Neu auf der Intensivstation
„Musik wirkt besser als jedes Antidepressivum"

Musiktherapeut Matthias Eschli singt gemeinsam mit einer Patientin auf der Intensivstation | Foto: Andrea Brönner
  • Musiktherapeut Matthias Eschli singt gemeinsam mit einer Patientin auf der Intensivstation
  • Foto: Andrea Brönner
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Speyer. Das multiprofessionelle Team der Intensivstation mit Weaning-Zentrum im Sankt Vincentius Krankenhaus Speyer hat sich weiter vergrößert. Neben Logopädie, Physio-, Ergo- und Atmungstherapie hilft seit einigen Monaten auch die Musiktherapie bei der
Behandlung von Weaningpatienten. Diese langzeitbeatmeten Patienten sind oftmals viele Wochen auf der Intensivstation und dadurch auch besonderem psychischem Stress ausgesetzt.

„Matthias Eschli und sein musiktherapeutisches Angebot ist für unsere Weaningpatienten und auch für das gesamte Team der Intensivstation eine große Bereicherung“, sagt Dr. med. Oliver Niederer, Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin. Niederer, der den Musiktherapeuten aus einer früheren Tätigkeit als Palliativmediziner kennt, freut sich, dass sein „Pionierprojekt: Musik im Weaning“ so gut angenommen wird und betont gleichzeitig die Einmaligkeit in der Region.

Niederer: „Wir verstehen die Beatmungsentwöhnung (Weaning) als Bestandteil eines umfassenden Therapiekonzeptes, das den Weaningpatienten immer als Mensch im Blick hat - mit seinem individuell Erlebten, seinen Wünschen und seinen ganz eigenen Problemen.“ Die Versorgung auf einer Intensivstation ist für die betroffenen Patienten zusätzlich zu den körperlichen Beschwerden, die den wochenlangen Aufenthalt erforderlich machen, mit psychischem Stress verbunden. Auch die eingeschränkten Besuchsregelungen zum Schutz der Patienten und Mitarbeiter seit Beginn der Pandemie sind belastend.

Die Musiktherapie erweitert und ergänzt nun das Behandlungsspektrum für Weaningpatienten. Sie hilft besonders Patienten, die durch ihre wochenlange Behandlung zunehmend depressive Stimmungslagen ausbilden und regelrecht in eine akute Depression verfallen. Mit der Musik werden Emotionen angesprochen und dadurch auch die Gesundung der Seele gefördert, so der Mediziner.
Matthias Eschli, seit 2014 Master in Musiktherapie, hat über zehn Jahre am Theater gearbeitet und stand selbst als Sänger, Tänzer und Schauspieler auf vielen Bühnen. Seit mehr als sechs Jahren arbeitet er als Musiktherapeut auf Palliativstationen, in der chronischen Schmerztherapie und im Hospiz. Die Arbeit auf einer Intensivstation ist für ihn spannend und herausfordernd zugleich.

Die psychosoziale Begleitung und Unterstützung der Patienten erfolge im Weaning-Zentrum unter dem Aspekt „zurück ins Leben zu führen“, so Eschli und erklärt: „Im Schutzraum der Musik können sich die Patienten öffnen und sich endlich wieder selbst körperlich und emotional spüren.“ Dafür sei es wichtig, den Patienten kennenzulernen und an seine persönlichen Kraftquellen anzuknüpfen.
Für seine Arbeit nutzt der Musiktherapeut neben klangschaffenden Instrumenten, wie etwa Hapi oder Ocean Drum, auch seine Stimme und seine Gitarre.

Am Bett des Weaningpatienten wird auf Wunsch vorgesungen, gemeinsam gesungen oder es ertönen Klänge, die innere Bilder von Urlaubsreisen am Meer oder vom heimischen Garten entstehen lassen – ein Kontrastprogramm zu allem Technischen auf der modernen Intensivstation. „Mit der Musik kann ich den Patienten helfen, sich an das Leben zu erinnern, dass sie vor ihrer Erkrankung hatten“, erzählt Eschli und ergänzt „das motiviert und bringt oftmals die Lebensfreude zurück.“

Auch in der Forschung ist der erfolgreiche Einsatz von Musiktherapie bereits thematisiert, berichtet Niederer. Amerikanische Mediziner haben herausgefunden, dass Musik ein wirksames Mittel ist, um den angsterregenden Eindrücken auf der Intensivstation starke, akustische Reize entgegen zu setzen und dadurch die Aufmerksamkeit des Patienten in andere Bahnen zu lenken und seine Ängste zu lindern. Niederer ist sich sicher, dass die Musiktherapie seinen Patienten hilft: „Musik wirkt besser als jedes Antidepressivum und hat zudem eine sehr nachhaltige Wirkung!“

Dies gelte übrigens auch für sein Team, berichtet der Chefarzt. Seit Beginn der Pandemie müssen seine Kollegen und er enorme Kraftreserven mobilisieren, um den anstrengenden Alltag zu bewältigen. Die Musik von Matthias Eschli sorge auch bei ihnen für eine positive Stimmung. ab

Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

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