Glaube, Krankheit und Kunst
Hiob und seine universellen Botschaften.
- Briton Rivière: Daniel in der Löwengrube, 1872.
Ein klassisches Beispiel viktorianischer Historienmalerei über Vertrauen und göttlichen Schutz. - Foto: Daniel in the Lions’ Den, 1872 Gemälde von Briton Rivière Public Domain Quelle: Google Arts & Culture
- hochgeladen von Zenhom Haggag
Warum Leid, Geduld und Hoffnung Kulturen verbinden – und warum das Fehlen von Bildern selbst eine Botschaft ist.
Hiobsbotschaften gehören zu den schwersten Momenten menschlicher Erfahrung. Sie stehen für Verlust, Krankheit, Ohnmacht – und zugleich für die Frage, wie der Mensch damit umgeht. Die biblische Gestalt Hiob, im Islam als Ayyub verehrt, ist bis heute ein Sinnbild für Geduld und Standhaftigkeit. Auffällig ist dabei: Während Texte über Hiob/Ayyub in allen Kulturen präsent sind, bleibt seine Darstellung in der bildenden Kunst selten. Gerade dieser Mangel erzählt viel über Glauben, Respekt und gemeinsame Werte.
Hiob – eine Figur jenseits religiöser Grenzen
Hiob ist keine exklusive Gestalt einer Religion. In der Bibel wie im Koran verkörpert er den Menschen, der alles verliert – Besitz, Gesundheit, Familie – und dennoch nicht zerbricht. Seine Geschichte ist kein theologisches Lehrstück, sondern eine zutiefst menschliche Erzählung über Würde im Leid. Dass der Begriff „Hiobsbotschaft“ bis heute im Alltag verwendet wird, zeigt, wie tief diese Figur im kollektiven Bewusstsein verankert ist – im Westen wie im Orient.
Ayyub im Islam: Präsenz ohne Bilder
Im Islam ist der Prophet Ayyub hoch verehrt. Seine Geschichte wird über Texte, Predigten und Überlieferungen weitergegeben. Die Zurückhaltung gegenüber figürlicher Darstellung ist kein Zeichen von Mangel, sondern Ausdruck religiöser Achtung. Das Fehlen von Bildern ist hier selbst eine kulturelle Entscheidung – und kein Defizit an Kunst oder Vorstellungskraft. Gerade darin zeigt sich eine andere, ebenso wertvolle Form von Spiritualität.
Die westliche Kunst und das Leiden
Die europäische Kunstgeschichte hat Hiob immer wieder aufgegriffen – oft als leidenden Körper, als existenziell geprüften Menschen. Künstler stellten ihn nicht als Sieger dar, sondern als Fragenden, als Verletzten, als Suchenden. Diese Bilder sind weniger Illustration als Spiegel menschlicher Grenzerfahrung. Sie zeigen nicht nur religiöse Motive, sondern universelle Emotionen: Angst, Einsamkeit, Hoffnung.
Krankheit als zeitgenössische Hiobsbotschaft
In Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Reha-Zentren erleben Menschen täglich moderne Hiobsbotschaften:
Diagnosen, Amputationen, Einschränkungen, Abschiede vom bisherigen Leben. Die Geschichte Hiobs erhält hier eine neue Aktualität. Sie wird nicht gelesen, sondern gelebt. Kunst kann helfen, diese Erfahrungen sichtbar zu machen – ohne zu verletzen, ohne zu vereinfachen.
Kunst als Brücke der Verständigung
Gerade weil Hiob/Ayyub religiöse, kulturelle und sprachliche Grenzen überschreitet, eignet sich seine Geschichte als verbindendes Motiv. Kunst und Kultur sind keine Schranken, sondern Brücken. Sie können Klischees abbauen, Verständnis fördern und gemeinsame Werte sichtbar machen – dort, wo Worte allein nicht ausreichen.
Moral von der Geschichte
Hiobsbotschaften sind universell. Geduld, Würde und Hoffnung ebenso. Ob mit Bild oder ohne – entscheidend ist nicht die Darstellung, sondern das gemeinsame Verstehen.
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zhaggag@gmail.com
Autor:Zenhom Haggag aus Bad Bergzaberner Land |
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