Zukunftsgewandte Baukultur: Aufstockung in der Praxis aus Mainz und Frankfurt

Zeilen auf der Parkinsel aus den 50er und 60er Jahren in französischer Bebauung, teils mit Mansarde. | Foto: Julia Glöckner
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Architektur. Der Trend geht hin zum Nachverdichten, indem man etwa leere Büroflächen umbaut, Gebäude aufstockt oder Dachgeschosse ausbaut. Das ist klimafreundlich, effizient und ressourcenschonend. Bei der Kalkulation mit Blick auf Kosten-Nutzen und helfen Architekturbüros.

Von Julia Glöckner

Zwei renommierte Architekturbüros aus Mainz und Frankfurt präsentierten Anfang April im Zentrum für Baukultur in Mainz zukunftsgewandte Bauprojekte.

Architekturbüros Mamuth aus Mainz: Dachgeschossaufbau als Prototyp

Aufstockung kann sich besonders beim Bestand aus den 50er, 60er und 70er Jahren lohnen, weil Gebäude sich dabei gleichzeitig ertüchtigen lassen. Die Förderungen für die Dachdämmung macht Projekte rentabler.

Mamuth entwarf einen Dachgeschossaufbau, der bald zum Prototypen werden könnte, weil das Architekturbüro nach Genehmigung weitere Anfragen bekommt. Das alte Dach ist ein Behelfsdach aus der Zeit des Wiederaufbaus. „Es war der absolute Klassiker, die Energiebilanz war sehr schlecht“, erklärte Büroleiter Timm Helbach. „Der Dachgeschossaufbau ließ sich nach GEG mit 15 Einzelmaßnahmen fördern.“ Zwei Wohneinheiten hätten die Investitionssumme ausgeglichen. Drei Geschosse machten das Projekt rentabel.

In diesem Fall wollte der Bauherr einen Aufzug einbauen, damit alle Mieter, auch Ältere, länger bleiben können. „Das Bauamt forderte zunächst ein abgetrepptes Staffelgeschoss. Aus unserer Sicht entsprach der ursprüngliche Entwurf aber den Formalia: Auf der gegenüberliegenden Straßenseite waren die Dächer genauso hoch“, erklärte Helbach. „Nach 18 Monaten lud der Planungs- und Gestaltungsbeirat der Stadt Mainz ein. Diskutiert wurde eine Realisierung mit einheitlichen Traufhöhen in der Kaiserstraße, auch die Neigungswinkel wurden bis auf plus minus 3 Grad diskutiert. Schließlich ist es ein Mansardendach geworden, mit dem Stadtplaner, Denkmalschutz und Gestaltungsbeirat einig wurden.“ Leider hatte sich inzwischen die Zinsstruktur nicht geändert, weshalb das Projekt nicht realisiert wurde. Inzwischen liegen dem Büro einige Anfragen für ähnliche Dachaufbauten vor. Weil man sich mit dem Bauamt vorab auf die Mansarde geeinigt hatte, mitsamt des Brandschutzkonzepts, hofft das Architekturbüro nun auf effizientere Genehmigung. Diese sei übertragbar auf Kurfürstenstraße, Humboldtstraße und Ballhausstraße. „Die Frage ist dann, wenn man sich gegen die Heterogenität der Genehmigungsstruktur entschließt, welche Version von Mainz haben wir am Schluss?“, fragte Helbach.

Aufstockungen des Architekturbüros Indesign aus Frankfurt

Das Büro Indesign entwarf ein Dachgeschossaufbau im Frankfurter Westend. „Der Behelfsdachstuhl aus den 50er Jahren leckte. Im Sinne der Stadtplanung und des Bauamts, die meist mit Blick auf identische Traufhöhen entscheiden, erschien uns ein volles Geschoss plus Dachgeschoss naheliegend“, erklärte Architekt Tim Driedger. Es entstand eine lichtdurchflutete Wohnung mit gehobener Innenausstattung im Westend, die mit Klimakonzept und rentabler Finanzierung umgesetzt wurde. Die Planung für durchströmende Kaltluft von unten machte eine Klimaanlage überflüssig.

Ein weiteres Gebäude in Sachsenhausen erhielt ein Mansardendach. Das Gebäude war ursprünglich für Brauereiangestellte gebaut worden. „Angesichts der guten Bausubstanz wollten wir mit dem Bestand etwas Sinnvolles machen. Die Mieter sollten bleiben“, erzählte Tim Driedger. Das Satteldach wurde durch eine Mansarde ersetzt. Dabei musste die oberste Decke erneuert werden. Auch die unteren Geschosswohnungen wurden ertüchtigt. Die kleinen Wohnungen wurden teils zusammengelegt und bekamen damit einen Grundriss, der den Ansprüchen 21. Jahrhundert entspricht. Balkone wurden angebaut. „Wir überzeugten die Behörden damit, dass wir mit Plänen aus dem Stadtarchiv nachweisen konnten, dass das Gebäude mal Mansarde hatte und erst beim Wiederaufbau ein Behelfsdach erhielt.“

„Mit vorgefertigten Holzelementen lassen sich auch Einfamilienhäuser leicht aufstocken“, erklärte Driedger. Auch der Umbau durch einzelne Etagenwohnungen kann sich lohnen, bei großen Einfamilienhäusern oder Villen etwa, um weniger bewirtschaften und pflegen zu müssen.

Bereits vergangenes Jahr haben einige Länder den Ausbau einer vorhandenen Immobilie vereinfacht und die Bauordnung überarbeitet, um Ausbau und Aufstockung zu erleichtern, wie Hessen etwa. So sank etwa die geforderte Raumhöhe dort im DG für einzelne Städten in Land auf 2,20 Meter und die Anforderungen an Stellplätze pro Wohnung wurden gestrichen, genauso wie in RLP. Viele Architekturbüros mit Schwerpunkt nachhaltigem Bauen hoffen auf weitere Erleichterungen, um zukunftsweisende Projekte und ohne monatelangen Briefwechsel mit Prüfanstalten und Gremien schneller und damit mehr davon umsetzen zu können. Auch hofft man angesichts des Flickenteppichs an Regelungen, dass die Genehmigungsstruktur weniger heterogen wird. Die Länder arbeiten bereits daran. jg

Mansade mit Flachdach an der Ecke Anilinstraße/Carl-Bosch-Straße in Ludwigshafen. Die Mansarden und Gebäude an den benachbarten Gebäuden wurden durch Bomber 1943 zerstört.  | Foto: Julia Glöckner
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Zeilen auf der Parkinsel aus den 50er und 60er Jahren in französischer Bebauung, teils mit Mansarde. | Foto: Julia Glöckner
Mansade mit Flachdach an der Ecke Anilinstraße/Carl-Bosch-Straße in Ludwigshafen. Die Mansarden und Gebäude an den benachbarten Gebäuden wurden durch Bomber 1943 zerstört.  | Foto: Julia Glöckner
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Julia Glöckner aus Ludwigshafen

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