Häusliche Enge in Corona-Zeiten zählt zu Risikofaktoren
Gewalt gegen Frauen

Foto: Levgen Chabanov (Adobe.Stock)

Von Markus Pacher

Neustadt. Die jüngst erfolgten Gewaltverbrechen an Frauen in Neustadt und der Region lassen aufschrecken. Seit Anfang diesen Jahres wurden fünf Frauen und drei Kinder getötet, eine Frau überlebte nur durch eine Notoperation. In der letzten Woche schockte uns der Fall einer Frau in Neustadt, die von einem Bekannten umgebracht wurde.

Jede dritte Frau in Deutschland ist in ihrem Leben von Gewalt betroffen, jede vierte Frau von Gewalt in engen Beziehungen und Stalking, berichtet Melanie Scherff, Leiterin des Frauenhauses Neustadt. „Gewalt gegen Frauen und Kinder und deren Bekämpfung ist kein individuelles Problem, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und Verantwortung.

Ratifizierte Istanbulkonvention

Behörden und Institutionen wie Gerichte, Staatsanwaltschaften und Polizei sind überlastet und zum Teil auch nicht ausreichend qualifiziert und sensibilisiert bezüglich Gewalt in engen sozialen Beziehungen und Stalking“, so Melanie Scherff, die die ratifizierte Istanbulkonvention als einen wichtigen Schritt bezeichnet, auch wenn die Umsetzung oftmals an finanziellen Zuständigkeitsfragen scheitert, das heißt, Bund, Länder oder Kommunen sich nicht immer einig sind, wer für die hohen Kosten aufkommen soll.
Scham oder auch einfach nur Unkenntnis über die Unterstützungsangebote und Beratungsstellen führt oftmals dazu, dass Frauen ihr Probleme für sich behalten und auf eine Kontaktaufnahme verzichten, weiß Melanie Scherff. „Ein weiteres Problem ist der Schutz der Kinder im Kontext Gewalt in engen sozialen Beziehungen. Noch immer ist das Umgangsrecht des Kindesvaters bedeutsamer als der Schutz der Frau und das Kindeswohl“, so Melanie Scharff, die für Institutionen wie das Frauenhaus, also Einrichtungen, die direkt mit gewaltbetroffenen Kindern und Frauen Kontakt haben, mehr Ressourcen in personeller und finanzieller Hinsicht fordert.
Gewalt an Frauen gibt es überall, unabhängig von Schicht und Bildungsstufe.

Räumliche Enge durch Corona verschärft Gefahr

Gewalt ist nicht nur körperlich, sondern häufig psychischer, ökonomischer, sexualisierter und sozialer Natur. Zu den Risikofaktoren zählt Melanie Scherff neben der gerade in Coronazeiten verschärften räumlichen Enge in Folge von Quarantäne oder Home-Office unter anderem Gewalterfahrungen in Kindheit und Jugend sowie traditionelle Geschlechterrollen.

Hellhörigkeit gefragt

Melanie Scherff appelliert an die Hellhörigkeit von Nachbarn, Freunden und Familie, denn viele Frauen trauen sich nicht, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und bei einer Beratungsstelle Hilfe zu suchen. Ihr Rat lautet: „Wichtig ist eine klare Position zum Thema Gewalt in engen sozialen Beziehungen. Informieren Sie sich selbst, holen Sie sich fachliche Hilfe oder vermitteln Sie an spezialisierte Fachstellen. Achten Sie auf Indikatoren für Beziehungsgewalt und Stalking und sprechen Sie Betroffene direkt an. Beratungsstellen bieten auch Unterstützung und Informationen für Angehörige, Kolleg*innen und Nachbar*innen, für andere Fachkräfte und Institutionen um gezielt und effektiv reagieren und unterstützen und können. Verteilen Sie Plakate und Infomaterial oder legen Sie dieses in Ihrer Praxis, Kita, Behörde, Laden, etc. aus.“

Acht Todesopfer

Am 5. Januar erschießt ein Mann seine Frau und den 14-jährigen Sohn in Ludwigshafen. Am 19. Januar tötet in Bad Dürkheim ein Mann seine beiden 3- und 5-jährigen Kinder und sich selbst. Am 11. Februar wird eine Frau in Ludwigshafen in ihrer Wohnung getötet, am 21. Februar eine weitere Frau in Neustadt. Drei Tage später wird eine Frau in ihrer Wohnung vermutlich durch ihren Ehemann getötet. Noch am selben Abend wird eine weitere Frau aus Schifferstadt wahrscheinlich von ihren Neffen umgebracht. Ihre Zwillingsschwester, die Mutter des Tatverdächtigen, überlebt nur durch eine Notoperation. ps

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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