samstag, 20. September, 19.30 Uhr, mit dem Konzert „Das Buch der Psalmen – Klang gewordener Glaube“. Seit über zweitausend Jahren gehören die Psalmen zu den meistrezitierten und vertonten Texten der Weltliteratur. In ihren 150 poetischen Liedern spiegelt sich die ganze Tiefe menschlicher Existenz – vom jubelnden Lob Gottes über stilles Vertrauen bis hin zur Klage aus der Tiefe.
Das Programm des Eröffnungskonzerts folgt dieser spirituellen und emotionalen Spannweite des Buchs der Psalmen in eindrucksvollen Vertonungen vom 16. bis ins 21. Jahrhundert. Zu hören sind Psalmvertonungen von Heinrich Schütz, Claudio Monteverdi, Felix Mendelssohn Bartholdy, John Rutter und Arvo Pärt. Die Auswahl vereint Werke aus verschiedenen Sprachen, Stilen und Epochen und zeigt, wie zeitlos aktuell die Psalmen sind – als Ausdruck des Glaubens, der Sehnsucht und der Hoffnung.
Als Solisten wirken Rebecca Blanz, Anabelle Hund und Birgit Stöckler (Sopran), Anne Bierwirth (Alt), Sebastian Hübner und Christian Dietz (Tenor) und Manfred Bittner (Bass). Der KathedralJugendChor Speyer und der Domchor gestalten das Konzert mit Chorgesang. Die Kammerphilharmonie Mannheim übernimmt den Orchesterpart. Die Leitung liegt in den Händen von Domkapellmeister Markus Melchiori und Domkantor Joachim Weller.
VIA Mediaeval: Mittelalterliche Klänge in der Krypta des Doms
Am Sonntag, 21. September, 20.15 Uhr, folgt ein Konzert in der Domkrypta. Dieses steht zugleich in der Reihe „VIA Mediaeval“ des rheinland-pfälzischen Kultursommers. Das Ensemble Lucidarium lädt unter dem Titel „Im Kronensaal des Königs“ dazu ein, Klänge aus dem mittelalterlichen Aschkenas, das heißt der damals in Deutschland ansässigen Juden, zu erleben.
An zwei aufeinanderfolgenden Dienstagen, 23. und 30. September, wird bei „Orgel 3.0“ jeweils am frühen Nachmittag um 15 Uhr bei freiem Eintritt eine halbe Stunde populäre Orgelmusik geboten.
Musik vom Großmeister der Kirchenmusik Johann Sebastian Bach erklingt am Mittwoch, 24. September, ab 21 Uhr im Konzert „Symbolum Nicenum“. Die Capella Spirensis spielt das musikalische Glaubensbekenntnis zusammen mit dem Barockorchester L’arpa festante unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori.
Musik für Kinder: Das biblische Singspiel „König David“ in Speyer
Mit und für Kinder steht das biblische Singspiel „König David“ von Thomas Riegler auf dem Programm. Es wird am 27. und 28. September um 15 Uhr und ein weiteres Mal am 29. September um 10 Uhr in der Kirche des Priesterseminars St. German aufgeführt. Unter der Leitung von Domkantor Joachim Weller singen die Nachwuchschöre des Mädchenchores und der Domsingknaben. Begleitet werden sie von einem Instrumentalensemble. Erzählt wird die Geschichte des Hirtenjungen David, der zum König Israels aufsteigt. Ein mitreißendes Musical mit Ohrwurmcharakter.
Eine Besonderheit stellt in diesem Jahr das Oratorienkonzert mit den „Chichester Psalms“ von Leonard Bernstein und der Uraufführung einer Auftragskomposition des zeitgenössischen Komponisten Enjott Schneider dar. Es findet am Samstag, 27. September, um 19.30 Uhr statt.
Chöre aus den drei SchUM-Städten singen gemeinsam. Instrumental wird der Konzertabend von Ingolf Turban an der Violine und dem Heidelberger Kantatenorchester gestaltet. Neben der Uraufführung des Stücks „Kabbala – Weg zum unendlichen Licht“ von Enjott Schneider wird mit den „Chichester Psalms“ ein populäres Stück von Leonard Bernstein geboten. Das dreiteilige Werk basiert auf hebräischen Psalmtexten, die Bernstein selbst zusammenstellte.
An die in Speyer durch das SchUM-Welterbe sehr präsente jüdische Tradition knüpft auch das Konzert „Klezmer plus“ am Dienstag, 30. September, um 19.30 Uhr an. Christian Wolf an der Klarinette und Daniel Wolf an der Orgel stellen eine außergewöhnliche Besetzung vor, in der sie neben der titelgebenden jüdischen Klezmer-Musik auch Werke von John Dowland und Erik Satie erklingen lassen. Ergänzt durch Improvisationen entfaltet die Musik unterschiedlicher Kulturen, Stile und Epochen eine besondere Wirkung.
„Ich sehe schon den Himmel offen“ ist der verheißungsvolle Titel des Kryptakonzertes am Mittwoch, 1. Oktober, 21 Uhr. Sephardische und jiddische Lieder, Cantigas de Santa Maria und Werke von Salomone Rossi und Georg Philipp Telemann werden vom Ensemble „La Rosa enflorence“ (Almut Fingerle, Gesang; Almut Werner, Blockflöten; Johannes Vogt, Theorbe) dargeboten.
„Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy bildet den eindrucksvollen Schlusspunkt des Musikfestivals.
Finale der Internationalen Musiktage: Mendelssohns Oratorium „Elias“
Das Oratorium nach Worten der Heiligen Schrift für Soli, Chor und Orchester entstand in dem Anliegen von Felix Mendelssohn Bartholdy, Judentum und Christentum miteinander zu versöhnen. Dies entsprach seiner eigenen Biographie: Er war ein Enkel des jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn und wurde auf Initiative seines Vaters, eines assimilierten Juden, als Siebenjähriger christlich getauft.
In seinem Oratorium gestaltete Mendelssohn die Rolle des Chores nach dem Vorbild von Johann Sebastian Bach – von hochdramatischen Passagen, in denen der Chor als wütendes Volk in die Handlung eingreift, bis zu betrachtenden und jubelnden Gesängen als Gemeinschaft der Gläubigen. Dieses Schlusskonzert wird, wie es inzwischen gute Tradition ist, zusammen mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori gestaltet.
Der Mädchenchor am Dom zu Speyer, die Speyerer Domsingknaben und der Domchor Speyer werden die Chorstücke singen, während Hanna Zumsande (Sopran), Ulrike Malotta (Alt), Georg Poplutz (Tenor) und Thilo Dahlmann (Bass) als Solisten wirken. Karten für alle Konzerte sind in den Reservix-Vorverkaufsstellen sowie online und auch vor Ort in der Dom-Info erhältlich.
Autor:Cornelia Bauer aus Speyer |
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