Architektur des Ebertparks: Neobarock, neues Bauen, Nachkriegsmoderne

- Sternbecken ist im expressionistischem Stil gehalten, dem Kunststil der ersten Phase der Industrialisierung, der in der Phase von Bauhaus und neuer Sachlichkeit oft in (Landschafts-)Architektur aufgegriffen wurde.
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Ludwigshafen. Sternklar war das expressionistische Motto des Landschaftsarchitekten Sieglochs, dem Planer der Ebertparks. Darin sollte die industrielle und damals moderne Prägung Ludwigshafen künstlerisch Ausdruck finden. Denkmalpfleger Ehringer und Stadtarchivmitarbeiterin Heilmann zeigen zum Parkjubiläum die interessante Architektur in und um den Park.
Von Julia Glöckner
Neue Sachlichkeit trifft auf Neobarock
Während die von 1927 bis 1930 fertiggestellte Ebersiedlung eindeutig im Baustil der Neuen Sachlichkeit entworfen ist, zeigt sich der Ebertpark neobarock. Die Grünanlage erinnert an barocke Schlossgärten, nur eben ohne Schloss. Stattdessen steht im Zentrum der Achse ein Turmrestaurant, das einer barocken Orangerie nachgeahmt ist. In sogenannten Orangerien ließen Adlige von ihren Gärtnern exotische Pflanzen wie Orangen- und Zitronenbäumchen überwintern.
„Das Turmrestaurant wurde umgebaut und ist heute nicht mehr Eins zu Eins erhalten. Hier gibt es eine Außenstelle des Standesamts“, erklärt Stadtarchivmitarbeiterin Regina Heilmann. Gemeinsam mit dem städtischem Denkmalpfleger Matthias Ehringer führt sie zum Parkjubiläum durch die Anlage. „Auch dieser Bau zeigt das Ideal neobarocker Symmetrie.“
Viele Architekten griffen in 20er Jahren, zur Zeit des neuen Bauens, noch die Architekturregeln und Ästhetik des Barocks und der Klassik wieder auf. Vor allem Grünanlagen im Stil der neuen Sachlichkeit oder im Bauhaus-Stil sind äußerst selten und kaum erforscht. Neobarocke Parkanlagen verlaufen entlang einer zentralen Achse und ähneln kleinen Schlossparks. Die Achse setzte sich später in der Ebertsiedlung fort. Das Areal, das unter Denkmalschutz steht, erstreckt sich genau entlang dieser Achse sowie Richtung Osten bis zum Quellgarten und Eberthalle.
„Die Bauten gilt es einzufrieren, also in ihrem Zustand zu erhalten, um den Verfall zu verhindern. Dazu gehören auch die beiden Kassenhäuschen am Haupteingang“, erklärt Ehringer. Die vielen 1925 gebauten Pavillons im neoklassizistischen und neobarocken Stil stehen heute nicht mehr.
Vor der Orangerie steht das Ideal eines Bogenschützen. „Ähnliche Schützen stehen vor dem Schloss in Hannover, im Park Sanssouci und am Königsufer Dresden“, fügt Ehringer hinzu.
Expressionismus im Park
Selbst die Blumenarrangements waren bei Eröffnung in Sternform angelegt. „Gott sei Dank gibt es diese Bepflanzung heute nicht mehr. Sonst wären wir alle verbrannt“, sagt Stadtarchivar Stefan Mörz mit scharfem Humor. Das Sternbecken ist dagegen noch gut erhalten. Es liegt in der zentralen denkmalgeschützten Achse.
Elegante Nachkriegsmoderne im Ebertpark
Seit 2018 stehen Eberthalle und Quellgarten als bauliche Gesamtanlage aus der Zeit des Brutalismus unter Denkmalschutz. „Die große Brunnenanlage aus den 1960ern ist als Denkmal anerkannt. Ihr Erhalt gilt als unverzichtbar. Sie stammt von einem bekannten Architekten, die sich oft oft erst Jahrzehnte später als ruhmreich herausstellen, und zwar von Harald Sauer“, sagt Ehringer. Vor rund 30 Jahren sprudelten die Quelltische noch vor sich hin. Die Wasserläufe waren gefüllt. Die Anlage ist heute marode und hat Risse, die Pumpen funktionieren nicht. „Die Instandsetzung wird nun aus Bundes- und Landesmitteln gefördert“, so der Architekt. „780.000 Euro müssen für die Sanierung zusammenkommen, damit die Brunnenanlage wieder läuft. Die Menschen hatten hier am Wasser viel Spaß, man saß in Pavillons und in den Aufenthaltsnischen, die Kinder spielten am Wasser. Die Brunnenlandschaft erinnert an einen Flusslauf mit Seen.“
Auch die Eberthalle hat sich mit ihrer komplizierten Statik und durch den Baustil eleganter Nachkriegsmoderne als Architekturdenkmal erwiesen. Sie ist eine kleine Kopie der Wiener Stadthalle, von demselben österreichischen Architekten entworfen. Das Tragwerk, das sich als hyperboloide Dachform zeigt, passt sich Tag-Nacht-Temperaturschwankungen an. „Heute gibt es neue geschäumter Baustoffe, mit denen der Ersatz des Dämmmaterials Styropor gelingt und die noch leichter sind. Leider haben Spechte erste Löcher in das Styropor gepickt. Halsbandsittiche haben die Löcher gefunden und in ihrer verspielten und kindischen Art Kügelchen um Kügelchen ausgeknabbert. Die Mitarbeiter der Denkmalpflege haben das Material quadratmeterweise am Boden gefunden.“ Die Sanierungsmaßnahmen sind seit einigen Jahren geplant. Die Gesamtarchitektur kann nicht unbedingt als rein brutalistisch klassifiziert werden. Hier zeigt sich aber viel Einsatz von Beton, der laut Ehringer in Mode war. Beim Quellgarten zeigt sich der Brutalismus deutlicher.
„Glücklicherweise macht uns der historische Pflanzplan keine Schwierigkeiten, den wir bei der Denkmalpflege teils ignorieren können“, sagt Ehringer. „Das Grünflächenamt setzt bei der Bepflanzung daher auf klimaresiliente Botanik, die zur Klimaneutralität beiträgt.“
Die Anlage war seit den 20ern auch Ausgangspunkt der städtebaulichen Entwicklung. Es folgte der Bau der Ebertsiedlung im Stil der neuen Sachlichkeit. lm Nord-Osten der Anlage entstanden elegante Stadthäuser. Der Ebertpark wurde Teil des grünen Bands in Ost-West-Richtung und später deutlich erweitert. jg

- Foto: Dirk Nitzschke
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Autor:Julia Glöckner aus Ludwigshafen |
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