Vom Lohn bis zur Unterkunft – Erntehelfer sind keine „Feldarbeiter 2. Klasse“

Süß und lecker: frisch gepflückte Erdbeeren. Die Arbeit, die hinter der Erdbeerernte
steckt, ist allerdings hart, sagt die Agrar-Gewerkschaft IG BAU Rheinhessen-Vorderpfalz.
Sie appelliert an die Landwirte im Kreis Bad Dürkheim, auf faire Löhne und anständige
Unterkünfte für Erntehelfer zu achten. | Foto: IG BAU / Florian Göricke
  • Süß und lecker: frisch gepflückte Erdbeeren. Die Arbeit, die hinter der Erdbeerernte
    steckt, ist allerdings hart, sagt die Agrar-Gewerkschaft IG BAU Rheinhessen-Vorderpfalz.
    Sie appelliert an die Landwirte im Kreis Bad Dürkheim, auf faire Löhne und anständige
    Unterkünfte für Erntehelfer zu achten.
  • Foto: IG BAU / Florian Göricke
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Bad Dürkheim. Sie sorgen für frisches Obst und Gemüse: Erntehelfer im Landkreis Bad Dürkheim haben faire Löhne und ordentliche Unterkünfte verdient. Das fordert die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Die IG BAU Rheinhessen-Vorderpfalz appelliert an die Obst- und Gemüsebauern in der Region, bei Saisonkräften für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen.

„Vom Spargel über Erdbeeren und Gurken bis zu Äpfeln und Kirschen: Die Obst- und die Gemüseernte ist harte Arbeit – gebückt, auf den Knien, oft im Regen oder in sengender Sonne. Die Menschen, die diese Jobs machen, müssen dafür auch ordentlich bezahlt und anständig untergebracht werden. Saisonarbeiter haben mindestens den Mindestlohn verdient. Ausnahmen darf es dabei auch in Zukunft nicht geben“, sagt der Bezirksvorsitzende der IG BAU Rheinhessen-Vorderpfalz, Rüdiger Wunderlich.

Oft kämen die Saisonkräfte aus osteuropäischen Ländern – vorwiegend aus Rumänien. Aber auch aus Bulgarien, Polen und Kroatien. Und zunehmend sogar aus Zentralasien. „Viele kommen Jahr für Jahr zur Erntesaison. Sie bleiben dann drei Monate. Oft aber auch länger. Während dieser Zeit leben die Saisonkräfte in Unterkünften, die häufig auch noch ziemlich heruntergekommen sind. Trotzdem zahlen sie dafür oft eine hohe Miete“, so Rüdiger Wunderlich. Auch die Verpflegung gehe vom Lohn ab. Dazu kämen die Transport- und Vermittlungskosten zu den Landwirten im Kreis Bad Dürkheim. „Unterm Strich bleibt dabei für Saisonkräfte, die den gesetzlichen Mindestlohn verdienen, am Monatsende nicht mehr wirklich viel übrig“, so Wunderlich. Die IG BAU Rheinhessen-Vorderpfalz warnt: Die Arbeit auf dem Feld dürfe nicht zur Ausbeutung werden. Erntehelfer aus dem Ausland seien keine „Feldarbeiter 2. Klasse“.

Dabei sei, so Wunderlich, der gesetzliche Mindestlohn von aktuell 12,82 Euro pro Stunde das Minimum, das Landwirte ihren Saisonbeschäftigten zahlen müssten. „Alles darunter ist strafbar und ein Fall für den Zoll. Und für Landwirte, die davon geträumt haben, Saisonarbeiter aus dem Ausland mit absoluten Billigst-Löhnen abspeisen zu können, gibt es jetzt eine klare Botschaft: Das Bundesagrarministerium in Berlin hat klargestellt, dass es für die Landwirtschaft keine Ausnahmen vom Mindestlohn geben wird“, so der Bezirksvorsitzende der Agrar-Gewerkschaft. Damit sei die „respektlose Forderung“ des Deutschen Bauernverbandes, Saisonarbeitern in der Landwirtschaft nur 80 Prozent des gesetzlichen Mindestlohnes zu zahlen, endlich vom Tisch. Denn das hätte, so die IG BAU Rheinhessen-Vorderpfalz, insgesamt das Lohnniveau gedrückt – auch für Fachkräfte in den landwirtschaftlichen Betrieben.

Bereits heute werde in der Landwirtschaft nicht gerade üppig verdient: „Viele Betriebe suchen händeringend nach Arbeitskräften – vor allem auch nach Saisonkräften. Jede Lohndrückerei würde den Mangel an Arbeitskräften noch verschlimmern“, so Wunderlich. Es sei auch nicht gerechtfertigt, „bei den Löhnen zu knausern“. Denn wirtschaftlich passiere gerade eine Menge, wovon auch die Landwirte im Kreis Bad Dürkheim erheblich profitierten: So plane die schwarz-rote Bundesregierung eine Senkung der Stromsteuer für die Landwirtschaft. Und ab 2026 werde es zudem wieder die volle Rückvergütung beim Agrar-Diesel von immerhin 21,4 Cent pro Liter geben.

Rüdiger Wunderlich verweist außerdem auf die Niederlande: „Die Bauern in Holland zahlen heute bereits einen Mindestlohn von immerhin 14,40 Euro pro Stunde. Sie liegen damit 1,58 Euro über dem gesetzlichen Mindestlohn in Deutschland. Und sie beliefern trotzdem den deutschen Markt mit Obst und Gemüse.“ Der Mindestlohn in Deutschland steige im kommenden Jahr auf 13,90 Euro pro Stunde und liege dann immer noch unter dem untersten heutigen Lohnniveau der Niederlande.

Wer im Kreis Bad Dürkheim auf Saisonkräfte treffe, die Hilfe benötigten, könne sich an das Beratungsnetzwerk Faire Mobilität vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) wenden (E-Mail kontakt@faire-mobilitaet.de oder Telefon 030 219653721. Die Homepage www.faire-mobilitaet.de bietet zudem Informationen in Sprachen, die für Saisonkräfte relevant sind, so die IG BAU Rheinhessen-Vorderpfalz.

Die Agrar-Gewerkschaft nennt zu der Hilfe, die sich Landwirte im Kreis Bad Dürkheim für die Arbeit auf den Feldern holen, auch Zahlen: So waren genau vor einem Jahr – im Juli 2024 – rund 270 kurzfristig Beschäftigte zur Erntesaison in der Landwirtschaft im Landkreis Bad Dürkheim im Einsatz, so die IG BAU Rheinhessen-Vorderpfalz. Die Agrar-Gewerkschaft beruft sich dabei auf Angaben der Arbeitsagentur. red/bas

Autor:

Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen

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