Die Gastronomie darf endlich wieder loslegen
Erleichterung und jede Menge Realismus

Die Gäste können kommen, die von Leo und Axel Sievers geführte Burgschänke in Hohenecken ist gut vorbereitet | Foto: Ralf Vester
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  • Die Gäste können kommen, die von Leo und Axel Sievers geführte Burgschänke in Hohenecken ist gut vorbereitet
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von Ralf Vester
Kaiserslautern. Zollstock und Hochdruckreiniger waren in den vergangenen Tagen des Gastronomen wichtigstes Equipment. Wer sich ein wenig umgeschaut hat, konnte beobachten, wie die lange eingemottete Außenbestuhlung und die Tische mit dem Kärcher wieder auf Hochglanz gebracht wurden. Gastwirte und Personal haben sich die Köpfe darüber zerbrochen, wie sich drinnen und draußen angesichts des geforderten Mindestabstands von 1,5 Metern mit viel Geschick möglichst viele Plätze für die Gäste arrangieren lassen.

Die jüngst vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium und dem Verband DEHOGA verabschiedete Handreichung für Gastronomen und Hoteliers stellt ein dickes Brett dar, das erst mal gebohrt sein will. Die darin enthaltenen Auflagen in puncto Hygiene, Mindestabstand sowie Schutz von Mitarbeitern und Gästen bis ins letzte Detail zu erfüllen, ist schier unmöglich, aber man darf sich sicher sein, dass die Wirte nach zweimonatiger Zwangspause alles tun werden, allem bestmöglich gerecht zu werden.

Aber trotz der Auflagen und der nagenden Ungewissheit, wie sich die häufig ohnehin angespannte Geschäftslage entwickeln wird, überwiegt bei Lautrer Gastronomen das Aufatmen, dass sie wieder loslegen dürfen: „Sowohl die Familie als auch die Mitarbeiter waren sehr erleichtert, dass es wieder weitergeht. Auch die Küche freut sich, wenn sie nicht mehr in Pappschachteln anrichten muss“, schmunzelt Leo Sievers, der zusammen mit seinem Bruder Axel die „Burgschänke“ in Hohenecken leitet. Mit einem Heimservice hat das familiengeführte Restaurant in den acht Wochen der Schließung versucht, die zwangsläufigen Verluste etwas zu minimieren und den Kontakt zu den Gästen nicht abreißen zu lassen.

Uwe Graf, Chef des „Lautrer Wirtshaus“, hat die Zeit der Stilllegung mit einem Abholservice überbrückt. Aber auch hier diente das lediglich zur geringfügigen Schadensbegrenzung, kostendeckend ist das freilich nicht mal annähernd. „Uns wurden allein 18 Hochzeiten sowie zahlreiche weitere Gesellschaften abgesagt“, berichtet Graf, dessen Lokal auch als Austragungsort für Musik und Kabarett dient. Auch da natürlich auf unbestimmte Zeit Fehlanzeige. Den voraussichtlichen Verlust beziffert er schon jetzt im sechsstelligen Bereich.

Aber Trübsal blasen ist nicht bei den Lautrer Gastronomen, es wird angepackt und sich der schwierigen Situation gestellt. Sascha Gärtner, Inhaber des beliebten Ausflugslokals „Quack“, hat wie Leo Sievers und Uwe Graf alle Vorkehrungen getroffen und seine Wirtschaft auf Corona-tauglich getrimmt. Die Tische in den Gasträumen sowie auf dem 300 Quadratmeter großen Außenbereich weisen die nötigen Abstände auf, Speisekarten sind laminiert, alles an Deko, Salzstreuern etc. ist von den Tischen verschwunden, und die Zettel für das Festhalten der notwendigsten Gästedaten sind ebenfalls vorbereitet. „Durch einen Nebenraum können unsere Gäste das Lokal wieder verlassen, so dass sie den Hereinkommenden nicht begegnen“, berichtet Gärtner, der mit Coupons in Zeitungen und auf Flyern die Werbetrommel kräftig rührt.

Neben leiser Erleichterung herrscht unter den Gastronomen auch ein gutes Stück Realismus vor. „Maximal die Hälfte der Tische und ein Drittel der Gäste“, rechnet Leo Sievers für die Burgschänke hoch. Graf und Gärtner sehen das ähnlich. Keiner erwartet, dass ihnen die Gäste vom Start weg die Bude einrennen. Sie rechnen mit einem verhaltenen Beginn, der sich irgendwann nach weiteren Lockerungen hoffentlich langsam wieder aufs Normalmaß auswächst.

Bis dorthin bleibt’s knifflig. „Wieder aufmachen werden wohl die meisten. Die Nagelprobe kommt erst so in zwei, drei Monaten, wenn die Kosten für Personal & Co. wieder hochgefahren sind und der Umsatz jedoch aufgrund der reduzierten Gästezahl hinterherhinkt. Dann könnten einige in die Bredouille kommen“, befürchtet Sascha Gärtner.

Die Solidarität unter den Gastronomen ist jedenfalls groß. Auf das Leid der anderen zu hoffen, ist allen vollkommen fremd. Uwe Graf hat fürs Wirtshaus einen genauen Ablaufplan für die Gäste entworfen, den er auch gerne an viele Kollegen weitergeleitet hat. Es liegt nun an uns Gästen, künftig unseren Lieblingslokalen in Stadt und Landkreis wieder regelmäßig Besuche abzustatten, deren gutes Essen und Trinken zu genießen, um damit die Konjunktur der Gastronomie wieder anzukurbeln. Prost und guten Appetit!

Autor:

Ralf Vester aus Kaiserslautern

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