Zwei Gesichter und die Qualitätsfrage: Die FCK-Bilanz der Hinrunde

FCK. Der 1. FC Kaiserslautern kassierte zum Ende der Vorrunde der Saison 2025/26 eine verdiente 2:3-Heimniederlage gegen den FC Magdeburg. Mit 27 Punkten und einem Negativerlebnis im Gepäck gehen die Roten Teufel auf Rang 7 in die kurze Winterpause.

Es stellen sich einige Fragen: Hat FCK-Trainer Torsten Lieberknecht angesichts der Qualität des Kaders noch das Maximale herausgeholt, oder blieb das Team letztlich hinter seinen Möglichkeiten zurück? Warum läuft auswärts bis auf das 3:2 im Derby beim KSC und den „geschenkten“ Sieg bei dezimierten Fürthern fast nichts zusammen, während auf dem Betze meist ein komplett anderes Gesicht zum Vorschein kommt? Warum entwickelt sich die Mannschaft spielerisch nicht wie gewünscht?

Antworten darauf sind vielschichtig. Der FCK ging mit dem Ziel in die Saison, in den Top 6 zu landen. Angesichts starker Neuzugänge wie Ivan Prtajin, Semih Sahin, Nataan Skyttä, Fabian Kunze, Ji-soo Kim und etwas später noch Paul Joly wäre eine defensiver formulierte Maßgabe auch eher unglaubwürdig gewesen. Mit allen neuen und alten Leistungsträgern an Bord haben die Lautrer auch durchaus ein ambitioniertes Team beisammen – aber eben nur dann.

Nach dem Derby kam der Bruch

Nach dem 1:2 in Elversberg am dritten Spieltag kam das Team mit fünf Siegen aus den folgenden sechs Partien auch richtig ins Rollen. Mit 18 Punkten nach neun Matches standen die Roten Teufel prima da. Doch nach dem Derbysieg in Karlsruhe kam der Bruch. Leistungsträger wie Prtajin, Kim und Gyamfi fehlten und fehlen verletzungsbedingt oder nach Rot-Sperre. Bescheidene neun Punkte kamen bis zum Ende der Hinrunde nur noch hinzu – darunter zwei Pflicht-Heimsiege gegen schwache Kieler und Dresdner.

Auswärts gab’s mehrere desolate Auftritte wie das 0:2 in Braunschweig und das 1:6 im Pokal bei der Hertha. Das nur schwer mit anzusehende 0:0 nach exzessivem Catenaccio in Bielefeld befremdete ebenso. Der Ansatz, hinten endlich mal wieder die Null zu halten, war durchaus verständlich, aber dass der FCK sich in 90 Minuten gegen einen formschwachen Aufsteiger keine einzige Torchance erspielte, ließ viele Beobachter ratlos zurück.

Seit Wochen zeigt es sich, dass der zweite Anzug nicht passt. Von der Bank kommen nach Einwechslungen keine entscheidenden Impulse. Ladenhüter wie die aus Leihen zurückgekehrten und im Sommer nicht losgewordenen Tachie und Abiama genügen gehobenen Ansprüchen ebenso wenig, wie Aremu, Kleinhansl, Wekesser und Alidou, der immerhin mal ein kurzes Zwischenhoch hatte. Die Qualität der Bankspieler ist so schwach, dass Torsten Lieberknecht in den letzten Wochen zu Hause sogar lieber die Youngster Hofmeister, Müller und Gibs in den Spieltagskader hochzog.

Wie reagieren die Verantwortlichen in der Weihnachtspause?

Was tun in der kleinen Winterpause? Tastet man die finanziellen Reserven an, um mit zwei, drei echten, aber im Winter nur schwer zu realisierenden Verstärkungen noch einmal einen Angriff auf die schon sechs Punkte enteilte Top 4 zu starten? Oder agiert man lieber nur moderat und bringt die Saison auf Platz 7 bis 10 zu Ende und buttert erst im kommenden Sommer in größerem Stil rein, um einen aufstiegsfähigen Kader für die nächste Spielzeit am Start zu haben?

Was passiert mit Leistungsträger Luca Sirch? Eine Vertragsverlängerung über 2026 hinaus ist illusorisch, nur noch im Winter wäre ein Verkauf möglich. Stimmt die Summe, spricht einiges für einen Wechsel, bevor der FCK den derzeit wie so viele andere auch im Leistungstief befindlichen Defensivstrategen ablösefrei verliert. Wird der Verein wenigstens ein, zwei der ewigen Bankdrücker und Kaderauffüller schon im Winter los, oder wird erst im Sommer ein Schlussstrich gezogen – notfalls mittels Vertragsauflösungen?

Im Sturm besteht jedenfalls akuter Bedarf. Ivan Prtajin füllte mit seinen acht Treffern erfreulicherweise auf Anhieb die Lücke nach dem Abgang von Ragnar Ache. Aber leider ist er ähnlich verletzungsanfällig wie sein Vorgänger. Mit einem Muskelbündelriss fehlt der Torjäger schon seit Wochen und womöglich noch bis mindestens Februar. Der nimmermüde Daniel Hanslik müht sich redlich, das zu kompensieren, war aber noch nie ein klassischer Mittelstürmer und Knipser.

Auch der Trainer steht auf dem Prüfstand

Wie groß ist der Anteil von Trainer Torsten Lieberknecht am bisherigen Auftreten der Mannschaft? Hat er angesichts der deutlichen Qualitätsunterschiede im Kader wie eingangs erwähnt noch das Maximum an Punkten herausgeholt oder war deutlich mehr drin? Warum zeigt der FCK auswärts und zu Hause derart unterschiedliche Gesichter?

Auf dem Betze wird die Mannschaft häufig von der schieren Wucht der Fans getragen und wirkt wie von taktischen Zwängen befreit. Auswärts dagegen agieren die Roten Teufel fast durchweg ideenlos, konfus und ängstlich. Feine Techniker wie Ritter, Skyttä und Sahin kommen auf Gegners Platz überhaupt nicht zum Tragen, ein Spielsystem oder gar ein Matchplan sind nicht zu erkennen. Das ist definitiv Sache des Trainers. Von erfrischenden, schnörkellosen Auswärtsauftritten, wie sie etwa die SV Elversberg in Serie zeigt, sind die Pfälzer meilenweit entfernt.

Auch wenn der sympathische und nahbare Pfälzer Torsten Lieberknecht mehr Kredit als viele seiner Vorgänger genießt, muss auch er in der Rückrunde mehr liefern und dem Team vor allem auswärts ein einigermaßen erfolgversprechende Idee an die Hand geben, wenn die selbst gesteckten Ziele und ein Platz in den Top 6 erreicht werden sollen.

Zu einer internen Analyse muss also auch die Frage gehören, ob die Verantwortlichen dem Trainer zutrauen, das noch hinzukriegen und mit ihm im kommenden Jahr einen ernsthaften Angriff auf die Erste Bundesliga starten zu können, oder braucht es wohl oder übel auch an der Seitenlinie – mal wieder – eine Veränderung?

Richtungsweisende Entscheidungen stehen an

Noch in dieser Saison in den Aufstiegskampf einzugreifen, ist mit dem aktuellen Kader einfach nicht drin. Dafür punkten die Spitzenteams anders als im Vorjahr zu kontinuierlich. Zudem wartet nach der Weihnachtspause ein knüppelhartes Auftaktprogramm mit Hannover, Schalke, Elversberg und Darmstadt auf den FCK, das den Rückstand womöglich noch weiter anwachsen lassen wird. Für Thomas Hengen, Marcel Klos & Co. stehen zum Jahresende einige richtungsweisende Entscheidungen an. [rav]