DigiSucht – Online-Suchtberatung für Betroffene und Angehörige
- DigiSucht – Online-Suchtberatung für Betroffene und Angehörige / Symbolbild
- Foto: tippapatt/stock.adobe.com
- hochgeladen von Laura Lüttmann
Gesundheit. Der erste Schritt ist der schwerste, besonders, wenn es um Themen geht, denen man sich am liebsten gar nicht stellen würde – wie etwa ein Suchtproblem. Das Online-Portal DigiSucht macht es Betroffenen, Eltern, Freunden und Angehörigen leichter, sich im passenden Moment mit einer Suchtberatung in Verbindung zu setzen: unabhängig von Ort und Zeit, anonym und kostenlos. In Rheinland-Pfalz ist DigiSucht seit 2024 am Start und wird rege genutzt.
Jederzeit und unauffällig zu erreichen
Das Thema Sucht ist nach wie vor mit einem gesellschaftlichen Tabu belegt, wird als Zeichen der Schwäche oder des Versagens gedeutet. Auch viele Betroffene empfinden dies so. Sich zu einer Sucht zu bekennen oder gar eine Beratungsstelle aufzusuchen, fällt schwer. Bei DigiSucht muss kein stilles Eckchen für ein Telefonat gesucht, an keiner Tür geklingelt werden, niemand muss sich vor anderen outen – nicht einmal vor den Beratenden.
Freundlich, professionell, anonym und kostenfrei
Die Internet-Seite digisucht.de bietet Onlineberatung zu allen Fragen rund um die Themen Drogen, Sucht, Substanzkonsum, Glücksspiele und Medienkonsum. Besuchende werden mit direkter Ansprache abgeholt: „Haben Sie wegen Ihres Alkoholkonsums Konflikte in der Familie oder am Arbeitsplatz? Bremst Cannabis Ihr Studium aus? Verbringen Sie zu viel Zeit mit Videospielen oder haben Sie bereits größere Summen Geld an Spielautomaten oder in Onlinecasinos verloren? Auf DigiSucht erhalten Sie Unterstützung.“ So lautet die Begrüßung auf der Website.
Dahinter eröffnet sich das ganze Spektrum der Suchthilfe: professionelle Beratung, Begleitung und Hilfe bei der Suche nach Lösungen in belastenden Lebenssituationen. Informationen zu Therapien und Kostenübernahme wie auch die Vermittlung an weiterführende Maßnahmen gehören zum Angebot. Auch Angehörige finden Auskunft und Unterstützung.
Einstieg leicht gemacht
Zum Einstieg helfen verschiedene Tools, die eigene Situation, die eigene Gefährdung einzuschätzen. Per Chatbot können erste Informationen und weiterführende Links abgerufen werden. So nähern sich Nutzerinnen und Nutzer in beliebig vielen Schritten der individuellen Beratung an. Um sich dafür zu registrieren, genügt ein Fantasiename. Angaben zu Alter und Geschlecht, Thema und Postleitzahl dienen lediglich dazu, eine passende Beratungsstelle in der Nähe zu finden. Mit den dortigen Beratungsprofis können Nutzerinnen und Nutzer dann per Textchat, Videocall oder E-Mail und auch persönlich in der Beratungsstelle in Kontakt treten.
Für Menschen mit Suchtproblematik, die viel unterwegs sind, bietet das so genannte Blended Counselling die Chance, kontinuierlich in der Beratung zu bleiben. Diese findet dann teils im direkten Kontakt in der Beratungsstelle, teils online statt.
Digitale Tools ergänzen die Beratung
Interaktive Übungen unterstützen dabei, bewusste Entscheidungen zu treffen und neue Strategien im Umgang mit der Sucht zu entwickeln. Eine so genannte Motivationswaage beispielsweise verdeutlicht Betroffenen die positiven und negativen Einflüsse des Konsums auf ihr Leben, regt zum Abwägen an und motiviert im besten Fall zu einer Therapie. Ein Konsumtagebuch hilft, das eigene Verhalten zu reflektieren. Ein Tagebuch für Angehörige regt diese an, ihre Gedanken und Gefühle zum Suchtverhalten von Tochter oder Partner, Vater oder Freundin einzuordnen. In einem digitalen Notfallkoffer können Kontakte, Handlungsanweisungen und Merksätze für Krisen hinterlegt werden.
Die steigende Zahl von Nutzerinnen und Nutzern belegt den Erfolg der Online-Suchtberatung. In Rheinland-Pfalz sind derzeit 28 Beratungsstellen mit rund 110 Beraterinnen und Beratern an DigiSucht angeschlossen – ein nahezu flächendeckendes Angebot. Der leichte Zugang, die zeit- und raumunabhängige Nutzung und die Anonymität bauen dabei nicht nur Hemmschwellen ab, sondern sprechen besonders internetaffine, junge Menschen an.red
Weitere Informationen:
Auf der Homepage unter www.gesundheitstelefon-rlp.de findet man diesen Text auch zum Nachlesen und Hören. Außerdem gibt es ihn als Podcast – kostenlos auf den gängigen Podcast-Plattformen.
Autor:Karin Hoffmann aus Ludwigshafen |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.