Rhodt gegen Braun - Aufruf gegen Rechtsextremismus

Foto: markus Pacher
8Bilder

Rhodt.  "Rhodt gegen Braun" lautet in diesen Stunden das Motto des im Vorfeld angekündigten Aufrufs von acht ortsansässigen Vereinen gegen Rechtsextremismus. Während die AfD ihren angekündigten Infostand abgesagt hat, fanden zahlreiche Bürgerinnen und Bürger den Weg zum Eichplatz, um gemeinsam Farbe gegen Rechts zu bekennen.

Dem Aufruf angeschlossen hatten sich unter anderem Ortsbürgermeister Armin Pister, Bürgermeisterkollegen von den Nachbardörfern und Lothar Schwarz, ehemaliger Pfarrer in Rhodt, der mit einer beeindruckenden Rede überraschte, die wir an dieser Stelle auszugsweise zitieren möchten:

Sehr geehrte Anwesende!

Im Oktober 1940 wurden 6.500 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland deportiert. Im Vorfeld zum 50-jährigen Gedenken erhielten die Pfarrämter Listen mit den Namen der Betroffenen. Mich machte die Liste ehemaliger Mit*bürgerinnen betroffen und ich fragte  den damaligen Bürgermeister, ob er sie kannte, denn sie hätten ja in seiner Nachbarschaft gewohnt. Der eine sei ein sonderbarer Kauz gewesen, an die anderen erinnere er sich nicht mehr genau. "Und eines Tages waren sie weg?", fragte ich.  Er nickte. "Und ihr habt nie nachgefragt, warum sie nicht mehr da sind?", fragte ich. "Nein!", erwiderte er. Und dann kam ein langes Schweigen. Unüblich für ihn, aber bezeichnend. Ich hatte einen blinden Fleck in seinem Leben getroffen.
Kein Mensch lebt für sich allein. Da sind die anderen, rechts und links, die Vertrauten und die Fremden. Da sind aber auch die Menschen, für deren Zukunft wir verantwortlich sind: Die Kinder und Enkel, die eine bessere Welt verdient haben, als wir sie bieten. Und da sind die Menschen, deren Erbe wir angetreten haben, deren Leistungen oder deren Versagen uns prägt.
Die eigene Vergangenheit auszublenden, macht rücksichtslos. Die Gegenwart nur mit denen gestalten zu wollen, die gegen sind, ist in der globalen Welt schlicht unmöglich. Es wäre auch langweilig. Und die Zukunftsprobleme, die da sind, als Fake News abzutun, ist Verrat an der nächsten Generation.
Ich möchte das nicht.  Ich möchte keinen Antisemitismus und keine Fremdenfeindlichkeit, ich möchte keinen Häme und keinen Spott über andere, ich möchte keine geschichtslose Verhöhnung von Opfern, ich protestiere gegen Rechthaber*innen und Faktenfälscher*innen, gegen Querdenker*innen und gegen all die Populisten mit ihren einfachen und damit auch gefährlichen falschen Konzepten.
Ich möchte ehrliche Gespräche führen, möchte dem Zuhörer Raum geben und nicht den Vorurteilen, möchte Ängste wahrnehmen und versuchen, sie zu mindern, möchte aber auch, dass man mir zuhört und meine Ängste respektiert. Vor allem aber möchte ich Mitleid, auf gut griechisch: Sympathie empfinden,. Denn Sympathie ist eine zentrale und schöne christliche Aufgabe. Sympathie für Opfer und Fremdlinge, aber auch Sympathie für anders Denkende und: Sympathie für falsch Denkende.
"Nie wieder" war die einhellige Meinung nach 1945. Nach dem Krieg mussten sich die Menschen wieder zusammenraufen, die Nazis und die Opfer. Sie hatten sich versöhnt. Sie haben sich toleriert.
Was damals möglich war, sollte auch heute gelingen: Ein halbwegs vernünftiges Zusammenleben.
Deshalb: Haltung zeigen, seine Meinung sagen, das tun wir, aber auch zuhören. Auf der Basis des Grundgesetzes streiten, aber auch sich versöhnen.
Und ab und zu darüber nachdenken, dass all das , was uns in Atem hält, nur das Vorletzte ist. mp

Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

91 folgen diesem Profil

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Ausgehen & GenießenAnzeige
Ein Glanzlicht des Kulturprogramms Kaiserslautern: die Lange Nacht der Kultur, bei neben hunderten Künstlern auch Botticelli Baby auftritt | Foto: Martin Hinse/gratis
10 Bilder

Kulturprogramm Kaiserslautern Juni 2025: Lange Nächte, junge Talente, kreative Räume

Kulturprogramm Kaiserslautern. Trotz der gerade zu Ende gegangenen Konzertsaison sorgt das Kulturprogramm Kaiserslautern auch im Juni 2025 für jede Menge Abwechslung für kleine und große, junge und alte Kulturfans. Das kulturelle Großereignis in Kaiserslautern schlechthin ist auch in diesem Jahr die Lange Nacht der Kultur. Sie lädt am Samstag, 14. Juni 2025, von 14 Uhr bis tief in die Nacht hinein mit mehreren hundert Mitwirkenden und über einhundert Programmpunkten an über 30 Orten der...

Online-Prospekte aus Neustadt/Weinstraße und Umgebung



Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Schnappschuss einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ