Wie lange überleben Coronaviren auf Oberflächen?
Unterschiedliche Erkenntnisse

Foto: Ralf Vester

Coronavirus. Kann ich mich mit dem Corona-Virus infizieren, wenn ich im Supermarkt einen Einkaufswagen oder die Türklinke im Büro anfasse? Diese Frage stellen sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie viele Menschen. Und die Sorgen sind groß. Forscher sind bislang zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen, ob und wie lange das Virus auf Oberflächen überlebt. Mögliche neue Erkenntnisse kommen jetzt aus dem Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen.

Bislang seien keine Übertragungen des Virus in Supermärkten, in Restaurants oder auch beim Friseur nachgewiesen worden, erklärt der Bonner Virologe Hendrik Streeck. Die großen Ausbrüche seien stattdessen immer das Ergebnis von engem Beisammensein auf längere Zeit gewesen. Nachweislich zum Beispiel auf Après-Ski-Parties in Ischgl, bei Fußballspielen in Bergamo oder auf der karnevalistischen „Kappensitzung“ in der Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg.

Das nordrhein-westfälische Heinsberg gilt als „Epizentrum“ des Corona-Ausbruchs in Deutschland. Dort leitet Streeck eine Studie über Infektionsverläufe. Sein Wissenschaftsteam befragt Patienten, um mögliche Kausalketten mit Vorerkrankungen zu erfassen und hieraus Präventionsempfehlungen für die gesamtdeutsche und europäische Bevölkerung zu generieren.

Durch Abstriche von Fernbedienungen, Waschbecken, Handys, Toiletten oder Türklinken konnte das Coronavirus zwar nachgewiesen werden. Es sei aber nicht gelungen, auf Basis dieser Abstriche das Virus im Labor anzuzüchten. „Das bedeutet, dass die RNA von toten Viren nachgewiesen wurde.

Nach den bisherigen Forschungsergebnissen sieht es so aus, dass eine Türklinke nur infektiös sein kann, wenn vorher jemand quasi in die Hand gehustet und dann draufgegriffen hat. Danach müsse man selbst auf die Türklinke greifen und sich ins Gesicht fassen. Wie lange sich das Virus etwa auf einer Türklinke hält, könne man noch nicht sagen, weil es solche Studien noch nicht gebe. Aber: Selbst in einem Haushalt, in dem viele hochinfektiöse Menschen gelebt haben, wurde kein lebendes Virus auf irgendeiner Oberfläche nachgewiesen.“

Auch der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité hat bereits darauf hingewiesen, dass Coronaviren gegen Eintrocknung extrem empfindlich seien. Außerdem würden sie per Tröpfcheninfektion übertragen und müssten eingeatmet werden. Deshalb spielt eine Übertragung per Kontakt zum Beispiel mit Scheinen oder Münzen nach Einschätzung des Virologen kaum eine Rolle.

Wie das Bundesinstitut für Risikobewertung berichtet, hängt die Stabilität von Coronaviren in der Umwelt von vielen Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Beschaffenheit der Oberfläche ab. Nach derzeitigem Wissensstand sei es unwahrscheinlich, dass Waren wie importierte Lebensmittel oder Bedarfsgegenstände und Spielwaren, Werkzeuge, Computer, Kleidung oder Schuhe Quelle einer Infektion mit dem Coronavirus sein könnten. Auch das BfR betont, bisher habe eine Infizierung durch den Kontakt mit kontaminierten Gegenständen noch nicht nachgewiesen werden können.

Experten des US-Gesundheitsinstituts NIH und der Seuchenschutzbehörde CSC waren hingegen zu dem Ergebnis gekommen, dass das Coronavirus bis zu drei Tage auf Kunststoffen oder Edelstahl überleben kann, auf Papier 24 Stunden, in Aerosolen bis zu drei Stunden.

Das Robert Koch-Institut gibt zu bedenken, wissenschaftliche Untersuchungen zu dem Thema fänden unter experimentellen Bedingungen statt und könnten nicht das realistische Übertragungsrisiko im Alltag widerspiegeln. Sofern infektiöse Sekrete an die Hände gelangten, die dann etwa das Gesicht berührten, sei eine Übertragung auch auf diese Weise möglich. ps

Autor:

Ralf Vester aus Kaiserslautern

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