Handaufzucht im Zoo Landau: Geparden-Welpe kämpft ums Überleben

- Das sehr seltene Sudan-Gepardenjungtier wird momentan aufwändig Tag und Nacht überwacht und mit Milch aus der Flasche versorgt
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Landau. Gepardenkatzen werfen in der Regel drei bis fünf Welpen. In Ausnahmefällen kommt es in der Natur und in Menschenobhut vor, dass nur ein Jungtier geboren wird. Dies war jüngst bei der Sudan-Gepardenkatze des Zoo Landau so.
Der Zoo Landau hat sich für eine außergewöhnliche Herausforderung entschieden: Die Handaufzucht eines Sudan-Geparden-Welpen. Das Jungtier wurde als Einzelwelpe geboren – eine seltene und schwierige Situation, die in der Natur oft keine Überlebenschance bietet. Erfahrungen zeigen, dass der Milchfluss der Mutter in einem solchen Fall aufgrund mangelnder Stimulation durch das Saugen mehrerer Jungtiere schnell versiegt. Ein instinktiver Mechanismus bewirkt zudem, dass Gepardenmütter den Aufwand der Aufzucht, „in nur ein Jungtier zu investieren“, offenbar nicht betreiben und das Jungtier vernachlässigen. Ein vorzeitiger Tod eines Welpen hat dann zur Folge, dass eine Gepardenkatze schneller wieder paarungsbereit ist und sich die Chance für einen größeren Folgewurf erhöht. Gründe, warum eine natürliche Aufzucht nur eines Gepardenjungtiers in der Regel nicht gelingt.
Flaschenaufzucht nur in Ausnahmefällen
Nach aktuellen Kriterien der Tiergartenbiologie wird eine Flaschenaufzucht nur in begründeten Ausnahmefällen erwogen, sofern es dem Wohl des Individuums nicht nur kurzfristig dient und zum Erhalt der Tierart beiträgt. Nach Rücksprache mit den Verantwortlichen der Wildkatzen-Spezialistengruppe des Europäischen Zoo- und Aquarien-Verbandes EAZA und nach sorgfältiger Abwägung aller Chancen und Herausforderungen, hat sich das Zooteam in Landau entschlossen, das Jungtier seit der Geburt am Wochenende mit der Flasche aufzuziehen.
Seitdem kümmern sich Zoodirektor Dr. Jens-Ove Heckel und seine Frau, Tieärztin Dr. Judith Heckel, rund um die Uhr um den kleinen Geparden, der bislang gut auf die Flaschenfütterung anspricht. Die besondere Betreuung soll in der besonders kritischen Zeit der ersten drei bis vier Wochen stattfinden.

- Seltene Geburt: Zoo Landau zieht Sudan-Geparden per Hand auf
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Die Aufzucht eines Einzelwelpen stellt besondere Herausforderungen dar, vor allem emotional und im Hinblick auf die wichtige spätere Sozialisierung als Gepard. Der Sudan-Gepard (Acinonyx jubatus soemmeringii) gehört zu den stark gefährdeten Tierarten. Er ist in seinem natürlichen Lebensraum in Nordostafrika durch Bejagung, Lebensraumverlust und illegalen Handel massiv bedroht. Auch innerhalb des Europäischen Ex-situ-Programms (EEP) sind Sudan-Geparden äußerst selten. „Auch in Europa ist sie sehr selten. Nur 16 Zoos halten aktuell 43 Individuen. Neben dem potentiellen Zuchtpaar in Landau gibt es in Deutschland nur noch eine ältere Katergruppe im Tierpark Berlin,“ gibt Dr. Jens-Ove Heckel zu bedenken.
In Landau seien in der Vergangenheit zwei Gepardenwürfe problemlos von der damaligen Zuchtkatze aufgezogen worden. Eine Nach- bzw. Aufzucht ist in den letzten 12 Monaten europaweit nicht gelungen (Quelle: Haltungsabfrage Zoological Management Information System ZIMS, 6.7.25).
Das Landauer Team drückt die Daumen, dass die sensible Aufzucht gelingt. Störungen werden in den ersten Wochen vermieden, um optimale Bedingungen für das Jungtier zu schaffen. Wenn die Handaufzucht erfolgreich verläuft, wird der kleine Gepard später der Öffentlichkeit vorgestellt – ein wichtiger Schritt, auch um die Aufmerksamkeit für die Situation dieser seltenen Wildkatzen zu erhöhen. [red/kata]


Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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