800. Todestag des Ordensgründers
Dominikaner hatten früh Kontakte nach Speyer

St. Magdalena in Speyer nimmt eine Sonderstellung ein: Es ist das einzige ununterbrochen seit dem Mittelalter besiedelte Kloster im Gebiet des Bistums Speyer. | Foto: WikimediaImages/Pixabay
  • St. Magdalena in Speyer nimmt eine Sonderstellung ein: Es ist das einzige ununterbrochen seit dem Mittelalter besiedelte Kloster im Gebiet des Bistums Speyer.
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Speyer. Viele Jahre hing im Seitenschiff der St. Ludwigs Kirche in Speyer ein von Schwester Fidelis Stadtmüller OP geschaffenes Bild, das die heiligen Thomas von Aquin und Albert den Großen vor dem Hintergrund der ehemaligen Dominikanerkirche in Speyer zeigt. Die Darstellung reflektiert das Lehrer-Schüler-Verhältnis zwischen Albert, der auch der Deutsche genannt wurde, und Thomas von Aquin, der in Köln Alberts Vorlesungen hörte und von ihm die für sein weiteres Forschen und Lehren entscheidende Philosophie des Aristoteles kennenlernte. Im Hintergrund wird die mittelalterliche Speyerer Dominikanerkirche sichtbar, deren Chor ab 1840 zur Priesterseminar- und Konviktskirche verwandt wurde.

Albert war als Bischof von Regensburg Schlichter bei einer Abgrenzung der gegenseitigen Rechte zwischen Kloster und Domkapitel beteiligt. Die Dominikaner, die am 6. August den 800. Todestag ihres Stifters, des hl. Dominikus, begehen, hatten wohl schon früh unter Bischof Konrad von Scharfenberg (+1224) Kontakte nach Speyer. Die Gründung einer festen Niederlassung erfolgte erst 40 Jahre nach den Franziskanern. Bischof Heinrich II. von Leiningen nahm 1262 die Grundsteinlegung der Kirche vor.

Dem Orden, der unter Dominikus‘ Nachfolger Jordan von Sachsen einen stürmischen Aufschwung nahm und dem Scharen junger Männer zuliefen, diente die verkehrsgünstig gelegene Reichsstadt häufig als Veranstaltungsort von Kapiteln. Sein geistiger Zuschnitt, dem es auf die rationale Durchdringung des Glaubens ankam und der mit dem Grundsatz „aliis contemplata tradere“, „anderen Betrachtetes weitergeben“ der überzeugenden Predigt großen Wert beimaß, fand in Speyer, in dem mit dem Reichskammergericht eine große Zahl hochgebildeter Juristen wohnte, Anklang. Innerhalb der Provinz Teutonia galt Speyer als bedeutender Schulort.

Mehrere Klöster der Dominikanerinnen im Bistum

Ein weiteres Aufgabenfeld war die Betreuung des in der früheren Vorstadt Hasenpfuhl angesiedelte Kloster der Dominikanerinnen, das als Kloster der Reuerinnen von dem Stifter Walter von Barth und seiner Ehefrau Edelinde gegründet wurde, aber bald die Regel der Dominikanerinnen annahm. Weitere Dominikanerklöster bestanden im alten Bistum Speyer in Weißenburg und Pforzheim. Ausstrahlung auf im heutigen Bistum Speyer gelegene Orte hatte auch das Wormser Dominikanerkloster. Es besaß etwa Besitz in Kindenheim und Bockenheim. In den 1920er Jahren im ehemaligen Paulusstift neu angesiedelt, versahen die Wormser Dominikaner auch seelsorgliche Dienste im heutigen Bistum Speyer.

Große Anziehungskraft vor allem auf weibliche Angehörige des südwestdeutschen Adels übte Kloster Lambrecht aus, das sich aus einem im 10. Jahrhundert gegründeten Benediktinerkloster entwickelt hatte, das 1244 von Dominikanerinnen besiedelt wurde. Im Jahre 1551 entging es der völligen Säkularisation, indem seine Güter mit päpstlicher Billigung der Universität Heidelberg inkorporiert wurden. Ähnlich starke Anziehungskraft übten auch die unmittelbar bei Worms gelegenen Dominikanerinnenklöster in Hochheim und Liebenau aus, die sich – vergeblich - der Reformation widersetzten. Zum Gründungsgut des von Ritter Dirolf gestifteten Hochheim Konventes gehörten auch 70 Morgen in Ottersheim in der Nordpfalz. In Liebenau, das in Einselthum reich begütert war, wurde mit Ruprecht von der Pfalz ein deutscher König erzogen. Im rechtsrheinischen Sprengel des alten Bistums Speyer gab es Klöster der Dominikanerinnen in Pforzheim, Steinheim/Murr und Altburg bei Calw.

St. Magdalena in Speyer nimmt eine Sonderstellung ein, indem es das einzige ununterbrochen seit dem Mittelalter besiedelte Kloster im Bistumsgebiet ist. Von ihm sind Gründungen ausgegangen, die in Peru und Brasilien bis heute bestehen. Die 1907 aus ihm entwachsenen Armen Schulschwestern nannten sich 1972 in Institut St. Dominikus. Ihm gehören Dominikanerinnen bischöflichen Rechtes an. Die von ihnen getragenen Krankenhäuser, Kindergärten und Schulen sind heute Teil der Dominikus-Stiftung.
Pfarrer Mathias Köller,
Bistumsarchiv Speyer

Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

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