125 Jahre FCK-Anhänger: Von Schlachtenbummlern, über Fans zu Ultras

- Eine Fankutte zu besitzen, ist bis heute noch Kult
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Von Jens Vollmer
FCK. Das Stadion auf dem Betzenberg thront über der Stadt Kaiserslautern. Der „Betze“ wird gerne als schwer einnehmbare Festung interpretiert, insbesondere auch durch seine impulsive Atmosphäre, gestaltet durch die treue Fanschar. Die Anhänger der Roten Teufel waren hierbei schon immer ganz besonders.
Einst standen die damals „Schlachtenbummler“ genannten FCK-Anhänger noch mit Krawatte und Hut in den Zuschauerrängen, manche auch mal mit Instrumenten und Tröten. Mit den Jahrzehnten änderten sich Schlachtrufe, Kleidung und Stimmungsutensilien. Zahlreiche Trommeln kamen hinzu.
Fankutte wird Kult und bis heute wie ein Schatz gehütet
Der feine Zwirn wurde in den Siebzigern und Achtzigern durch die berühmte Westkurven-Kutte ersetzt - eine Jeansjacke, auf der mehr Vereins-Aufnäher als Jeansstoff zu sehen waren, im Mittelpunkt das große Vereinsemblem auf dem Rücken. Die letztjährigen roten Pokalshirts waren eine Hommage an diese Zeit, von der Fankurve im Pokalendspiel zu Beginn der zweiten Halbzeit durch kollektives Umdrehen gezeigt.
Zu blasende Tröten wurden in den Achtzigern abgelöst von der gasbetriebenen Variante, bis auch der letzte in der Westkurve an einem Hörsturz litt. Letztendlich wurden die umweltfeindlichen, brandgefährlichen Dinger nach Jahren wieder aus der Kurve verbannt und verboten.
Brandgefährlich war auch das viele Papier, das man in den Achtzigern in die Kurve schleppte, um die Mannschaft durch Hochwerfen beim Einlaufen willkommen zu heißen. Von Luftschlangen, klein gerissenen Stadionmagazinen, Pilsglas-Krägen bis hin zu säckeweise klein geschreddertem Büropapier: Feuer von Zigarettenkippen oder gar Pyros fand schnell weitere Nahrung, so dass dieses Gestaltungselement nur eine gewisse Zeit im Einsatz war, weil immer wieder kleine Feuer in der Kurve entstanden.
Bengalos von Briegel-Fans eingeschleppt
Die Bengalos kamen übrigens durch Italienausflüge der Briegel-Fans erstmalig nach Deutschland – der FCK nicht nur einmal als Trendsetter. 1991 beim Spiel gegen Barcelona noch vom SWR als „Stimmung 2000“ und „der Betzenberg als Gesamtkunstwerk“ gelobt, wurden die nicht löschbaren, heißen Notsignal-Stangen zwar bald verboten, sind aber bis heute international nicht mehr aus den Fanszenen wegzudenken und oft auch Teil von aufwendigen Choreos. Letztendlich nennt sich das wichtigste FCK-Fanforum auch heute noch „Der Betze brennt“.
Dass gerade die Lautrer beim Pokalendspiel im letzten Jahr die wohl beste Choreo Europas präsentiert haben, kommt nicht ungefähr. Vor 40 Jahren wurde auf dem Betzenberg die erste Blockfahne Deutschlands präsentiert, damals noch aus schwerem Tuch, das von Heimspiel zu Heimspiel immer unangenehmer roch.
Ende der Neunziger gründeten sich dann auch in der Pfalz die ersten Ultra-Gruppierungen, welche als aktive Fanszene seitdem immer aufwendigere Choreos mit Hochziehelementen, ausgeklügelten farblichen Hochhalteflächen, Fahnen und Bengalos sowie Nebeltöpfen agieren. Mit ihnen entstanden auch konzertierte Fangesänge, um mehr Wucht zu entfachen, angeheizt durch einen Vorsänger, dem Capo, auf einem Podest, ausgestattet mit Megaphon oder Mikrofon-Lautsprecheranlage.
Zieht den Bayern die Lederhosen aus
Aller guten Dinge sind drei: Noch ein Trend kam aus der idyllischen Pfalz: Auf dem Betzenberg wurde „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“ nicht nur gedichtet und erstmalig gesungen, sondern auch vollzogen, denn vom 7:4 werden die Fans auch noch weitere 52 Jahre stolz erzählen. Selbst ein Blues über das legendäre Spiel wurde einst komponiert.
Wie der ganze Verein, die Ligen, die Spieler und Spielsysteme ist auch die Fanszene über 125 Jahre einem großen Wandel unterzogen gewesen. Die des FCK gilt heute trotz Zweiter Liga nicht nur als absolut bundesligawürdig, sondern kann auch international mithalten. [jv]


Autor:Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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