Radsport
Auf den Spuren jugendlicher Sporterfolge

Aschenbahnrennen 1965 in Landau | Foto: Willi Zinnkann
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  • Aschenbahnrennen 1965 in Landau
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Wie eine Facebook-Gruppe zur lebendigen Chronik der deutschen Radsportgeschichte wurde

Was mit einer Idee und einer Portion Nostalgie begann, ist heute zu einer Bewegung geworden: Über 3000 ehemalige Rennfahrerinnen und Rennfahrer, Trainer, Funktionäre und Radsportfreunde vereinen sich inzwischen in einer Facebook-Gruppe, die den klangvollen Namen „Deutsche Radsportszene und Radsportfreunde/innen“ trägt. Eine Gemeinschaft, die das Ziel verfolgt, die Geschichte des deutschen Nachwuchs-Radsports zu bewahren – und dabei weit mehr erreicht hat, als ihr Gründer je ahnte.
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Von der belächelten Idee zur wachsenden Bewegung

[/b]„Am Anfang wurde ich ehrlich gesagt oft belächelt“, erinnert sich der Initiator, Rudi Birkmeyer. „Viele sagten: ‚Wen interessieren denn die ollen Kamellen von früher?‘“ Doch er ließ sich nicht entmutigen. Mit Liebe zum Detail begann er, alte Ausgaben des Fachmagazins Der Radsport durchzusehen – jenes traditionsreichen Blattes, das jahrzehntelang die Erfolge der deutschen Fahrerinnen und Fahrer dokumentierte.
Was er dort fand, war mehr als bloße Statistik: Namen, Zeiten, Orte – und vor allem Erinnerungen. Er beschloss, diese Schätze zu heben und öffentlich zugänglich zu machen. „Ich wollte, dass die Geschichten unserer Radrennen nicht in Archiven verstauben. Diese Ergebnisse, die damals unsere Welt bedeuteten, sollten wieder sichtbar werden.“
So begann er, alte Rennberichte zu digitalisieren, Fotos einzuscannen und Beiträge über längst vergangene Wettkämpfe zu posten. Und dann geschah etwas Unerwartetes: Die Radsportwelt reagierte begeistert.
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Erinnerungen, die zum Leben erwachen

Unter den Beiträgen häuften sich Kommentare, in denen sich ehemalige Rennfahrer wiedererkannten. „Ich habe 1968 beim Rennen in Köln den 8. Platz in der A-Jugend belegt!“, schrieb einer. Ein anderer erinnerte sich an sein erstes Straßenrennen, „wo der Wind noch von vorne kam und die Beine trotzdem leicht waren“.
Plötzlich wurden alte Namen wieder lebendig, alte Rivalitäten zu gemeinsamen Erinnerungen. Viele Mitglieder der Gruppe entdeckten dabei nicht nur ihre sportliche Vergangenheit, sondern auch alte Freundschaften neu.
„Das ist das Schönste an der ganzen Sache“, sagt der Gründer mit einem Lächeln. „Wenn sich nach Jahrzehnten zwei frühere Konkurrenten in den Kommentaren wiederfinden, sich austauschen, vielleicht sogar wieder treffen – dann weiß ich, warum sich diese Arbeit lohnt.“
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Geschichte als Gemeinschaftsprojekt

Was als private Leidenschaft begann, hat sich zu einem echten Gemeinschaftsprojekt entwickelt. Immer mehr Mitglieder beteiligen sich aktiv, schicken alte Fotos, Berichte oder Rennprogramme. Die Gruppe gleicht mittlerweile einem offenen Archiv des deutschen Nachwuchs-Radsports – mit tausenden Dokumenten, die andernfalls vielleicht verloren gegangen wären.
Die Begeisterung ist generationsübergreifend. Neben den „alten Hasen“ beteiligen sich auch jüngere Radsportlerinnen und Radsportler, die neugierig auf die Geschichte ihrer Vorgänger sind. „Es ist faszinierend zu sehen, wie sich der Sport entwickelt hat – die Räder, die Trikots, die Taktik. Aber die Leidenschaft ist geblieben“, schreibt ein junger Amateurfahrer in die Kommentare.
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Wenn Vergangenheit Gegenwart wird

Einmal im Jahr wird die virtuelle Gemeinschaft real: Beim großen Jahrestreffen kommen inzwischen über 100 ehemalige Toprennfahrer zusammen. Viele reisen quer durch Deutschland an, um alte Kameraden zu sehen, Fotos zu tauschen und gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen.
„Da stehen plötzlich Menschen nebeneinander, die sich 40 Jahre lang nicht gesehen haben – und trotzdem sofort wieder wissen, wer damals bei welchem Rennen die Nase vorn hatte“, erzählt einer der Teilnehmer lachend.
Diese Treffen sind mehr als nostalgische Abende – sie sind lebendige Zeitzeugnisse eines Sports, der Generationen geprägt hat. Und sie zeigen, wie stark das Band ist, das der Radsport über Jahrzehnte knüpft.
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Ein Stück Identität

[/b]„Für viele ist das nicht nur Erinnerung, sondern auch Identität“, sagt der Gründer. „Wer in seiner Jugend Rennen gefahren ist, hat Werte gelernt, die man nie vergisst: Disziplin, Fairness, Kameradschaft.“
Vielleicht ist es genau das, was den Erfolg dieses Projekts ausmacht. Es geht nicht nur um Ergebnisse und Platzierungen, sondern um Geschichten, Emotionen und das Gefühl, Teil einer großen Radsportfamilie zu sein.
„Der Radsport war immer ein Spiegel unserer Gesellschaft“, ergänzt ein langjähriger Funktionär. „Hier ging es um Ehrgeiz, um Gemeinschaft, um Durchhaltevermögen – Werte, die auch heute noch zählen.“

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Eine Zukunft für die Vergangenheit

Mit inzwischen rund 3000 Mitgliedern ist die Facebook-Gruppe längst mehr als ein Treffpunkt für Nostalgiker. Sie ist ein digitales Gedächtnis des deutschen Radsports, ein Ort, an dem die Geschichte weiterlebt. Und das Projekt wächst weiter!
„Ich hätte nie gedacht, dass diese Idee einmal solche Kreise zieht“, sagt der Gründer. „Aber vielleicht ist das der beste Beweis dafür, dass Geschichte dann lebendig bleibt, wenn man sie miteinander teilt.“
So schließt sich der Kreis: Aus einer belächelten Idee wurde eine Bewegung, aus alten Rennberichten eine Quelle der Inspiration. Und wer heute durch die Einträge scrollt, spürt sie – die Begeisterung, die nie aufgehört hat, zu rollen.
Denn im Herzen derer, die einst mit glühenden Beinen und glänzenden Augen über die Ziellinie fuhren, lebt sie weiter:
die Liebe zum Radsport.

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Autor:

Rudi Birkmeyer aus Offenbach

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