Atelier Zitronenblau
Outsider-Art - Zehn Jahre Atelier Zitronenblau

- "Die Liebenden" von Daniel Mauch aus dem Atelier Zitronenblau.
- Foto: Foto: Gemeinschaftswerk
- hochgeladen von Friederika Will
Atelier Zitronenblau wird zehn Jahre alt
Art brut (französisch für „rohe Kunst“) ist ein Sammelbegriff für autodidaktische Kunst von Laien, Kindern, Menschen mit einer psychischen Erkrankung oder einer geistigen Behinderung und gesellschaftlichen Außenseitern (Outsider-Art), aber auch gesellschaftlich Unangepassten. Die Bezeichnung ging vom französischen Maler Jean Dubuffet aus, der sich eingehend mit einer naiven und antiakademischen Ästhetik beschäftigte. Art brut bedeutet eine Kunst quasi in ihrem Rohzustand – jenseits etablierter Formen und Strömungen. Das Atelier Zitronenblau des Ökumenischen Gemeinschaftswerks Pfalz gibt der besonderen Kunst in der Region ein Zuhause: Seit zehn Jahren ist es beheimatet in der Friedrichtstraße 7, Kaiserslautern.
Das Atelier, in guter Altstadtlage, ist mittlerweile fester Bestand der regionalen Kulturszene und kooperiert regelmäßig mit Einrichtungen und Institutionen. Die Künstler:innen sind jedes Jahr fester Programmpunkt bei der Langen Nacht der Kultur. Außerdem stehen regelmäßig Ausstellungen auf dem Programm.
Das Atelier ist ein eigenständiges, einrichtungsübergreifendes und inklusives Angebot, so Leiterin Nina Mursinsky. Für Menschen, die in den Werkstätten des Gemeinschaftswerks arbeiten, bedeutet das Atelier eine Ergänzung zur beruflichen Teilhabe am Arbeitsleben. Dabei ist es mehr als nur ein Ort. Er wurde zu Heimstatt und Hort für unorthodoxe Betrachtungsweisen. Kunsttherapeutin Nina Mursinsky führt auf, welchen sinnstiftenden Stellenwert Kreativität, Kunst und Können habe, wie „identitäts- und ressourcenfördernd“ dieser sich auswirke.
Im Atelier Zitronenblau beschäftigen sich Menschen intensiv mit Malerei und plastischem Gestalten. Es darf experimentiert werden – die Teilnehmenden sind sich immer wieder gegenseitige Inspiration. So ist am Ende jeden Ateliertages steht das abschließende Gespräch fester Bestandteil. Hier geht es nicht um Kritik oder Fachsimpelei, sondern um die Wirkung der Kunstwerke auf die Betrachter:innen – Anregungen und Assoziationen sind erwünscht!
Das Beschäftigen mit der Malerei bietet einen Raum der Entspannung und gleichzeitig der Konzentration auf die Entwicklung der eigenen Bildwelten. Mit überraschender Sicherheit werden Ideen, Empfindungen und Sehnsüchte zu Papier gebracht, Welten aus den verschiedensten Materialien geformt und gebaut. Eine nonkonformistische, höchst innovative und individuelle Kunst voller Leben und Geschichten, die durch ihre Vielseitigkeit und außergewöhnlichen Inhalte in Bann zieht.
Für jeden einzelnen Teilnehmenden ist die Intention, den eigenen Schwerpunkt, die individuelle Stärke in der Entwicklung der eigenen Bildwelt zu fördern.
Kunst und Kultur sind bedeutende Räume für Vision, Begegnung und Auseinandersetzung. Kunst und Kultur können Menschen auf neue Weise zusammenbringen. Was und wer hier sichtbar ist, prägt das öffentliche Bild, erzeugt Meinungen, Sichtweisen und Diskussionen.
Das Hauptaugenmerk in unseren künstlerischen Einrichtungen liegt auf der Entwicklung und Entfaltung eines authentischen künstlerischen Stils, der im Wechselbezug zur zeitgenössischen Kunst steht. Durch unterschiedliche Projekte und Workshops findet wiederkehrend ein Austausch zwischen den Künstler:innen und national bzw. international tätigen Kunst- und Literaturschaffenden statt.
Das Atelier ist also offen für alle, die daran Freude haben, gleich ob mit oder ohne Behinderung. So kommen auch viele Menschen von außerhalb des Gemeinschaftswerks ins Atelier, um dort gemeinsam zu arbeiten. Einige schon seit Jahren.
Drei feste Gruppen, montags, dienstags und donnerstags, treffen sich regelmäßig in der Friedrichstraße 7. Menschen aus den Einrichtungen des Gemeinschaftswerks und interessierte Teilnehmende, die die ganz besondere Stimmung des Ateliers schätzen. Darüber hinaus veranstaltet das Atelier regelmäßig Workshops in der Friedrichstraße. Nina Mursinsky ist auch an anderen Standorten des Gemeinschaftswerks zu Gast und bietet dort Veranstaltungen an, zum Beispiel zur assistierten Kunst.
Regelmäßig finden mit großem Erfolg Ausstellungen statt, auch mit kooperierenden Künstler:innen. Auftragsarbeiten im öffentlichen Raum und Ankäufe von privaten Sammlern bestätigen und unterstützen die Arbeit des Ateliers.
Autor:Friederika Will aus Kaiserslautern |
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