Die Opernsängerin Tanja Hamleh im Interview
„Klassische Musik besitzt eine enorme Emotionalität“

 Eine engagierte und musikalische Botschafterin: Tanja Hamleh möchte Kindern die Welt der Oper näherbringen.  foto: jutta sixt
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  • Eine engagierte und musikalische Botschafterin: Tanja Hamleh möchte Kindern die Welt der Oper näherbringen. foto: jutta sixt
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von Peter Engelhardt

Mannheim. Bis zu ihrem 16. Lebensjahr hatte sie mit klassischer Musik nichts zu tun. Heute ist sie eine leidenschaftliche, herausragende und weit über die Region bekannte Opernsängerin. Und diese musikalische Passion gibt sie seit vielen Jahren weiter an Kinder für Kinder wie auch für Erwachsene. Tanja Hamleh liebt die Musik und die Musik liebt sie. Das Wochenblatt sprach mit ihr über Corona, ihre Liebe zur Musik und ihre vielen Ideen und Projekte.

???: Haben Sie das Gefühl, die Corona-Situation entspannt sich gegenwärtig etwas?
Tanja Hamleh: Die Corona-Entwicklung verlief doch bislang wie eine Welle. Sobald es sich etwas entspannt, kommen alle wieder zum Vorschein. Die Menschen haben nach einer längeren Durststrecke wieder das große Bedürfnis nach Tanz, Kultur und Musik. Ich hoffe, die nächsten Wochen werden wirklich wieder besser. Jetzt wird es ja auch Frühling. Auch mein Kindertheater hat in den vergangenen Monaten gelitten.
???: Wie waren für Sie als Künstlerin die beiden letzten Jahre?
Hamleh: Nach dem ersten Lockdown habe ich drei Tage getrauert und am vierten Tag habe ich meinen Online-Kurs „Musikalische Früherziehung“ gestartet. Das hat auch von Beginn an gut funktioniert. Galas fielen aus, Hochzeiten, Kreuzfahrten, alles wurde gecancelt. Und das alles innerhalb weniger Wochen. Die Kindergärten waren zu, meine Kinder waren plötzlich zuhause. Da musste ich mir andere Konzepte einfallen lassen. Ich habe sehr viel nachts gearbeitet.
???: Haben Sie sich schon als Kind für die Oper interessiert?
Hamleh: Bis zu meinem 16. Lebensjahr hatte ich mit Opern nichts am Hut. Ich war zwar bereits mit vier Jahren im Kinderchor, aber eigentlich wollte ich immer Popstar werden. Zunächst war ich Sängerin in einer tollen Band und habe viel Gospel gesungen. Meine Erleuchtung in Sachen Oper hatte ich mit 16 Jahren: Da habe ich eine Gesangslehrerin kennengelernt. Als ich sie zum ersten Mal singen hörte, war das Liebe auf den ersten Ton. Da war mir klar, ich werde Opernsängerin. Zu dieser Zeit habe ich noch BWL in Worms studiert, habe aber schon während des Studiums im Extrachor des Nationaltheaters und in verschiedenen Musicals gesungen.
???: Welchen Stellenwert hat die Oper für Sie? Was speziell gefällt Ihnen daran?
Hamleh: Jede Musik, jeder Musikstil hat seine Berechtigung. Ich liebe die Oper. Wenn ein Opernsänger singt, dann geht einem das durch Mark und Bein, diese Inbrunst ist unglaublich. Die klassische Musik besitzt eine enorme Emotionalität. Das gefällt mir an der Oper.
???: Wie begeistert man, wie begeistern Sie Kinder für diese Art von Musik?
Hamleh: Wenn man bereits als Kind durch Theaterbesuche mit Opern oder Operetten in Kontakt kommt, hat man einen leichteren Zugang. Daher spielen wir Kinderopern, besuchen auch und vor allem Brennpunktschulen, um Kindern einen musikalischen Zugang zu verschaffen. Angefangen hat das mit der Gründung einer Oper im Jahr 2009. Wir sind 20 freischaffende Sänger und Sängerinnen. Inzwischen spielen wir ungefähr 400 Vorstellungen pro Jahr. Wir schreiben alle Stücke selbst und wenn wir in die Schule kommen, dann besteht unsere Oper aus 50 Prozent Gesang und 50 Prozent Theater. Wir bereiten das Ganze eben sehr kindgerecht auf und die Kinder dürfen auch mitmachen und mitsingen. Wir spielen vor 100 bis 250 Kindern. Die meisten sind zwischen fünf und zehn Jahren.
???: Werden Opern und Operetten eine gute Zukunft haben?
Hamleh: Wir erleben gerade einen demografischen Wandel. Das spürt auch die Oper. Sie wirbt jetzt schon verstärkt beim jüngeren Publikum. Früher waren Opernbesuche ja eher etwas Elitäres. Die Oper wird weiterleben, aber man muss etwas tun für sie. Wenn wir in die Schulen kommen, gucken die Kinder am Anfang noch etwas komisch. Es ist ja schließlich etwas völlig Neues für sie, aber am Ende, wenn wir gehen, sind wir Popstars. Die meisten Kinder gehen unvoreingenommen an die Dinge ran, das ist ja das Schöne. Wir nennen uns mittlerweile die „Opernretter“.
???: Sie lieben Emotionen und sind seit einiger Zeit auch Familiencoach. Was machen Sie da?
Hamleh: Ja, das mache ich seit zwei Monaten. Ich unterstütze Familien, damit mehr Freude und Leichtigkeit in deren Leben kommt. Mehr Harmonie, weniger negative Stimmung. Die Bedürfnisse in dieser Hinsicht sind sehr groß und das ist auch immer sehr emotional.
???: Was muss man können, woran muss man speziell arbeiten, um eine richtig gute Opernsängerin zu werden?
Hamleh: Durchhaltevermögen ist enorm wichtig. Einen ganz starken Willen, ein gesundes Selbstbewusstsein und man muss sehr viel üben. Die Sängerbranche ist ein hartes Geschäft, da musst du dir auch viel Unschönes anhören. Das musst du wegstecken können.
???: Sie singen oft und gerne auf Beerdigungen. Warum?
Hamleh: Ich kann da sehr gut mitfühlen, es berührt mich. Trauerredner oder Traubegleiter wäre auch ein Beruf, der mir gefallen würde.
???: Haben Sie noch Träume?
Hamleh: Ich würde gerne innerhalb der nächsten Jahre ans Meer ziehen. Ich war so viel auf Kreuzfahrtschiffen, bis zu zwei, drei Monate im Jahr. Seit die Kinder da sind, ist es natürlich weniger geworden. Asien und Australien würde ich auch mal gerne besuchen, aber mit der Pandemie ist das momentan noch eher schwierig.
???: Haben Sie ein Lieblingslied oder einen Lieblingskomponisten?
Hamleh: Turandot von Giacomo Puccini ist herzergreifend. (pete)

 Eine engagierte und musikalische Botschafterin: Tanja Hamleh möchte Kindern die Welt der Oper näherbringen.  foto: jutta sixt
Tanja Hamleh in ihrem liebsten Element.  foto: gaier
Autor:

Peter Engelhardt aus Mannheim

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