Freiwilliges Engagement bietet die Chance, auch im Alter etwas zu tun
Geben ist eine Zweibahnstraße

Edeltraud Schlaghecken bepflanzt mit Manuel Mühl ein Hochbeet des Mehrgenerationenhauses.  | Foto: ps
  • Edeltraud Schlaghecken bepflanzt mit Manuel Mühl ein Hochbeet des Mehrgenerationenhauses.
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Neustadt. Jeden Mittwoch betritt Edeltraud Schlaghecken das Mehrgenerationenhaus Neustadt mit vollen Körben: Die jungen Karotten, üppigen Kohlrabi, duftenden Äpfel und aromatischen Kräuter bringt sie in die große Küche. Mit den bunten Blumen schmückt sie das Haus.
Die gelernte Floristin und Hobbygärtnerin kocht für ihr Leben gern für andere. Gemeinsam mit weiteren Freiwillig Engagierten bereitet sie ein Drei-Gänge-Menü vor. An der großen Tafel versammeln sich hungrige Schulkinder, Jugendliche, Angestellte und weitere Aktive. Ab und zu schaut eine Mutter mit Kleinkind vorbei.
Geteilt werden die Erlebnisse des Vormittags, die großen und kleinen Probleme. Edeltraud Schlaghecken ist eine aufmerksame Zuhörerin: Sie fragt nach, bezieht Position, kommentiert zurückhaltend vor dem Hintergrund ihrer 70-jährigen Lebenserfahrung. Genießt das Zusammensein mit den jungen Menschen, interessiert sich für ihre Themen, ihre Sichtweisen, teilt ihre Sorgen. Ihre Kinder und Enkelkinder leben weit entfernt. „Das Engagement im Mehrgenerationenhaus gleicht diesen Mangel in gewisser Weise aus“, sagt Schlaghecken.
Damit steht sie nicht allein: „Es ist … zu beobachten, dass bis in das hohe Lebensalter das Motiv besteht, für andere Menschen zu sorgen und sich im Sinne einer mitverantwortlichen Haltung zur Welt um andere Menschen zu sorgen“ heißt es etwas sperrig im sechsten Altenbericht der Bundesregierung.
Eine besondere Verantwortung übernimmt sie 2015: Das Mehrgenerationenhaus droht nach seiner Verlegung in die Bedeutungslosigkeit zu versinken. Das Angebot schrumpft um ein Drittel. Ungenügende Ausstattung und unattraktiver Standort sind die Gründe. Als eine der „Stark-Ladys“, wie sie im MGH-Jargon genannt werden, gründet Edeltraud Schlaghecken mit anderen die Projektgruppe „Stark für ein MGH Neustadt“.
Die Gruppe organisiert Treffen mit politisch Aktiven, gibt Presseinterviews, schreibt Eingaben an die Verwaltung und Anfragen an den Stadtrat. Mit Erfolg: Ende 2017 zieht das MGH in sein altes Refugium zurück.
„Freiwilliges Engagement bietet die große Chance, auch im Alter etwas zu tun. Und das ohne den Druck, den Erwerbsarbeit mit sich bringt“, sagt Schlaghecken. Manchmal findet sie die häufigen Veränderungen im MGH anstrengend: Neue Angebote, neue Menschen, neue Schwerpunkte. „Das birgt aber auch eine große Vielfalt, die das Haus so lebendig macht. Es ist immer wieder eine Herausforderung“.
Sie zählt weitere Vorteile auf: „Freiwilligenarbeit verhindert, dass man mit dem Eintritt in das Rentenalter in ein Loch fällt. Sie bereichert die Partnerschaft, weil man sich interessante Dinge zu erzählen hat. Und ich treffe Menschen in vielfältigen Lebenssituationen und aus verschiedenen Nationen, denen ich sonst nie begegnet wäre“. Eine Schweizer Studie liefert erste Hinweise, dass Engagement für andere nicht nur im dritten Lebensalter, sondern auch bei Jüngeren ein höheres psychisches und emotionales Wohlbefinden bewirken kann. Seit letztem Jahr drückt Edeltraud Schlaghecken einmal pro Woche die Seminarbank. Als Gasthörerin mit jungen Studierenden in Lehrveranstaltungen zur Menschenrechtsbildung der Uni Landau. Damit geht für sie, deren Eltern den Besuch eines Gymnasiums nicht gestatteten „ein Kindheitstraum in Erfüllung“. Der Kontakt zum Lehrstuhl entstand beim Hambach!Demokratiefestival. Selbstverantwortung und Mitverantwortung zwei zentrale Begriffe und Haltungen unserer Demokratie werden im freiwilligen Engagement gelebt. cd/ps

Autor:

Christiane Diehl aus Neustadt/Weinstraße

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