Ilka Sobottke erhält am Fasnachtssonntag die bürgerschaftliche Auszeichnung
Ein Bloomaul mit Kante und Rückgrat

Sie hat einen Standpunkt und sie zeigt Kante. Sie ist eine überzeugte Christin, ein echter Mitmensch, sie ist das neue Mannnemer Bloomaul: Ilka Sobottke.  | Foto: Engelhardt
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  • Sie hat einen Standpunkt und sie zeigt Kante. Sie ist eine überzeugte Christin, ein echter Mitmensch, sie ist das neue Mannnemer Bloomaul: Ilka Sobottke.
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von Peter Engelhardt

Mannheim. „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt“ so das Intro eines weltberühmten Schlagers aus den 40er Jahren... Das neue Mannemer Bloomaul, Ilka Sobottke hat dieses sicherlich wunderschöne Naturschauspiel, dem dieser Ohrwurm gewidmet ist, möglicherweise einige Mal leibhaftig miterlebt.

Begann sie ihre Zeit als Gemeindepfarrerin doch erst im Hochschwarzwald und später dann im Süden Italiens. Zur ihrem geografisch-seelsorgerischen Aufgabenbereich gehörte die vielbesungene Insel Capri, die Nachbarinsel Ischia, Kampanien bis nach Apulien.

Neben Heidelberg verbrachte sie Anfang der neunziger Jahre einen Teil ihres Studienaufenthaltes in Rom, der ewigen Stadt. „Ich habe eine Zeit lang damit geliebäugelt in Italien zu bleiben. Ich hatte Land und Leute sehr ins Herz geschlossen,“ blickt sie gerne auf diese gleichermaßen erlebnisreiche wie prägende Zeit zurück: „In Neapel habe ich zum ersten Mal echte Armut kennengelernt.“
Gelandet ist die gebürtige Bad Segebergerin dann im Jahre 1999 in der Quadratestadt. Ihre Kindheit verbrachte sie abwechselnd in der großen Weltstadt Hamburg und in Lützelsachsen, gelegen an der idyllischen Bergstraße. „Während meiner Kindheit und Jugendzeit sind wir mehrfach hin-und hergezogen, aber ich war immer ein Kind der Großstadt.“
Zwei Jahrzehnte mitten in der City, da ist das designierte Bloomaul längstens heimisch geworden in Mannheim. Ihr Zuhause, die Pfarrwohnung der Diakonie in R3 ist wie gemacht für Ilka Sobottke. Als CityKirchenPfarrerin für die Gemeinde und die Studenten ist ihre zweite Heimat, die CityKonkordienkirche direkt gegenüber. „Eine wunderbare Stelle mitten in der Stadt, auf der ich mich im Team mit Kolleginnen und Kollegen in einem Spannungsbogen von Obdachlosen, Arbeitslosen, Menschen in Not, Studierenden, Young Urbans, mit Künstler*innen, Musikerinnen und vielen anderen Leuten bewege.“
Jetzt erhält sie am kommenden Fasnachtssonntag im Mannheimer Nationaltheater den 50. Bloomaulorden der Stadt, die höchste bürgerschaftliche Auszeichnung, die in Mannheim vergeben wird. Wenige Wochen nachdem das Bloomaul-Kommitee den Namen der neuen Trägerin bekanntgab, legte sie in einer Kolumne der hiesigen Tageszeitung ihren christlichen Finger in eine soziale Wunde. Die Vesperkirche vor Augen, die steigende Zahl der Bedürftigen sollte die diejenigen Menschen wachrütteln, für die Armut und Existenzängste nicht zum (all)täglichen Leben gehören. Mit ihren „konfrontativen“ (O-Ton Sobottke) Aussagen entfachte sie mehr als nur eine intensive Diskussion. „Ich habe offensichtlich Leute diskreditiert, die ich nicht gemeint habe,“ ist für die leidenschaftliche Christin die Frage nach der wahren Gerechtigkeit immer eine Auseinandersetzung wert. „Natürlich hat mich diese Thematik in den Tagen und Wochen danach strapaziert aber zum einen bin ich ’shitstormerprobt’ und zum anderen habe ich in Mails, Briefen und Anrufen auch viel Zustimmung erhalten.“ Bert Siegelmann, einer der drei „hohen Herren“ des Auswahlkommitees sieht die ganze Geschichte eher unaufgeregt: „ Was ist das wesentliche für ein Bloomaul? Das es Kante und Rückgrat zeigt, das es sagt, was es denkt. Wenn wir jeden fragen wollten, wer den genehm wäre, könnten wir die Auszeichnung gleich abschaffen.“ So gesehen darf sich der bekennende „Meermensch“ Ilka Sobottke auf den kommenden Sonntag freuen.
Als Kind träumte sie immer davon der entführte Sohn eines Indianerhäuptlings zu sein, aber mitverantwortlich für ihren beruflichen Werdegang war der Pfarrer im schulischen Unterricht, der sie für das facettenreiche Fach Religion nachhaltig begeisterte. Der Entschluss sich in den Dienst des Christentums zu stellen reifte endgültigst nach ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) im dörflichen Hilsbach (dem Kreis Sinsheim zugehörig). „Das war so schrecklich, dieses Kampfbeten, da habe ich mir gedacht, so kann man die Kirche den Menschen nicht überlassen.“
Was bedeutet für sie Glaube? „Glaube hat für mich etwas Tröstliches, etwas Weites und vor allem auch etwas Stärkendes. Dazu gehört für mich auch Frömmigkeit, ein unerschütterlicher Glaube aus tiefstem Herzen.“
Genau dieses Gedankengut möchte sie ihren Mitmenschen vor allem aber ihrer Gemeinde tagtäglich mit auf den Weg geben. „Die Kirche ist für uns ein offener Raum der Gastfreundschaft, an dem viele verschiedene Menschen zusammenkommen, füreinander auf- und einstehen, die Güte Gottes feiern und natürlich: essen! Im interreligiösen Diskurs sind wir eng verbunden mit muslimischen und der Jüdischen Gemeinde.“
Bei einem Studienaufenthalt 2016 in Chicago (US-Bundesstaat Illinois) lernte sie die Arbeiten afroamerikanischer Gemeinden kennen. „Diese Verbindung von Spiritualität und politischer Kraft hat mich sehr bewegt,“ organisierte Ilka Sobottke ein Jahr später einen Studentenaustausch mit der Trinity United Church of Christí, es war die Herkunftsgemeinde von keinem geringeren als dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama. So kam es beim Deutschen Kirchentag 2017 in Berlin zu einer Begegnung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem charismatischen Ex-Präsidenten und der evangelischen Studentengemeinde.
„Ich liebe es, in der Kirche immer wieder Neues auszuprobieren, wenn es voll ist, alle tanzen und feiern und verschiedene Menschen einander begegnen und Heimat finden. Ich kann Geiz und Zwänge und Kleinlichkeit nicht ausstehen. Ich liebe es zuzuhören, etwas voneinander zu verstehen, gerade da, wo es kompliziert wird. Schmerz und Trauer und Momente des Glücks zu teilen ist ein großes Privileg der Freundschaft und meines Berufs.“
Seit ihrer Ernennung zum neuen Bloomaul hat sich ihr Leben nicht sonderlich verändert und das wird auch danach nicht anders sein. Und was gefällt ihr an der Stadt aus der sie in diesem Leben nicht mehr weg möchte?
„An Mannheim gefällt mir das Wilde und das Bunte, die Vielfalt und die Herzlichkeit der Menschen.“ Ein bisschen bunt, ein bisschen wild wird es möglicherweise auch am kommenden Sonntagabend zugehen, wenn die „Neue“ den „Blumepeter“ um den Hals gehängt bekommt. Stattfinden wird die Auszeichnung im Rahmen der Operette „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach. Die Aufführung beginnt um 18.30 Uhr, die Vorstellung endet gegen 21 Uhr. pete

Autor:

Peter Engelhardt aus Mannheim

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