BriMel unterwegs
Ditzners Kino Roulette

Improvisierte Musik zum Stummfilm | Foto: Brigitte Melder
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Ludwigshafen. Am Abend des 2. April fand im Kulturzentrum dasHaus bzw. Dôme ein besonderes Event statt, nämlich eine Kinovorführung mit Stummfilm und der improvisierten Musikbegleitung von Erwin Ditzner am Schlagzeug und als Gast David Julian Kirchner sowohl an der Gitarre als auch am Mischpult. Auch der Musiker und Wegbegleiter Bernhard Vanecek saß im Publikum und performte heute einmal nicht neben seinen Musikerkollegen, sondern genoss es einmal nur zuzuhören. Es muss schon etwas ganz Besonderes sein, dass auch Heidelberger nach Ludwigshafen kamen.

Die Präsentation der Filmauswahl und die Einführung übernahm die Filmwissenschaftlerin und Kuratorin Dr. Morticia Zschiesche. Was als Horror beginnen solle ende mit einem Psychothriller. Es gehe um eine Amputation, wie sie im Krieg allgegenwärtig war, das ginge unter die Haut und man solle auf die Funktion von Händen achten. Sigmund Freud lässt grüßen. Wie ist das Gefühl, keine eigenen Hände mehr zu haben? Die Geschichte erinnere an Frankenstein. Danach hieß es Licht aus und Sport an für 100 Minuten Kino mit Musikuntermalung. Der Schwarz-Weiß-Stummfilm begann und die beiden Musiker hielten sich noch mit ihrer Performance zurück. Erwin Ditzner und David Julian Kirchner passten sich der Dramaturgie im Film an, so dass es mit zunehmender Spannung immer lauter und eindringlicher wurde. Zuerst nur ein Fingertrommeln und leichtem Trommeln und dann immer intensiver werdend. Orlacs Frau ist in dem Film verzweifelt und „ruft“ (Untertitel) immer wieder „Die Hände, um Gottes Willen die Hände! Retten Sie die Hände! Die Hände sind sein Leben!“ Der zu Rate gezogene Professor überlegte und legte dann Hand an und nähte ihm die Hände eines Raubmörders an. Es wurde dramatisch und die Musiker ruhten so lange. „Sollen diese Hände jemals wieder spielen können?“ Er bekam Alpträume, es gruselte ihn, die Hände eines Mörders zu haben. Jetzt war der Moment, in dem sich der Musiker David Julian Kirchner die Gitarre umhängte und Elektrosound hören ließ. Auch mit dem Rundbogen zauberte er wie auf einer Geige besondere Töne hervor. Die Performance war gut aufeinander abgestimmt.

Als der Vater von Orlac mit einem Dolch erstochen aufgefunden wurde, fiel der Verdacht auf ihn, da die Fingerabdrücke von seinen „Mörderhänden“ drauf waren. Aber der richtige Mörder war weder Orlac noch der augenscheinlich von den Toten auferstandene Serienmörder, sondern der Arzthelfer, der sich die Fingerabdrücke besorgt hatte und so ungehindert morden konnte. Aber Ende gut alles Gut. Orlac war froh, dass seine Hände rein waren und nicht die des Serienmörders und der tatsächliche Unhold verhaftet wurde.

Zum Schluss gab es viel Applaus und zudem wurden noch die Kuratorin Dr. Morticia Zschiesche und Jaqueline Mellein auf die Bühne geholt, die für die Programmgestaltung der Veranstaltungen zuständig war und ihren Abschied nahm, um an die Alte Feuerwache nach Mannheim zu wechseln.

Pressetext: Mit seinem Kino Roulette lässt Erwin Ditzner den Glamour und die Filmfaszination der Zwanzigerjahre wieder aufleben. Das Publikum sollte eine besondere Ausgabe der Reihe: Gemeinsam mit dem Mannheimer Künstler David Julian Kirchner aka DER WESTEN erleben. Ditzner begab sich auf elektronische Pfade zum Phantastischen Film „Orlac's Hände“.

Anlässlich des 80. Todestages des Hauptdarstellers Conrad Veidt am 3. April 2023 wurde der Klassiker von Robert Wiene aus dem Jahr 1924 gezeigt. Im Film geht es um den Meisterpianisten Orlac, der nach einem Unfall seine Hände schwer verletzt. Seine Lebensgrundlage in Gefahr sehend, transplantiert der behandelnde Chirurg dem Patienten die Hände eines kurz zuvor hingerichteten Raubmörders. Doch der Pianist ist verzweifelt. Er fürchtet mit den fremden Händen nicht mehr spielen oder sich seiner Frau nähern zu können und denkt durch die Hände des Mörders auch dessen brutale Neigungen erhalten zu haben. Gleichzeitig beginnt ein rätselhaftes Morden, für das er sich verantwortlich macht und immer mehr in Verzweiflung und Wahn verfällt - eine gruselige Parabel darüber, was allen „in unserer Hand“ liegt.

Wie im Labor des Films vermischten auch die beiden Musiker auf der Bühne neue Sounds, erschafften neue Rezepturen von Klängen und ließen in ihrer ImMomentImprovisation zu "Orlac’s Hände“ einen neuen Kosmos ihrer Musik zum Film erklingen.

Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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