Umfrage der Caritas-Tagesstätte
Obdachlose in Mannheim zunehmend frustriert

Corona-Regelungen stellen wohnungslose und obdachlose Menschen auch in Mannheim vor besondere Herausforderungen. | Foto: Christian Gaier
  • Corona-Regelungen stellen wohnungslose und obdachlose Menschen auch in Mannheim vor besondere Herausforderungen.
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Mannheim. Ohne Ausweis einen Impfnachweis bekommen, sich ohne Smartphone testen lassen, ohne Wohnung in Quarantäne gehen – die Corona-Regelungen stellen wohnungslose und obdachlose Menschen vor besondere Herausforderungen. Hinzu kommen weniger Aufenthaltsorte und eingeschränkte Hilfsangebote. Das sorgt für zunehmende Frustration, die auch in der Caritas-Tagesstätte für Wohnungslose aufschlägt.

„Ich habe in letzter Zeit viel mehr Ausgrenzung erfahren müssen“, hat ein Besucher der Tagesstätte bei einer Umfrage gesagt. Er ist nicht der einzige, der sich so äußert. Einer der Gründe: Beliebte Aufenthaltsorte wie Bibliotheken und Einkaufspassagen haben jetzt Zugangskontrollen und -beschränkungen.

Zeitweise kein Aufenthalt möglich

In der Tagesstätte selbst ist der Zugang weiterhin ohne Impf- oder Testnachweis möglich, allerdings dürfen sich nur Menschen, die tatsächlich keine Wohnung haben, drinnen aufhalten, um die Personenzahl zu begrenzen, und es herrscht FFP2-Maskenpflicht sowie Kontaktnachverfolgung. Zeitweise, als die Situation besonders angespannt war, war kein Aufenthalt möglich. Aktuell hat die Tagestätte an drei Tagen die Woche geöffnet, an zwei Tagen findet eine Ausgabe durch das Fenster statt.

„Das stetige Überprüfen und Durchsetzen der Hygienevorschriften ist absolut notwendig, kostet aber wertvolle Energie und erschwert die Beziehungsarbeit zwischen uns und den Klienten“, sagt Sozialarbeiterin Monika Ben Omrane. „Das ist eine massive zusätzliche Belastung.“

Mehr Coronainfektionen

Auch unter den Wohnungslosen sind die Infektionszahlen gestiegen, so dass es eine wichtige Aufgabe für die Sozialarbeiterinnen geworden ist, PCR-Tests zu organisieren und den Betroffenen das Ergebnis mitzuteilen, die Quarantäneunterbringung sowie Fragen mit dem Gesundheitsamt zu klären und vieles mehr. Sprachbarrieren und die Tatsache, dass die meisten Wohnungslosen kein Smartphone oder Telefon und keine Email-Adresse haben, sind ein großes Problem. Dies gilt auch beim Testen, da viele Teststationen eine digitale Anmeldung erfordern.

Darüber hinaus war das Impfen ein großes Thema: Die Tagesstätte organisierte 2021 eine Impfaktion mit Johnson & Johnson, informiert kontinuierlich über aktuelle Impfaktionen und hilft bei fehlenden Ausweisen und fehlender Krankenversicherung.

Gleichzeitig geht die normale Arbeit weiter: Essens- und Kleiderausgabe, Sozialberatung, eine regelmäßige medizinische Sprechstunde, Postausgabe und vieles mehr. 2021 kamen im Schnitt täglich 42 Wohnungslose in die Tagesstätte, insgesamt haben 459 Menschen die Angebote genutzt. Knapp 8700 Essen wurden ausgegeben.

Im Herschelbad duschen

Aufrechterhalten wurde die Möglichkeit, einmal die Woche im Wannenbad im Herschelbad zu duschen. Dabei unterstützen Ehrenamtliche. Auch die Sonntagseinladungen der Gemeinden für wohnungslose und bedürftige Menschen finden statt – meistens als To-Go-Variante.

„Im letzten Jahr mussten wir viel Ausdauer beweisen. Sowohl die Klienten als auch wir im Team hatten mit Ungewissheit und Hoffnungslosigkeit zu kämpfen“, sagt Monika Ben Omrane. „Jetzt hoffen wir auf mehr Beständigkeit und Ruhe, damit wieder mehr Zeit für das Wesentliche bleibt: Wohnungslose in schwierigen Lebenslagen zu unterstützen.“ juk

Autor:

Christian Gaier aus Mannheim

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