Vor 240 Jahren entglast ein Unwetter das Barockschloss Mannheim

- Barockschloss Mannheim
- Foto: SSG Christoph Herrmann
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Mannheim. Am 3. August 1785 wurde Mannheim von einem verheerenden Unwetter heimgesucht. Hagelkörner von bis zu 300 Gramm zerstörten hunderte Fenster des Schlosses, verwüsteten Stadt und Umland. Zeitzeugen berichteten von einem Naturereignis ohnegleichen. Doch es gab auch Glück im Unglück.
Chronik eines Gewitters
Extreme Wetterereignisse prägen sich in das Gedächtnis von Menschen, Städten und Regionen ein. Dafür gibt es unzählige Beispiele von Hochwassermarken, über die Hitzewelle 2003 bis zum genauen Gegenteil, dem Jahr ohne Sommer 1816. Ein einprägsames Ereignis erlebten Schloss und Stadt Mannheim vor genau 240 Jahren, am 3. August 1785. In seiner Geschichte Mannheims berichtete Jakob Baroggio 1861 von einem Unwetter, „wie noch nie erlebt wurde“ und auch das MARCHIVUM erinnert im Chronikstar, gewohnt sachlich, an das Gewitter, das die ganze Stadt traf. Den eindrücklichsten Bericht bieten die Zeitgenossen: In der Mannheimer Zeitung vom 6. August und in der Karlsruher Zeitung vom 8. August 1785 findet sich die Schilderung des Wetterereignisses: Es handelte sich dabei um eines „der heftigsten Gewitter, dergleichen hier noch kein Mensch erlebt hat“.
Sturm zertrümmerte hunderte Fenster
Der Hagel traf Mannheim und richtete große Zerstörung an. Einzelne Hagelkörner sollen laut Bericht um die „20 Lot“ (300 Gramm) schwer gewesen sein. „Schon diese auffallende Schwere war hinreichend die Gegenstände zu zerschmettern; hiezu half aber noch mehr die Gewalt des Windes, wodurch sie wie aus Geschossen getrieben auffuhren.“ Zahlreiche Gebäude in der Stadt waren betroffen, allen voran das monumentale Schloss: „Die ganze Süd- und Westseite des Kurfürstlichen Schlosses war der Gewalt dieses Wetters gänzlich ausgesezet, und von den vielen hundert mit Spiegelscheiben versehenen Fenster ist kein einziges verschont geblieben, so daß die Wiederherstellung mehrere tausend Gulden kosten wird.“
Glück im Unglück
Doch nicht nur die Stadt, sondern auch das Umland war vom Hagelsturm betroffen: „Die stärksten Bäume liegen gestreckt da, die Dächer sind abgedeckt, kein Fenster ist mehr ganz, das in tausendfältigem Schmuck und Segen da gestandene Getraide liegt in verworrenen Halmen ausgedroschen zur Erde, das aufblühende Welschkorn, der Hanf, der Tabak, das Obst, die schönen Weintrauben sind zerschlagen, zersplittert, und dieses alles geschah in weniger als 10 Minuten.“ Auch die Tiere der Bauern litten unter dem Unwetter, wobei es hier Glück im Unglück gab: Das Unwetter fand erst am Abend statt als das Vieh schon wieder im Stall war, „aber die Pferde wurden an manchen Orten auf den Nachtweiden wie wüthend, brachen aus und verdämmerten auf dem Feld vollends das, was stehen geblieben war.“ Das Unwetter traf kein Vieh, aber einige Reisende, die jedoch mit dem Schrecken davonkamen. Aufgrund eines kräftigen Windstoßes verunglückte der Postwagen mit seinen zehn Insassen – doch niemand wurde verletzt. Die Zeitung resümierte: „Von den hinterlassenen Spuren dieses unerhörten Sturms werden noch viele traurige Nachrichten eingehen.“red
Autor:Karin Hoffmann aus Ludwigshafen |
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