"BBS goes Suppenküche"
Berufsschule sorgt wieder für Festtag

- Die Speisenvorbereitung läuft Hand in Hand: Angehende Köche bereiten hier Gnocchi vor.
- Foto: Prot. Dekanat LU/Wagner
- hochgeladen von Yvette Wagner
Am Donnerstag, 15. Mai, gibt es in der Suppenküche an der protestantischen Apostelkirche in Ludwigshafen einen besonderen Gaumenschmaus: ein 3-Gänge-Menü statt Eintopf. Zuvor können sich die Gäste kostenfrei Haare schneiden und stylen lassen. Möglich macht diese Angebote die Berufsbildende Schule (BBS) Technik 2 Ludwigshafen.
Im "Testaurant" der Berufsschule riecht es an diesem Mittwoch schon köstlich. Hier bereiten die angehenden Köchinnen und Köche die Speisen zu – das meiste am Vortag, das übrige am Suppenküchen-Tag selbst. An einem Arbeitstisch formen fleißige Hände aus Teigklumpen erst lange Rollen, dann daraus kleine Gnocchi. An einer anderen Arbeitsstation wird Nudelteig zu Platten gewalzt, mit kleinen grünen Häubchen versehen, mit einer weiteren Nudelplatte zugedeckt und geschnitten. Dann müssen die Bärlauch-Ravioli nur noch gegart werden. Unterdessen rührt Fachpraxislehrer Carsten Grosse noch einmal die vor sich hin köchelnde Spargelcremesuppe um.
Am nächsten Tag werden die letzten Komponenten zubereitet. Was erwärmt werden muss, wird erwärmt und in die Suppenküche transportiert. Dort baut die Klasse das mediterrane Frühlingsbüffet auf, von dem sich die Gäste Vorspeisen, Hauptgang und Dessert zusammenstellen können. Bei jedem Gang stehen verschiedene Speisen zur Auswahl, darunter Fisch und Fleisch. Alle Tische dekorieren die Schülerinnen und Schüler passend zum Thema mit Olivenzweigen und Trockenblumen.
Ein Kilogramm Essen pro Person, aber nichts bleibt übrig
Immer an einen Tag im Frühjahr verlagert die Köche-Klasse ihren Praxisunterricht in die Suppenküche – seit 21 Jahren. Auf diesen Tag freuen sich die Gäste schon weit im Voraus und kommen gern. Statt 60 bis 80 Frauen und Männer wie an einem normalen Suppenküche-Tag sind es dann bis zu 100. Die Berufsschule bereitet sogar 150 Portionen zu, die mit jeweils mehr als einem Kilogramm äußerst großzügig bemessen sind. Aber die Erfahrung zeigt: Nichts bleibt übrig, denn die Gäste dürfen die Reste mitnehmen. Dazu hat die Berufsschule das ganze Jahr lang Behältnisse gesammelt.
2500 bis 3000 Euro Warenwert stecken in dem Büffet, verrät Fachpraxislehrer Carsten Grosse. Dazu haben die Koch- und Frisör-Azubis bei ihren Ausbildungsbetrieben um Sach- und Geldspenden geworben. "Wenige haben gespendet, aber dafür viel", berichtet Grosse.
Gespannt auf den Kontakt mit den Gästen
Während in der Küche bis zuletzt gewirbelt wird, haben die künftigen Frisörinnen und Frisöre ihre Werkzeuge schon im Auto verstaut. Sie bringen alles mit, was sie für Trockenhaarschnitte und Styling brauchen. Trotzdem ist das Arbeiten in den Gemeinderäumen der Apostelkirche anders als im Salon: Es gibt statt Waschbecken nur Sprühflaschen und anstelle großer nur kleine Handspiegel, in denen sich die Gäste anschauen können. Und: "Wir haben eine größere Verantwortung, denn in der Suppenküche ist keine Chefin, die etwas korrigieren kann", sagt Larissa Weiß.
Sie, Nicole Hanussek und Jason Wilson sind gespannt auf die Gäste. Dass sie leicht ins Gespräch kommen können, steht außer Frage: Acht verschiedene Sprachen beherrschen die 16 Schülerinnen und Schüler, die in der Suppenküche Haare schneiden. Und den Umgang mit Kundinnen und Kunden sind sie von ihren Ausbildungsbetrieben gewöhnt – im Gegensatz zu den Köchinnen und Köchen, die ausschließlich in Küchen tätig sind. Aber in der Suppenküche stehen sie am Büffet und geben die Speisen aus.
Paul Fuchs hofft durch den direkten Kontakt auf ehrliche Rückmeldungen. Ihn würde freuen, wenn das Essen gut ankommt und wertgeschätzt wird. Denn diese Wertschätzung möchten die Azubis auch den Gästen entgegenbringen. "Bei diesem Projekt geht es nicht nur ums Kochen, sondern auch um Würde", betont Schüler Samuel Kirstein.
Hoher organisatorischer Aufwand in der Schule
Die Kooperation zwischen der Berufsschule und der Suppenküche besteht seit 2004, im vergangenen Jahr waren erstmals die Frisörinnen und Frisöre dabei. "Das Haareschneiden ist so gut angekommen, sodass wir hoffen, dass dies auch zur Tradition wird", sagt Kerstin Bartels, Pfarrerin an der Apostelkirche.
"So ein Projekt wäre ohne eine Schule, die es unterstützt, nicht möglich", betont Udo Jesberger. Der Pfarrer unterrichtet Evangelische Religion an der Berufsschule und ist von Beginn an Bindeglied zwischen Suppenküche und Schule. Er lobt das Entgegenkommen der Schulleitung, den persönlichen Einsatz der Lehrkräfte sowie der Schülerinnen und Schüler. Durch das Projekt kommen Azubis nicht nur mit hilfsbedürftigen Menschen in der Suppenküche in Kontakt, sondern auch untereinander. Denn normalerweise begegnen sich Frisör- und Köche-Klasse nie. "Das tut auch der Schule gut", meint Pfarrer Jesberger. red/yvw


Autor:Yvette Wagner aus Ludwigshafen |
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