Pfalztheater-Schauspiel: Bürckel! – Frau Gauleiter steht ihren Mann
Es Hildche aus Landau

Hannelore Bähr als Frau Gauleiter Bürckel | Foto: Pfalztheater/Brenner
  • Hannelore Bähr als Frau Gauleiter Bürckel
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Der pfälzische Gauleiter Josef Bürckel war ein skrupelloser Machtpolitiker. Im Schauspiel "Bürckel - Frau Gauleiter steht ihren Mann" lässt der Autor Peter Roos seine Frau Hilde auf das Leben des NS-Potentaten zurückblicken. Eine beeindruckende Inszenierung und eine fantastische Leistung von Schauspielerin Hannelore Bähr, die den Monolog dieser Frau mit sich selbst auf beeindruckende Weise und meisterhaft führt.

"Ich bin doch nur es Hildche aus Landau, die Wirtshaustochter, die einen Volksschullehrer geheiratet hat." Hilde Bürckel blickt nach dem Tod ihres Mannes zurück auf das Leben mit ihm. Sie denkt zärtlich an ihren Mann, den Vater des Sohnes, den Zeitpunkt des Kennenlernes und des Verliebtseins. Und sie ist wütend, dass sie nach seinem Tot nun als Täterin verurteilt wird. Ja, er hat Schlimmes getan, aber dass man das nun ihr anlastet, will sie nicht recht verstehen. Diskutiert habe sie oft mit ihm, dass man den Juden zum Beispiel ab einem bestimmten Zeitpunkt keine Milch mehr gegeben hat, dafür war sie nicht. Aber dass "die weg müssen", da waren sie sich einig. Aber wie? Und dann kommt da die selbstbewusste Frau Gauleiter zum Vorschein, die stolz schildert, wie beeindruckt sie war, als sie auf dem Obersalzberg Hitler persönlich getroffen hat, und wie schick doch diese Eva Braun war. Sie genoss die eigene Prominenz. Naives Heimchen am Herd oder stolze und brave Untertanin und unterstützender Teil der menschenverachtenden NS-Schreckensherrschaft? Ihr graut vor sich selbst, aber sie fragt auch: "Was macht man, wenn man so einen liebt?"

Im Oktober 2020 jährt sich die Deportation der Juden aus der Pfalz in das Internierungslager nach Gurs. Auf Veranlassung u.a. von Gauleiter Bürckel wurden am 22. Oktober 1940 zirka 6.500 Frauen, Männer und Kinder in das Lager verschleppt. Nur wenigen gelang die Auswanderung. Für die meisten wurde Gurs zu einer Vorhölle von Ausschwitz, wo sie ermordet wurden. Dieses Stück macht die Geschichte hautnah und tief ergreifend. Es ist hier in unserer Region passiert, das zeigt nicht nur das auf der Bühne nachgebaute Jagdhaus "Lass-mich-in-Ruh" von Bürkel. Es wird greifbar in den Orten unserer Umgebung, die wir kennen, etwa Landau oder die Villa Böhm in Neustadt an der Weinstraße, wo dieser Unmensch lebte. Und es ist nah in der zum Teil pfälzischen Sprache. Dieses Schauspiel ist nicht ein Stück über die Geschichte, es ist die Geschichte. Das macht die Geschichte noch erschreckender. Das Stück geht unter die Haut, aber es ist kein belehrendes Stück, und nur an einer einzigen Stelle hört man aus dem Propaganda-Lautsprecher eine kurze Einspielung von politischer Hetze aus unseren Tagen. Sehr gut platziert von Regisseurin Susanne Schmelcher. Dieses Schauspiel ist eine grandiose Auftragsarbeit des Autors und eine meisterhafte Schauspielleistung von Hannelore Bähr. Bitte unbedingt ansehen!

Mehr dazu beim Pfalztheater.

Autor:

Petra Rödler aus Kaiserslautern

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