Exzessiver Tourismus in verlassenen Orten: Ein Dilemma für den Naturschutz

- Braunes Langohr
- Foto: Dietmar Nill
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NABU. Der 284 Meter lange Kinnsfelstunnel bei Oberhausen an der Nahe wird auf zahlreichen Online-Plattformen als Sehenswürdigkeit angepriesen. Auch die kleine Abzweigung, die im Winter unter anderem streng geschützten Arten wie Bechsteinfledermäusen Unterschlupf bietet, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Durch die starke Frequentierung und ein damit verbundenes Lagerfeuer wurde dieses bekannte Fledermausquartier nun für lange Zeit unbewohnbar gemacht.
Einsame, versteckte, geheimnisvolle Orte – auch Lost-Places genannt – werden sehr gerne von Touristinnen und Touristen aufgesucht. Die Faszination des Verlassenen zieht einige Menschen magisch an. Doch gerade für Fledermäuse sind derartige Rückzugsorte unverzichtbar. Nun wurden diese Tiere jedoch durch ein von Unbekannten entfachtes Lagerfeuer innerhalb eines Ganges im Kinnsfelstunnel wahrscheinlich für viele Jahre vertrieben. Außerdem liegt die Vermutung nahe, dass viele der seltenen und stark gefährdeten Fledermäuse, die sich noch im Gang über dem Feuer aufhielten, durch die entstandenen Rauchgase vergiftet wurden.
Die Zerstörung und Beschädigung von Ruhestätten wildlebender Tiere der besonders geschützten Arten ist nach Bundesnaturschutzgesetz verboten. Schon die Störung von Fledermäusen in der Winterruhe beziehungsweise Veränderung an diesen Quartieren kann gravierende Folgen haben. „Umso ärgerlicher ist es, dass die Störung wildlebender Tiere von vielen immer noch als Kavaliersdelikt behandelt wird. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass die sogenannten Lost-Places zwar von Menschen verlassen sind, jedoch für viele andere Lebewesen ein wichtiges Refugium darstellen“, so David Roth, Projektleiter der Koordinationsstelle Fledermausschutz Rheinland-Pfalz.red
Autor:Karin Hoffmann aus Ludwigshafen |
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