Was macht die Pandemie mit uns, und was bleibt?
Kommt die Leichtigkeit des Seins zurück?

Welche Auswirkungen hat die Pandemie bereits auf den Einzelnen und die Gesellschaft? Und werden wir uns die Leichtigkeit des Seins wieder zurückerobern? | Foto: Maskim Pasko / AdobeStock
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  • Welche Auswirkungen hat die Pandemie bereits auf den Einzelnen und die Gesellschaft? Und werden wir uns die Leichtigkeit des Seins wieder zurückerobern?
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Von Ralf Vester
Corona. Seit nunmehr über einem Jahr versetzt uns das Coronavirus quasi in einen permanenten Ausnahmezustand. Während es im ersten Lockdown noch so schien, als ob die Pandemie bald vorüber sei, herrscht im zweiten , schier unendlichen Lockdown ein hohes Maß an Ungewissheit und Unsicherheit vor – mit Folgen für die Psyche des Einzelnen und für die Gesellschaft insgesamt.

Immer mehr Studien zeigen, wie sehr die Corona-Krise und die damit verbundenen Einschränkungen die Psyche der Menschen beeinflussen und wie sehr deren Wohlbefinden inzwischen unter den Folgen der getroffenen Maßnahmen leidet. Sorgen, Stress und Depressionen haben deutlich zugenommen. In der Zeit des ersten Shutdowns war noch ein merkliches Zusammenrücken der Gesellschaft zu spüren. Zudem war seinerzeit die Hoffnung recht weit verbreitet, dass bereits im Sommer 2020 alles wieder vorbei sein werde.

Der erste Zusammenhalt ist leider Makulatur

Diese positive Grundhaltung hat sich bei vielen Menschen ins Gegenteil verkehrt. Der spürbare Zusammenhalt ist längst Makulatur und ist stattdessen vielfach Egoismus gewichen. Die Gesellschaft driftet auseinander und zeigt sich mitunter tief gespalten. War anfangs noch zu sehen, welche Erfolge unsere Disziplin bei der Einhaltung der Beschränkungen brachten, registrieren wir inzwischen nicht mehr, was wir durch diese Entbehrungen an schlimmen Dingen verhindert haben. „Wir können uns noch so sehr anstrengen, es bringt aber nichts“, lautet der Tenor.

Innerer Widerstand gegen Verbote oder Druck bricht sich vielfach Bahn. Freilich war auch schon vor Corona über die Jahre hinweg ein gewachsenes Aggressions- und Gewaltpotenzial in Teilen der Bevölkerung zu beobachten. Aber die Pandemie facht dieses Verhalten noch einmal ganz neu an. Klar, es gab für die gewaltige Herausforderung einer weltweiten Pandemie keine Blaupause. Aber die Tatsache, dass sich die Bundesregierung sowie die Landesregierungen seit dem ersten Lockdown nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben und eher unkreativ und fantasielos durch die Krise laviert, sorgt für weiteren Verdruss in der Bevölkerung.

Irgendwie durchhalten bis zur Impfung

Da in Deutschland praktisch jeder Dritte zu einer Risikogruppe gehört, haben die Menschen häufig auch pure Angst, weil es in Zeiten von dritter Welle und Mutanten des Virus gilt, irgendwie durchzuhalten, bis man mit der für viele rettend empfundenen Impfung an der Reihe ist. Dass ausgerechnet Organisationsweltmeister Deutschland in Sachen Impfkampagne derart in den Startlöchern hängen geblieben ist und das Hickhack um den Impfstoff von AstraZeneca haben die Sorgen der Menschen selbstverständlich befeuert und die Ängste nicht gerade schwinden lassen.

Stand im ersten Lockdown vor allem die Besorgnis um das medizinische und pflegerische Personal sowie um die älteren, in Pflegeheimen lebenden Menschen im Fokus, stehen inzwischen auch die Kinder und deren Belastung in der Corona-Krise im Mittelpunkt. Auch hier ist ein hoher Prozentsatz zu sehen, der unter einer merklich verringerten Lebensqualität, Ängsten und Sorgen leidet – vom Ausbleiben wichtiger sozialer Kontakte ganz zu schweigen. Aber Experten gehen davon aus, dass die meisten Kinder und Jugendlichen die Corona-Krise dennoch ohne anhaltende Folgen überstehen werden. Die Zeit wird es zeigen.

Bleierne Erschöpfung und Lethargie

Apropos Zeit: Das Gefühl der Hilflosigkeit und der fehlenden Kontrolle bei den Erwachsenen wird ganz wesentlich durch die zeitliche Ungewissheit befeuert. Das führt zu dauerhaftem Stress. Etwas mit viel Disziplin durchzuhalten ist nun mal wesentlich einfacher, wenn man weiß, wann dieser Zustand wieder vorbei ist und man auf ein Ziel hinarbeitet. Aber eben jener Endpunkt ist unsicher – sowohl was das Ende vieler Beschränkungen angeht, als auch wann wir die Pandemie als weitgehend im Griff bezeichnen können. Das fördert zweifellos die bleierne Erschöpfung und Corona-Lethargie, die viele Menschen inzwischen verspüren.

Deshalb wäre es wichtig, dass die Politik nicht nur Verbote und eher unkreative Lockdown-Verlängerungen verkündet, sondern auch Erfolge und kommuniziert und der Bevölkerung möglichst klare Anhaltspunkte gibt. Auch ein Belohnungssystem in Form von weiteren Öffnungsschritten für Regionen, denen es mit viel Disziplin und Kreativität gelingt, die Inzidenzwerte niedrig zu halten, fördert eindeutig den Durchhaltewillen in der Bevölkerung. Es bestärkt das Gefühl, durch angemessenes Verhalten selbst etwas zur Verbesserung der Situation beitragen zu können.

Was bleibt von der Pandemie?

Was wird von der Pandemie bleiben, so sie denn irgendwann mal gemeistert ist? Experten gehen erfreulicherweise nicht davon aus, dass die psychische Gesundheit der meisten Menschen dauerhaft Schaden nimmt. Selbst wenn sie uns noch eine ganze Weile begleiten sollte, werde sich danach wieder alles nivellieren, im Guten wie im Schlechten, lautet die gängige Einschätzung. Direkt nach der Rückkehr in die Normalität könne es durchaus zu überschwänglichen Reaktionen kommen. Womöglich werden sich die Menschen für einige Zeit ganz viel umarmen. Aber auch das werde irgendwann vorübergehen – schade eigentlich.

Welche Auswirkungen hat die Pandemie bereits auf den Einzelnen und die Gesellschaft? Und werden wir uns die Leichtigkeit des Seins wieder zurückerobern? | Foto: Maskim Pasko / AdobeStock
Der gesellschaftliche Zusammenhalt hat im Laufe der Corona-Pandemie arg gelitten | Foto: Photocreo Bednarek / AdobeStock
Autor:

Ralf Vester aus Kaiserslautern

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