Vogelfamilien: NABU bittet, Hecken- und Strauchschnitt erst einmal zu verschieben

Viele Vögel brüten derzeit | Foto: Stefan/stock.adobe.com

NABU. Brüten, hudern, füttern - in der Vogelwelt läuft das Brutgeschäft auf Hochtouren. Aktuell und noch bis weit in den Juli hinein ziehen viele Gartenvögel wie Amseln, Hausrotschwänze und Kohlmeisen eine erste und zweite, in seltenen Fällen sogar dritte Brut groß.

Der NABU Baden-Württemberg bittet Naturfreundinnen und -freunde, jetzt besonders viel Rücksicht auf die Vögel und ihren Nachwuchs zu nehmen: „Wer selbst Kinder hat, weiß, wie anstrengend und fordernd die ersten Wochen sein können. Bei unseren Vögeln geht die Entwicklung sehr viel schneller, da muss alles passen, damit die Kleinen gut gedeihen“, sagt der NABU-Ornithologe Dr. Daniel Schmidt-Rothmund. Er bittet darum, hilflos wirkende und am Boden piepsende Vögel an Ort und Stelle zu belassen. „In den allermeisten Fällen werden die Jungvögel von ihren Eltern gut versorgt und brauchen unsere Hilfe nicht“, betont der Leiter des NABU-Vogelschutzzentrums Mössingen im Landkreis Tübingen.

Damit die in Hecken und Sträuchern brütenden Vogelfamilien ungestört bleiben, sollte man Schnittmaßnahmen frühestens im August beginnen. Das gilt für private Gärten wie auch für kommunale Flächen und andere Grundstücke. Die Vogeleltern könnten sonst so sehr gestört werden, dass sie ihre Brut aufgeben. Beutegreifer haben zudem leichtes Spiel, wenn die Zweige weg und das Nest freigelegt ist. „Wer Hecken pflegt, ist nach dem Naturschutzgesetz verpflichtet, Vögel nicht unnötig zu stören. Unabhängig davon gehört es zum naturnahen Gärtnern einfach dazu, vor dem Schnitt nach belegten Nestern in den Sträuchern zu suchen“, so der Ornithologe. Aus Gärtner- und Gärtnerinnen-Sicht lohnt das Abwarten ohnehin. Die Pflanzen befinden sich bis Ende Juni im zweiten Wachstumsschub. Packt man die Heckenschere zu früh aus, braucht man sie in der Regel noch einmal.

Wann brauchen Jungvögel wirklich Hilfe?

Jedes Jahr zur Brutzeit rufen viele besorgte Tierfreundinnen und -freunde beim NABU an, weil sie scheinbar verlassene Jungvögel entdecken. Etwa 150 solcher Vogelfindlinge werden jedes Jahr im NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen abgegeben - ohne dass sie Hilfe brauchen. Das Team hat dann alle Hände voll zu tun, die Jungvögel aufzupäppeln und wieder auszuwildern. Schmidt-Rothmund rät daher: „Nur verletzte oder verwaiste Vögel brauchen wirklich Hilfe. Meist sind es unbefiederte Vögel, die aus dem Nest gefallen sind. Während junge Mauersegler, einmal gestartet, sofort auf sich gestellt sind, können kleine Entchen ohne Eltern nicht überleben. Von Art zu Art ist es sehr verschieden.“

Bettelrufe: Füttere mich!

„Beobachten, abwarten und dann erst eingreifen“, lautet die Empfehlung des NABU-Experten bei verwaist wirkenden Jungvögeln. Oft warten die jungen Ästlinge, wie halbflügge Jungvögel genannt werden, lauthals bettelnd auf die nächste Fütterung ihrer Eltern, die nach etwa 20 bis 30 Minuten mit Futter auftauchen. Nach dem Ausfliegen füttern und verteidigen die Eltern die Jungen noch für kurze Zeit, bis sie ganz selbständig sind und sich die Familienbande löst. Damit sie nicht verloren gehen, geben die Jungvögel in dieser Zeit fast unablässig so genannte „Standortlaute“ von sich - ein Akustik-Navi für die Eltern. „Werden intakte Vogelfamilien aus übertriebener menschlicher Fürsorge auseinandergerissen, kann das für die Jungvögel böse enden“, warnt der Ornithologe. Altvögel seien ganz klar die besten Vogeleltern, viel besser als jede noch so gute Pflege von Menschenhand. Im Übrigen könne es auch eine Strategie der Elternvögel sein, die Jungen im Nest nicht mehr zu füttern, damit diese das Zuhause auf Zeit endlich verlassen.

Was tun, wenn Erste-Vogelhilfe nötig ist?

Bei Gefahren durch Katzen oder den Straßenverkehr kann es nötig werden, einen Jungvogel kurz aufzunehmen. Ornithologe Schmidt-Rothmund erklärt: „Die beste Erste-Vogelhilfe ist meist, das Tier aus der Gefahrenzone in die nächste Hecke zu setzen. Vorher am besten Handschuhe anziehen. An Glasscheiben verunglückte Vögel brauchen Ruhe. Sie können sich in einem ausgepolsterten Karton mit Luftlöchern erholen. Bis sie wieder fit für die Freiheit sind, können Jungvögel mit handwarmem Wasser zum Trinken und gekochtem Hühnereiweiß als Futter erstversorgt werden. Je nach Vogelart brauchen die Tiere danach Insekten oder Körner als Futter. Man sollte die Vögel aber immer schnellstmöglich zu ihren Familien zurückbringen.“ Jungvögel sind Wildtiere. Sie ohne Not aus der Natur zu entnehmen, verstößt gegen das Naturschutzgesetz.red

Autor:

Karin Hoffmann aus Ludwigshafen

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