BriMel unterwegs
Künstlerisches Quartett im Mannheimer S4-Quadrat

- Gitarrenklänge in der Vernissage, ein Genuss
- Foto: Brigitte Melder
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Mannheim. Eine herzliche Einladung erging für die Vernissage „Alles im Fluss“ am 22. August um 19 Uhr. Alle Künstlerinnen und Künstler waren anwesend: Heike Kampa (aus Halle an der Saale, lebt in Mannheim), Astrid Steegmüller (aus Göttingen, lebt jetzt in Speyer), Klaus Fresenius (aus Speyer) und Matthias Göhr (aus Landau). Musikalisch begleitet wurde das Quartett von dem herausragenden Gitarristen Christian Straube aus Speyer. Die Stilrichtungen der Ausstellenden könnte nicht unterschiedlicher sein, deshalb war sie interessant und sehr gut besucht.
Astrid Steegmüller war mit ihrer 20-jährigen Enkelin Lotte Heller gekommen, die später beim Weinausschank zur Stelle war. Alle ausgestellten Plastiken – und das waren sehr viele – stammen aus den kreativen Händen er Künstlerin.
Klaus Fresenius‘ Gemälde bedecken ganze Wände, wirken auch nur an solchen. Zwei große Figurenbilder mit Tusche gemalt tragen die Titel „Der Schamane tanzt“ und „Frühlingsreigen“, eine Hommage an die Komposition „Le Sacre du Printemps“ von Igor Stravinsky.
In seiner taufrischen Begrüßungsrede, die er auch noch an seinem 73. Geburtstag hielt, ging Klaus Fresenius auf die einzelnen Künstlerinnen und Künstler aus Mannheim, Speyer und Landau hier im „Raum S.4.17“ der ehemaligen Städtischen Galerie Mannheim ein. Dank an den Architekten Dr. Naumer, der sein Büro nebenan unterhält und den Raum für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung stellt.
Er begann mit Astrid Steegmüllers Vorstellung. Die mit Pappmaché bis ins kleinste Detail plastisch gestalteten Tiere sehen lebensecht aus. Sie verwendet keine Draht- oder Holzgestelle zum Aufbau der Formen. Die letzte Schicht besteht aus Toilettenpapier, mit dem sie eine feinere Struktur erzielt. Zum Schluss folgt noch die Bemalung und wirken letztendlich lebensecht.
Heike Kampa ging mit Astrid Steegmüller einen vergleichbaren Weg der Ausbildung und Vertiefung, um ihre Malereien auszuführen und ist wie Astrid Steegmüller Autodidaktin. Sie belegte Semester an der Kunstschule Villa Wieser in Malerei, Bildhauerei sowie Kurse an der BBK in Mannheim. Bei ihr stehen Farben im Vordergrund mitunter plastisch zu Spritzern und Schlieren aufgetragen, aber auch fein abgestuft. Köpfe, Blumen und Landschaften sind ihre Themen. Die Gestaltung reicht von der gegenständlichen Darstellung bis zur Abstraktion.
Matthias Göhr ist ein sehr aktiver Künstler, was sowohl seine Arbeiten als ach Ausstellungen betrifft. Sein Thema sind Tiere und Menschen, meist Köpfe, die in einem symbiotischen Verhältnis zueinanderstehen. Die Stimmung, die die Arbeiten auch durch ihre subtile Farbigkeit vermitteln, ist zum einen melancholisch, zum anderen aber auch von einem stillen Glück und harmonischer Ruhe erfüllt.
Klaus Fresenius hat schon als Kind mit großer Lust gezeichnet und hatte seine erste Ausstellung bereits mit 20 Jahren. Das Studium in Karlsruhe erfolgte erst 6 Jahre später. Sein Hauptthema ist der Mensch: Frauen, Idole, Männer, Läufer, Tanzende, Liebende, verzweifelte und erschütterte Menschen. Da bei ihm auch die Schrift ein Thema ist nannte er seine Arbeiten „abstrakte Kalligrafien“.
Ein kleiner Tipp genügte und schon fingen die Gäste an unter Gitarrenbegleitung von Christian Straube „Happy birthday“ einzustimmen. Danach wurde zur Fragestunde eingeladen, worauf eine Dame Astrid Steegmüller nach ihrer Herstellungsweise fragte. „Zuerst werden zwei Würste gedreht und baut dann darauf auf. Muss immer wieder trocknen, deshalb kann sie es nur im Hochsommer machen oder mittels Kaminofen in der kälteren Jahreszeit. Es dauert sehr lange bis so eine Plastik fertig ist. Inspiriert wurde sie durch Spaziergänge im Rheingönheimer Wildpark mit seinen zahlreichen Wildtieren. Mehrere Rollen Toilettenpapier gehen aus dieser Ausstellung hervor und dann erzählte sie zur Belustigung noch wie es in Zeiten von Corona mit dem Papier bestellt war.
Für Heike Kampa verdeutlichen die Pusteblumenbilder, auf denen Kinder abgebildet sind, sinnbildlich, dass "Alles im Fluss" nicht nur Titel, sondern eine Haltung ist. Es geht um ein bewusstes Mitgehen mit den Strömungen des Lebens, ein Loslassen und zugleich ein Offen-Sein für Neues. So wie die Kinder die Samen wegpusten, diese durch den Wind weggetragen werden und daraus neue Keime entstehen, so kann auch im Leben Neues wachsen. „Mein Wunsch ist, dass die Betrachterinnen und Betrachter der Bilder dieses Gefühl von Leichtigkeit mit nach Hause nehmen“ sagt Heike Kampa.
Mattthias Göhr rührt Farbe an und fängt dann an, das Bild auf dem Boden liegend zu bemalen. Das Auge macht sich an dem Bild fest. Er ist ein Magier und Geschichtenerzähler. Auf seinen Leinwänden findet Abstraktes und Figürliches zusammen. Er ist seit 1982 freischaffender Künstler und hatte schon mehrere Ausstellungen im In- und Ausland.
Auch Klaus Fresenius wirkte bei internationalen Ausstellungen mit. Seit über 30 Jahren entstehen kleine und mittelfgroße Skulpturen aus Fundhölzern. Hinzu kommen Grafiken im Hoch-, Tief- und Flachverfahren.
Die Vernissage war eröffnet und es gab Getränke und Speyerer Partybrezel, eine etwas kleinere Version der Originale und daher könne man auch zwei essen. Ausgelegt waren außerdem CD von Christian Straube und das Buch „Der Schmale“ über Akzeptanz und Selbstliebe und vieles mehr.
Die Ausstellung ist in den großen Räumlichkeiten zu den Öffnungszeiten Do-So von 16 bis 19 Uhr bis zum 7. September im Raum S4, 17-24 (aufpassen, da Hinterhof) zu bewundern. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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