Bildergalerie und Bilanz zum Jubiläumsfest: 2.000 Gäste im Ebertpark

- Stündlich führten Kutschenfahrten durch den Ebertpark.
- Foto: Julia Glöckner
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Ludwigshafen. Mehr als 1.000 Gäste strömten über den Tag verteilt in den Ebertpark – zu den Attraktionen des Festtagsprogramms. Auch die ruhigen Orte im Park, abseits der Feierlichkeiten, waren ab 15 Uhr außergewöhnlich gut frequentiert.
Von Julia Glöckner
Geschichte der Grünanlage
Festredner und Stadtarchivar Stefan Mörz betonte die Eigenleistung der Stadt bei der beim Bau der 26 Hektar großen Grünanlage 1925. In der Weimarer Republik, der ersten Demokratie Deutschlands, war die Anlage von Anfang an als Park für alle Menschen gedacht. „Während der Luisenpark in Mannheim aus einer Stiftung reicher Bürger heraus entstand - hinzu kamen staatliche Zuschüsse, mit denen die Nachbarstadt verwöhnt wurde - mussten wir die Sache alleine schaffen. Wie vieles andere, das die Stadt Ludwigshafen an großarten Leistungen alleine gestemmt hat“, erklärte er. Der Park sei ein Bekenntnis zur Demokratie, was auch seine Benennung nach dem ersten Reichskanzler sowie die Namen der Straßennamen um die Anlage verraten.
Die Stadt wollte mit dem Bau des Parks zeigen, dass sie mehr ist als eine reine Industriestadt. „Menschen aus den sehr grauen, dicht besiedelten Arbeiterbezirken sollten sich hier nach getaner Arbeiter erholen. Der Park war ein soziales Projekt. Arbeitslose fanden während des Baus Notstandarbeit. In den Ferien entstand ein Programm für sozial benachteiligte Kinder, der Vorläufer der heutigen Standranderholung. Um den Park wuchsen in den Folgejahrzehnten Altenheime, Schulen, Kitas“, sagte Mörz.
Schon bei der Eröffnung vor 100 Jahren fielen Einnahmen weg, mit denen man gerechnet hatte. Das Wetter spielte nicht mit. „Wegen des finanziellen Fiaskos, das durch nicht eingespielte Kosten entstand, haben sich manche der Organisatoren in den Folgejahren vor Schande umgebracht“, erklärte Mörz. „Die Gläubiger drohten, Skulpturen und Pflanzen abzumontieren und mitzunehmen. Die Stadt konnte allerdings intervenieren.“
Die Anlage wurde Ausgangspunkt für städtebauliche Entwicklungen. Um den Park wuchs ein Quartier mit mustergültiger Architektur und republikanischen Namen. „Bis heute feiert der DGB seine Maikundgebung hier“, sagte Mörz. Die Anlage blieb auch Ort für Kunst und Events, die in den 70ern gebaute Eberthalle ein Gelände für Messen und Ausstellungen. Der Park stellt sich seit 25 Jahren dem Verfall der städtischen Finanzen und dem Klimawandel mit neuen Ideen. Mit wenig finanziellem Aufwand lässt sich das schöne Bild erhalten, seit einigen Jahren mit klimaresilienten Pflanzen.“
Massen von Besuchern
Vor allem am Nachmittag strömten Massen von Besuchergruppen in den Park. Die Wanderungen mit den Pfalzlamas und die Kutschenfahren waren gut besucht. Der Münzclub stellte im kernsanierten Turmrestaurant aus. Seine Jubiläumsmarken in erster Auflage, die der Münzclub zum Jubiläum in Umlauf gebracht hatte, waren schnell vergriffen. Bei der Fotoaktion der BASF konnte man sich als Demokratiefreund ablichten lassen.
OB Steinruck betonte, dass der Park ein Ergebnis bewusster Entscheidungen für mehr Lebensqualität in Ludwigshafen sei, ein Erholungsort für alle Menschen aus allen Milieus. Man plante keine Investition in Prunk, sondern in einen Lebensraum für soziales Miteinander und Erholung. Vor allem in sozialdemokratisch regierten Deutschland unter Ebert wurden die Bedürfnisse der Arbeiter gesehen und fanden im Städtebau Berücksichtigung. Ein Kerngedanke, der sich in der gesamten Architektur der 20er Jahre widerspiegelt, die das Prinzip der Gleichheit kennt, unter dem Namen Neue Sachlichkeit. In der Ebertsiedlung findet der neue Baustil klar seinen Ausdruck, während die Parkanlage im Neobarock gehalten ist, nur ohne Schnörkel. „Der Park ist die grüne Lunge der Stadt, das grüne Herz, ein Stück Identität“, sagte Steinruck. „Solche Anlagen gelten als öffentliche Räume und essenzielle Infrastruktur für soziale Miteinander. Hier passiert Stadtgesellschaft ganz selbstverständlich, beim Boulespiel, durch belebte Nachbarschaften, bei der Joggingrunde, dem Treffen von Kindern auf dem Spielplatz oder beim stillen Innehalten am Nachmittag. Es ist wichtig, weiter in solche belebten Orte zu investieren.“ jg
Weitere Informationen:
Ob es Restbestände an Jubiläumsmarken oder eine Neuauflage gibt, ist beim Münzclub zu erfragen.
Autor:Julia Glöckner aus Ludwigshafen |
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