Motorradsport
Martin Wimmer gewann vor 40 Jahren den Heim-Grand Prix auf dem Hockenheimring

- Martin Wimmer gewann 1985 den Heim-Grand Prix auf dem Hockenheimring
- Foto: Archiv Martin Wimmer
- hochgeladen von Michael Sonnick
Nach der Grand Prix-Saison 1984 als ich mit der Production-Yamaha leistungsmäßig gegenüber der Sonauto-Yamaha von Christian Sarron und der Massa-Real Rotax von Manfred Herweh weit unterlegen war und WM-Siebter wurde, gab es im Januar 1985 ein Gespräch mit Manfred Weihe, dem Deutschland-Chef von Mitsui-Yamaha in Löhne.
Wir vereinbarten für die neue WM-Saison 1985 folgende Maßnahmen:
1. Ein Besuch in Iwata, Japan, dem Hauptquartier des Yamaha Werkes mit Flug auf Kosten von Mitsui Yamaha in der Business Klasse.
2. Es war klar dass wir für das Mitsui Yamaha-Team einen Motorentuner finden mussten.
Der Japan-Besuch endete mit Testfahrten eines Motorenprototyps, der Werkszylinder von der 500er Yamaha auf dem 250 ccm Yamaha-Motor hatte. Nach nur 5 Runden auf der für mich neuen Yamaha-Teststrecke, unterbot ich den Rundenrekord der Yamaha Testfahrer um 2 Sekunden pro Runde. Zusätzlich war der Prototyp-Motor 5 km/h auf der Geraden schneller als der Yamaha Production Racer!
Die Suche nach einem Motorenfachmann endete in einer Vereinbarung mit Helmut Fath, einem der besten Motorenleute auf der Welt, der auch zweimal Seitenwagen-Weltmeister war.
Der Deutschland-Grand Prix in Hockenheim war der dritte Lauf zur Motorrad-WM 1985 und ich kam als WM-Vierter nach Hockenheim. Beim Saisonauftakt in Kyalami/Südafrika wurde ich Vierter und beim Jarama-GP in Spanien stand ich als Zweiter neben meinem Yamaha-Kollegen Carlos Lavado auf dem Podium.
Motorentuner Helmut Fath hatte neben der Vorbereitung des Yamaha-Werksmotors, der mit einer 6 Zungen Membran-Einlass-Steuerung versehen war, noch einen "Helmut Fath Spezial Motor" vorbereitet, der nochmal 2,5 PS mehr hatte als der Yamaha Werksmotor! Die Prüfstandswerte lauteten: Yamaha Werksmotor 69,5 PS (das waren 5,5 PS mehr als 1984) Fath Spezialmotor 72 PS ! Leider setzte beim dem Fath-Motor die Leistung erst ab 10.500 Umdrehungen ein und bis 12.800/min ging aber die "Post ab"! Helmut bezeichnete diesen Motor als Hockenheim-Spezialmotor!
Im Training dann die Überraschung : Freddie Spencer fuhr mit der einzigen Werks-Honda die Pole Position und ich stand mit nur 2/10 Sekunden Rückstand als Zweiter in der ersten Startreihe. Toni Mang und der Rest waren 0,5 Sekunden zurück.
Am Samstagabend fing es an leicht zu regnen an und die Wettervorhersage für Sonntag war noch schlimmer, nämich Dauerregen!
Nach langer Diskussion überzeugte ich Helmut Fath und meinen Mechaniker Trevor Morris, der heute für die Dorna die Moto2-Motoren von Triumph vorbereitet, dass wir für Regen den Membranmotor nehmen müssen, da der Fath-Spezialmotor im Regen zu giftig gewesen.
Ich versprach meinem Team: Wenn es regnet, dann gewinne ich auch mit dem Yamaha-Motos, da dieser ein viel breiteres und nutzbares Drehzahlband hatte.
Als es dann am Sonntagmorgen regnete, war der Fall klar. Irgendwie wusste ich schon vorher, also noch bevor das Rennen und das Warm-Up überhaupt stattfand: "Heute gewinne ich!"
Und so kam es auch! Nach dem Start konnte ich mich vom Toni Mang absetzen, Freddie Spencer hatte einen schlechten Start, kam nicht mehr ran und ich konnte mit einigem Abstand mit meinem zweiten Grand Prix-Sieg meinen Heim-GP gewinnen !
Die Erinnerung den Heim-Grand Prix von Deutschland in Hockenheim zu gewinnen gehört zu den stärksten Erlebnissen die man in diesem Sport haben kann! Mein Dank ging damals an Herrn Manfred Weihe, dem Chef von Mitsui-Deutschland, an Yamaha in Japan und an mein ganzes Team.
Durch den Sieg in Hockenheim war ich erstmals in der WM Spitzenreiter und führte ich die Motorradweltmeisterschaft in der 250 ccm Klasse an. Ich hatte 33 Punkte vor Toni Mang mit 32 sowie Freddie Spencer mit 29 Zähler. Auf dem Salzburgring/Österreich und in Rijeka/Yugoslawien wurde ich jeweils Vierter und in Assen/Niederlande stand ich als Zweiter hinter dem späteren Weltmeister Freddie Spencer nochmals auf dem Podium.
Durch einen technischen Ausfall und eine Verletzung verpasste ich es danach leider fünf Rennen, wurde aber am Saisonende mit 69 Punkten noch WM-Vierter in der 250 ccm Klasse.
Text Martin Wimmer und Michael Sonnick
Autor:Michael Sonnick aus Ludwigshafen |
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