Erfahrungsaustausch zwischen Stadt und Polizeipräsidium
Erstes Zwischenfazit zu E-Scootern fällt in Karlsruhe gemischt aus

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Karlsruhe. Gut vier Monate seit Rechtskraft der Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung und rund fünf Wochen, nachdem der schwedische E-Tretroller-Sharing-Dienst "VOI" in Karlsruhe als erster Anbieter an den Start ging, haben die Stadt Karlsruhe und das Polizeipräsidium Karlsruhe (PP) ein erstes Zwischenfazit gezogen. Dabei waren sich die Vertretungen von städtischem Ordnungs- und Bürgeramt (OA), Stadtplanungsamt sowie PP beim Erfahrungsaustausch Anfang der Woche einig, dass man dem neuen Verkehrsmittel weiterhin offen gegenüber stehe. Wo immer im Verkehrsraum Änderungen eingeführt werden, müssen Informationsdefizite überwunden werden und sich alle auf das Miteinander einstellen.

Die erste Erkenntnis nach Einführung von E-Leih-Rollern im Kerngebiet ähnle, was etwa das Abstellen durch die Nutzer angeht, der Anfangssituation des Leih-Rad-System mit ebenfalls flexiblen Standorten. Auch sind Verkehrsteilnehmer auf Rollern beim Streifendienst der Polizei durch Fehlverhalten aufgefallen. Insofern fällt das erste Fazit auch gemischt aus. Erforderlich sei, eine höhere Regelakzeptanz herzustellen. Zudem führen falsch und verkehrsbehindernd abgestellte Leih-Roller zu Beschwerden aus der Bevölkerung.

Auf Missstände durch die Stadt hingewiesen, hat Betreiber "VOI" unter anderem bei den in den Fußgängerzonen unerlaubt hinterlassenen Rollern rasch reagiert. In der App wurden die Parkverbotszonen nachgebessert, ein Abmelden des E-Scooters ist in diesen Arealen nicht mehr möglich. Gleiches gilt für das rollern Freitag- und Samstagnacht ab 23 Uhr, hier war insbesondere die "Spaßfraktion" mit Alkoholfahrten und anderer missbräuchlicher Nutzung aufgefallen. Für eine Evaluation - etwa hinsichtlich des gesamten Nutzungsspektrums der E-Leih-Roller – ist es nach Einschätzung von Polizei und Stadt noch zu früh. Auch deutschlandweit liegen dazu noch keine Studien vor. Erfahrungen aus anderen Ländern in Europa legen nahe, dass die E-Leih-Roller vor allem als "Fun-Mobil" genutzt werden.

Polizei schaut künftig genauer hin
Die Polizei registrierte 2019 bislang rund 60 Vorfälle mit E-Tretroller-Fahrern im Stadtgebiet. Von einer besonderen Problemstellung kann daher gegenwärtig keine Rede sein. Natürlich spiegelt die vergleichsweise moderate Zahl der Verstöße auch immer die Kontrollintensität wider. "Künftig werden wir etwas genauer hinschauen und die Kontrollen intensivieren", so der Leiter der Verkehrspolizeidirektion, Martin Plate.

Bislang verzeichnete die Polizei sechs Verkehrsunfälle mit Beteiligung von E-Scootern, bei denen drei Verletzte zu beklagen waren. In rund zehn Fällen mussten Scooter-Fahrer wegen Alkohol- oder Drogenbeeinflussung belangt werden. Auffällig ist, dass der Spaßfaktor eine große Rolle spielt und vielen E-Tretroller-Fahrern wohl noch nicht bewusst geworden ist, dass sie ein Kraftfahrzeug im öffentlichen Verkehrsraum führen. Und das mit allen Konsequenzen. Manch einer greift offenbar gerade dann zum Roller, wenn er besser die Finger davon ließe.

Dies betrifft gerade das Fahren unter Alkoholbeeinflussung oder beispielsweise die Nutzung des Rollers mit mehreren Personen. Auch die verkehrswidrige Nutzung von Verkehrsflächen, die für E-Scooter gerade nicht vorgesehen sind – wie Gehwege und Fußgängerzonen. Hier gilt es, weiter zu sensibilisieren und das Bewusstsein zu schärfen, wo nötig auch durch entsprechende Sanktionen. Nicht weniger wichtig sind aber gegenseitige Rücksichtnahme und ein partnerschaftliches Miteinander im Straßenverkehr. In verkehrsberuhigten Bereichen gilt nun mal Schrittgeschwindigkeit – und das eben auch für E-Scooter und Fahrradfahrer, so der Hinweis der Polizei.

Gemeinsame Schwerpunktkontrollen mit Fokus Rad und E-Scooter: Bei den in der dunkleren Jahreszeit wieder geplanten Schwerpunktkontrollen wollen Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) der Stadt ab November neben dem Radverkehr auch den E-Scooter-Verkehr mit betrachten.

Behindernd abgestellte E-Scooter
Bei der Stadt gibt es vor allem Beschwerden wegen behindernd abgestellter E-Scooter auf Geh- und Radwegen. Auch wurden "VOI"-Roller über Tage hinweg in Grünanlagen oder auch im Wald gesichtet. Ein Knackpunkt ist, dass es kaum eine Handhabe bei nachlässig abgestellten Rollern auf Gehwegen, Plätzen oder anderen Flächen im öffentlichen Raum gibt. E-Roller sind beim Abstellen Rädern gleichgestellt. Nur wenn Scooter verkehrswidrig mit Verkehrsgefährdung geparkt werden, können Stadt und Polizei einschreiten und das Verkehrsmittel entfernen. Neben direkter Ansprache von Nutzern verspricht sich die Stadt eine Verbesserung, sobald der Betreiber seine Vor-Ort-Infrastruktur für Inspektion und Aufladevorgang ausbauen konnte und sichergestellt ist, dass jeder Roller spätestens alle zwei Tage bei "VOI" "einen Boxenstopp" einlegt.

Nachhaltiger Aufladeservice mit austauschbaren Akkus
In Karlsruhe hat "VOI" zunächst 150 E-Tretroller ausgebracht. Der Betreiber, mit dem die Stadt weiterhin in häufigem Kontakt steht, kann sich jedoch eine deutliche Vergrößerung seiner Flotte vorstellen. Zudem gibt es bei vielen Verleihern von E-Tretrollern die Überlegung, die Roller mit austauschbaren Akkus auszustatten, was der Auflade-Logistik zugute kommt. Auch ein weiterer Verleiher von E-Tretrollern, der Betreiber "Tier", möchte in absehbarer Zukunft in Karlsruhe starten.
Im Sinne einer nachhaltigen Mobilität kündigte "Tier" an, von Anfang an auf austauschbare Akkus zu setzen – und die geladenen Batterien per Lastenrad zu den Tretrollern zu bringen. (pia)

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Autor:

Jo Wagner

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