Direkte Hilfe für Kinder im Süden Indiens / Zahnärzte sind im Einsatz
Karlsruher Zahnarzt hilft indischen Kindern

Mund auf zur ersten Kontrolle | Foto: www.jowapress.de
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  • Mund auf zur ersten Kontrolle
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"Pole Pole", alle kommen dran. Ortstermin am frühen Morgen in einem kleinen Dorf im Süden Indiens: Das „Dentomobil“, ein entsprechend umgebauter ehemaliger Militärlaster, fährt im kleinen Dorf Satchiapuram [KARTE] vor – ist sofort umringt von zig Kindern. Die Ankunft wurde schon erwartet: Zahnbehandlung unter Palmen. Die Organisation "German Dental Carehood" (früher: „Zahnärzte für Indien“) engagiert sich seit Jahren für Kinder in Indien, besonders dabei für Kinder in Heimen, die sonst in der Regel kaum eine zahnärztliche Versorgung haben.

Mit dabei ist seit Jahren auch immer wieder der Grünwettersbacher Zahnarzt Dr. Dietrich Münchgesang: „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, indische Kinder zu untersuchen und anschließend zahnmedizinisch zu 'sanieren'“. Dafür reist er regelmäßig nach Indien. Von wegen Urlaub unter südlicher Sonne: Hartes Arbeiten ist für ihn und seine Helfer 14 Tage lang angesagt. Bevor es aber in Satchiapuram an die Arbeit geht, warten zur Begrüßung noch der obligatorische Milch-Tee und Kekse beim Heimleiter. Doch die Zeit drängt: „Wir wollen während unseres Aufenthaltes in Südindien so vielen Kindern wie möglich helfen“.

„Pole Pole“

Dr. Münchgesang bereitet sich langsam demonstrativ vor: Arztkittel anziehen, die Desinfektionswanne wurde schon von seiner mitgereisten Helferin Lisa Gebhardt präpariert, Brille aufsetzen, Handschuhe überstreifen – denn zunächst wird bei den Kindern eine In-Augenscheinnahme des Gebisses vorgenommen: „Da sieht man gleich, was zu machen ist“, so Münchgesang. „Pole Pole“ – „langsam, langsam“: Jeder kommt dran!
Die Kinder verstehen in den südindischen Dörfern in der Regel nur die Landessprache Tamil [Sprachbeispiele beim Goethe-Verlag]– mit anderen Worten, ein kleines Sprach-Repertoire muss für den Zahnarzt vorhanden sein: „vaaya thera“ (Mund öffnen), „ingepare“ (hierher schauen) – und wenn alles fertig ist, folgt das „mudunchu pooche“. Zudem gibt es für die Kinder zur Überbrückung der Zeit noch mitgebrachte kleine Spielsachen, Luftballons oder Bälle, die einen reisenden Absatz finden – und gleich alle ausprobiert werden. Für viele Kinder in den Heimen ist es wohl das erste Mal, dass sie ein eigenes Spielzeug bekommen, das sieht man an den leuchtenden Augen.

Bei wem etwas zu machen ist, der stellt sich an, für Ordnung sorgen dabei die Lehrer, denn dann folgt die zweite Phase: Die Helferin hat in der Zwischenzeit das „Dentomobil“, eine komplette Praxis auf Rädern, einsatzbereit gemacht: Instrumente sterilisiert und die nötigen Dinge zurechtgelegt. „Hier ist alles auf kleinstem Raum vorhanden, aber alles Notwendige ist untergebracht. Es ist auf die Bedürfnisse abgestimmt, also perfekt“, so Gebhardt. Dass die Arbeit bei über 30 Grad in der Sonne in einem kleinen Raum aber auch auszuhalten ist, dafür sorgen Klimagerät und Ventilatoren. Das „Dentomobil“ ist zudem energietechnisch autark: „Das muss es auch sein bei unseren Einsätzen in den kleinen Dörfern, denn nicht überall finden wir Stromanschlüsse vor“, so Münchgesang: „Und von den häufigen Stromausfällen möchte ich gar nicht reden.“

Nicht nur Strom ist in vielen Gegenden hier unbekannt – auch Zahnbürsten. In Indien ticken die Uhren auf dem Land eben meist anders, auch die Zahnhygiene ist eine Geschichte für sich: Die Kinder benutzen oftmals einen Zweig des Neem-Baumes, der zunächst faserig gekaut wird, und anschließend werden damit die Zähne „gereinigt“. Kleiner Nebeneffekt: Dieses „Mittel“ ist auch gegen Wurmbefall gut. Der Saft schmeckt aber bitter, kein Wunder also, dass diese Variante der Zahnreinigung bei Kindern in einem Land, in dem Zucker löffelweise in den Tee gekippt wird, nicht unbedingt gut ankommt – und das ist bei der ersten Untersuchung auch feststellbar.

Die Kinder werden aufgerufen, gehen die paar Stufen hinauf ins „Dentomobil“, nehmen Platz, bekommen eine Spritze, wechseln auf die Wartebank und das nächste Kind kann behandelt werden. Bohren, Füllen oder Ziehen – die Schlange der Kinder vor dem „Dentomobil“ wird kürzer. Auf die Frage nach einem Mittagessen antwortet Münchgesang nur, „das kann warten bis wir alle behandelt haben.“ Wasser und Bananen reichen ihm und seiner Assistentin, was bei den indischen Lehrern und Heimleitern ungläubiges Kopfschütteln auslöst.

Um sprachlichen Barrieren etwas aus dem Wege zu gehen, ist vom „Nursing College“ in Madurai Jinu Joseph dabei. „Das ist sehr wichtig, denn sie kann die Kinder in ihrer Muttersprache auch einmal beruhigen – und ihnen auch alles erklären“, so Gebhardt. Es funktioniert, die Kinder wollen dabei aber auch alles Mögliche über die Helfer aus Deutschland wissen. Eines weiß Ganeshan aber schon: Ballack sei ein guter Fußballer, der jetzt in England spiele – und er zählt gleich noch ein paar englische Mannschaften auf: „Manchester, Arsenal, Chelsea.“ Die restliche Welt ist eben nur zu Teilen im Süden Indiens angekommen – und dabei ist das Thema Zahngesundheit irgendwie auf der Strecke geblieben. Über Fußball kennt er sich bestens aus, aber einen Zahnarzt habe er noch nie besucht, erklärt der 13-jährige Schüler. Genau um dieses Thema kümmert sich die Organisation: Die Zahnärzte reisen regelmäßig nach Indien und kümmern sich um die kleinen Patienten. Mit Erfolg: „Das können wir nun nach unseren vielen Einsätzen rund um Madurai feststellen“, so Münchgesang, der ein Kind nach dem anderen auf dem Stuhl im „Dentomobil“ behandelt. So langsam nähert sich die Sonne dem Horizont: Der letzte kleine Patient wurde behandelt – und auch die Lehrer nutzen gleich die Gelegenheit, sich einmal in den Mund schauen zu lassen. Wenn schon mal ein Zahnarzt zu ihnen nach Satchiapuram kommt, muss man das eben auch ausnutzen... (jow)

Infos rund um die Zahnärzte in Indien gibt's unter www.gdci.de

Autor:

Jo Wagner

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