„Käthe Kaufmann - eine starke Frau aus Karlsruhe“ / Buch von Britta Wirtz und Bernhard Wagner
Vom „Badischen Umzugskind“ zur Modeschöpferin

Bei der Buchvorstellung, Lauinger, Wirtz und Wagner | Foto: Privat
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Karlsruhe. Durch die besonderen Umstände ihres Lebens als badische Frauengestalt in drei Epochen zuhause, war ihr Leben in der Gesellschaft in vielfältiger Weise geprägt. Was Käthe Kaufmann als Persönlichkeit ausmachte, war ihre große Selbstbestimmtheit. Dieses Motiv zieht sich wie ein roter Faden durch ihr gesamtes Leben. Und so hat sie sich nicht "unterkriegen" lassen von den Umständen ihres Daseins. Weder von den vielen Umzügen als „Badisches Umzugskind“, den Auswirkungen des Ersten Weltkrieges, dem frühen Soldatentod ihres Bruders, der krankhaften Eifersucht und den kriminellen Energien ihres ersten Ehemannes noch ihrer Entscheidung, sich scheiden zu lassen.

Vom „Badischen Umzugskind“ zur Modeschöpferin
Das Buch „Käthe Kaufmann - eine starke Frau aus Karlsruhe“ - von Britta Wirtz und Bernhard Wagner - ist gewissermaßen eine Liebeserklärung der Herausgeberin und Karlsruher Messe-Chefin Wirtz an ihre Urgroßmutter. Als eine der ersten Frauen Deutschlands erwarb Kaufmann den Führerschein und gilt fortan als badische Auto-Pionierin. Unerschrocken fuhr sie persönlich ins Nazi-Zentrum nach Berlin, um ihren jüdischen Mann zu retten. Doch der Handelsvertreter Ludwig Kaufmann wurde im KZ Auschwitz umgebracht.

Käthe Kaufmann besann sich nach dem Krieg auf ihre Stärken und gründete als Autodidaktin in der Karlsruher Weststadt eine Manufaktur für Damenoberbekleidung und bearbeitete sämtliche Schritte der Wertschöpfung: Sie entwarf die Kleidungsstücke, fertigte die Schnittmuster an, beschäftigte mehrere Nähmädchen, kaufte auf ihren Autofahrten durch Deutschland die Stoffe, wie zum Beispiel Samt und Seide in Krefeld.

Frauenporträt als Stadtgeschichte
Die Lebensgeschichten von Käthe Kaufmann ergeben ein Frauenporträt, das mit Blick auf den weiblichen Teil der Einwohnerschaft von Karlsruhe durchaus ein Stück Stadtgeschichte erzählt - mit persönlichen Begebenheiten. Dass sie auch um ihre Rechte als Frau wusste und den Wert guter Ausbildung kannte, zeichnet sich in ihrem Lebensweg ab.

Wiedergutmachungsprozess dauerte 24 Jahre
Letztlich führte sie mutig und unnachgiebig über 24 Jahre den Prozess gegen die Bundesrepublik Deutschland, um Wiedergutmachung für ihren ermordeten Ehemann Ludwig zu erlangen. So stellen die 150 Akten-Seiten über den Wiedergutmachungsprozess eine Fundgrube ersten Ranges dar. Doch beim Analysieren und Bewerten zeigt sich, dass Wörter, Sätze, Namen und auch Stellungnahmen mit höchster Behutsamkeit geprüft werden mussten. So etwa der Sprachterminus Ludwig Kaufmann sei „verstorben“ oder „starb“ im Krankenhaus des KZ Auschwitz - und das noch Anfang der 50er Jahre!

Freiheitswille, Lebenslust und die zweite Heimat Norwegen
Die Autoren zeigen am Karlsruher Frauenporträt, dass die Lebensgeschichte(n) der Käthe Kaufmann auch für Emanzipation, Freiheitswillen, Freude an technischen Errungenschaften und Unternehmertum steht. Gleichzeitig aber auch für Lebenslust, für den Genuss, in fremde Länder zu reisen, sich im Kreis der Familie zu bewegen, badischen Spargel zuzubereiten oder Pfälzer Wein zu trinken. Ein wunderbarer Ort von Käthe Kaufmann war die südnorwegische Schäreninsel Granholmen („Tanneninsel“). Diese Landschaft wurde ihr nach den vielen Entbehrungen und Rückschlägen zur zweiten Heimat.

Auch werden im Buch einige erstaunliche Aspekte und überraschende Zusammenhänge der jahrelangen Recherchen präsentiert, die Co-Autor Bernhard Wagner als "Recherchen-Jäger" zusammentragen hat: Etwa die Dichterverwandtschaft mit Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen, dem größten Dichter des 17. Jahrhunderts. Die zusammengetragenen Dokumente, Akten, Geschichten und Anekdoten belegen, dass die Uroma von Britta Wirtz - liebevoll „Oma Karlsruhe“ genannt - klare Vorstellungen in ihren vielschichtigen Lebenslagen hatte und dabei immer furchtlos war. (red)

Infos: Das Buch „Käthe Kaufmann – eine starke Frau aus Karlsruhe“ (264 Seiten, nahezu 100 Schwarzweiß-Fotos und drei Karten) erschien im "Lauinger Verlag Karlsruhe". Die Autoren werden auf der Karlsruher Bücherschau am 21. November im Buch-Café eine Lesung halten. Erhältlich im Buchhandel, www.lauinger-verlag.de

Bei der Buchvorstellung, Lauinger, Wirtz und Wagner | Foto: Privat
Foto: Lauinger Verlag
Autor:

Jo Wagner

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