Ewigkeitschemikalien: Wie kann man die Aufnahme im Alltag reduzieren?
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BUND. Anfang November veröffentlichte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Testergebnisse zu den Ewigkeitschemikalien PFAS im Trinkwasser. In 42 von 46 bundesweit genommenen Stichproben wurden PFAS nachgewiesen. Der BUND folgert hieraus: PFAS sind in unserem Wasserkreislauf angekommen. Wie Verbraucherinnen und Verbraucher PFAS im Alltag vermeiden und durch ihr Einkaufsverhalten den Eintrag von PFAS in der Umwelt reduzieren können, erklärt Janna Kuhlmann, Chemieexpertin beim BUND.
PFAS in vielen Alltagsprodukten – Produktion auch in Deutschland
PFAS bilden eine Chemikaliengruppe aus über 10.000 von Menschen hergestellten Einzelverbindungen. Bei der Produktion, Verwendung und Entsorgung gelangen diese Stoffe in die Umwelt, in Böden, Luft und in unsere Gewässer und lassen sich von dort nicht mehr zurückholen. Mittlerweile sind PFAS auf der ganzen Erde verteilt – in Meereslebewesen, auf dem Himalaya und selbst in der Antarktis. Auch in Deutschland werden PFAS in großen Mengen hergestellt: so etwa in Leverkusen von Covestro, Bayer und Momentive, in Bad Wimpfen von Solvay, in Frankfurt am Main von Daikin und in Burgkirchen an der Alz von Dyneon, Archroma und W.L. Gore.
Kuhlmann: „PFAS sind überall. Sie werden von Herstellern wegen ihrer schmutz-, wasser- und fettabweisenden Wirkung massenhaft eingesetzt. Beispielsweise in Textilimprägnierungen, Skiwachs, Zahnseide, Antihaft-Beschichtung von Pfannen oder auf Pizzakartons. Aber auch in Druckfarben, Kältemitteln, Pestiziden und Arzneimitteln sind sie zu finden. Da PFAS Ewigkeitschemikalien sind, sind sie nicht abbaubar. Durch jeden Einsatz steigen die Konzentrationen in unseren Körpern und der Umwelt stetig an.“
PFAS in Nahrungsmittel und Trinkwasser
Schon heute nehmen wir laut Bundesinstitut für Risikobewertung zu hohe Mengen an PFAS auf, sodass gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht ausgeschlossen werden können. Die vulnerabelsten Gruppen sind Kinder und Schwangere. Dies bedeutet nicht, dass Konsumenten direkt krank werden, aber das Immunsystem kann geschwächt werden. Erst bei einer sehr hohen Aufnahme können gesundheitliche Probleme wie Leberschäden, Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit oder Krebs auftreten. Der BUND hatte bereits im August 2025 eine Untersuchung zur PFAS-Belastung von Lebensmitteln veröffentlicht. Diese zeigte erhöhte Konzentrationen insbesondere in Fischen, Innereien und Hühnereiern aus Hobbyhaltungen. Trotz der PFAS-Nachweise im Trinkwasser betont der Umweltverband, dass Leitungswasser weiterhin die ökologische Wahl ist, direkt aus der Leitung und ohne Verpackung. Auch in Mineralwässern konnte der BUND 2024 PFAS nachweisen.
Kuhlmann: „Wir raten Verbraucherinnen und Verbrauchern beim Einkaufen dazu, bewusst auf PFAS zu achten und zu den Produkten zu greifen, die PFAS-frei sind. PFAS gelangen insbesondere durch Nahrungsmittel in unseren Körper, aber auch durch Alltagsprodukte sind wir, etwa über die Innenraumluft, PFAS ausgesetzt. Beide Produktgruppen sind im Gegensatz zum Trinkwasser deutlich weniger reguliert. Trinkwasser ist das am besten kontrollierte Lebensmittel welches wir haben. Wasserversorger werden immer sicherstellen, dass es kontrolliert wird und die Grenzwerte eingehalten werden. Die Aufnahme hierüber ist gering, zudem treten ab Januar 2026 Grenzwerte für die Summe von 20 PFAS im Trinkwasser in Kraft. “
Leider ist eine Kennzeichnung von PFAS nicht verpflichtend. Einige Firmen werben allerdings mit Kennzeichnungen wie „PFAS-frei“, „PFC-frei“ und „fluorcarbonfrei“ dafür, dass sie keine PFAS verwenden. Der BUND rät Verbraucherinnen und Verbraucher auf die Verwendung von PFAS zu achten und dies wo möglich zu vermeiden.
Kuhlmann: „Mit der ToxFox-App des BUND können Sie ganz einfach beim Hersteller nachfragen, ob PFAS im Produkt enthalten sind. Dabei zeigen Sie diesem gleichzeitig, dass sie Produkte ohne Gift wollen. Einfach im Laden den Strichcode scannen und die vorformulierte Giftfrage versenden.“
Mit diesen Tipps kann man PFAS im Alltag reduzieren:
Beim Kauf von neuen Produkten darauf achten, dass sie PFAS-frei sind. Kritisch nachschauen, wenn zum Beispiel Polstermöbel oder Teppiche als schmutzabweisend beworben werden. Das ist ein Hinweis darauf, dass PFAS bei der Herstellung zum Einsatz kommen können.
Einweg-Papierverpackungen wie To-go-Becher und Pizzakartons vermeiden. Diese können mit PFAS beschicktet sein. Zur Mehrweg-Alternative greifen.
Pfannen gibt es auch ohne PFAS-Anti-Haft Beschichtung.
Schuh- und Textilimprägnierungen ohne PFAS kaufen. Ökologische Marken werben auch gezielt hiermit.
Die Aufnahme von PFAS in Lebensmitteln kann man nach jetziger Datenlage durch die Reduktion von tierischen Produkten und insbesondere Fisch erreichen. Eine Auswertung des BUND von Behördendaten hat gezeigt, dass insbesondere Fisch und Innereien wie Leber sehr hoch mit PFAS belastet sein können.
In der Verwendung ungefährlich sind Kühlschränke und Wärmepumpen, doch während der Produktion und Entsorgung können die Kältemittel in die Umwelt gelangen. Sollte man einen neuen Kühlschrank oder eine neue Wärmepumpe benötigen, dann sollte man „natürliche Kältemittel“ wie R-290 oder R-744 bevorzugen. Hier besteht zudem eine Kennzeichnungspflicht am Gerät, welches Kältemittel verwendet wird.
BUND Forderung: PFAS beschränken – Wasserressourcen schützen
Schnellstmögliche Beschränkung der Produktion und Verwendung der gesamten PFAS-Gruppe
Konsequente Anwendung des Verursacherprinzips bei der Aufbereitung und Sanierung von kontaminiertem Wasser und Böden
Eine vorsorgeorientierte Chemikalienpolitik zum Schutz von Umwelt und Gesundheit.red
Autor:Karin Hoffmann aus Ludwigshafen |
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