BriMel unterwegs
„Pflanzen lauschen Pflanzen hören“ – ein Klangspaziergang
- Karin Maria Zimmer und Joëlle Oechsle
- Foto: Brigitte Melder
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Ludwigshafen. In der Nähe des Ebertpark-Haupteingangs hatte die Klangkünstlerin Karin Maria Zimmer am 3. Juli um 17.30 Uhr bereits zum zweiten Mal zu einem Klangspaziergang eingeladen. Es sollte eine sinnliche Begegnung im Grünen werden und das Wetter war auch gegen Abend noch sehr sommerlich. Es war eine Veranstaltung der LUKOM im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten „100 Jahre Ebertpark“. Im Vergleich zum ersten Mal mit 20 Teilnehmenden war die heutige Anzahl mit 8 Personen - vielleicht dem Wetter geschuldet - recht überschaubar. Den Spaziergang hielt Fotografin Joëlle Oechsle mit der Kamera fest; sie ist die rechte Hand der Künstlerin, die auch beim Auf- und Abbau mithalf.
Es wurde über Kopfhörer eine Klanggeschichte erzählt, mit dem Ebertpark und seinen Bäumen und Pflanzen. „Pflanzen kommunizieren längst - wir haben nur nie zugehört“ meint Karin Maria Zimmer und wollte den Besucherinnen (ja, es waren nur Frauen) zeigen, wie man ihre Stimme bei diesem Live-Erlebnis hörbar macht. Während dieser 12-minütigen Geschichte ging jede Teilnehmerin rund um den Springbrunnen ihre eigenen Wege und sollte etwas erkennen, wie zum Beispiel die Klänge der Magnolie, Linde oder Buche. Die Ströme der Pflanzen werden mit Elektroden, die direkt an Blätter angebracht werden abgenommen und mittels Synthesizer in Musik übersetzt. So klingt jede Pflanze in Rhythmus und Klang anders: laut und leise, lang und kurz. Karin Maria Zimmer hatte sich nach dem ganzen Klangspaziergang ein Feedback gewünscht.
Kopfhörer wurden ausgeteilt und die Geschichte begann „Ich bin der Ebertpark, geboren 1925, für die grüne Pause zwischen den Häusern. Platanen mit Rinden, die sich häuten und die Krone breitet sich weit aus. Buchen, die tief verwurzelt sind. Die Linde wurde als Trostbaum und Tanzbaum gleichzeitig beschrieben. Die alte Eibe – wer in ihrem Schatten steht, spürt das Echo der Ahnen und wird auch als Wächter des Übergangstodes bezeichnet. Der Tulpenbaum kommt aus Übersee und wächst um zu staunen; ein Gruß aus dem fernen Süden. Die Magnolie, deren Blüten wie Hände geformt sind und der Duft wie ein leises Versprechen ist. Der Ginkgo wird als stiller Wanderer und Schattenmann beschrieben und die Ranken des Efeus wie tastende Arme. „Was Du hörst ist nicht nur Klang sondern Leben“ sagt die beruhigende Stimme der Klangkünstlerin in der Geschichte.
Es folgten die verschiedenen Elektrodenübertragungen an Pflanzen: Die Echinacea (Sonnenhut) ist fast verblüht und Karin Maria Zimmer wollte von den Teilnehmerinnen selbst wissen, welchen Charakter diese hat. Dafür wählten sie ein Instrument aus, das leicht und beschwingt klingt –[ aus dem Bauch heraus.] Es ist ein ganzes Konzert mit nur einer Pflanze möglich, wobei die Pflanzen morgens anders als abends klingen. Mittels zweier Pole mit Elektroden werden die elektrischen Pulse gemessen; die Daten gehen in ein Synthesizer-Programm und werden dort den Musikinstrumenten zugeordnet. An zartem „Zauberschnee“ wurde ausprobiert, welcher jedoch keinen Ton von sich gab. Auch abgebrochene und abgeknickte Stiele kann man nicht messen, denn es kann nur ein Fluss gemessen werden. Die Klangkünstlerin geht eine Woche vor solchen Spaziergängen selbst auf die Suche, damit sie einen kleinen roten Faden hat. Die nächste Pflanze ist eine Distel und eine „Fette Henne“, wobei man den Unterschied hört: gleiches Instrument, jedoch bei der fetten Henne klingt es satter und höher. Beim Ziersalbei mit einer Orgel untermalt gibt es eher tragende Geräusche. Gegenüber entdeckt man Lavendel und einen Silberstrauch, die man zu messen versucht und einmal klingt es und einmal nicht. Es ist Interpretation, was man hört; für den einen klingt es lustig und für den anderen traurig. Während des Klangspaziergangs stellen die Teilnehmerinnen immer wieder interessierte Fragen. Über die Pflanzen, Palmlilie, Mannstreu sowie Agave/Edeldistel wird heftig diskutiert, ob es sich tatsächlich um diese handelt. Da sind doch die Blätter anders? Auf Wunsch wurde die Magnolie inspiziert, die ihre ersten Blüten zeigt und unter der es schön schattig war. Hier wurde an verschiedenen Stellen der Baumrinde gemessen, wo die Rinde ein wenig eingekerbt ist und nicht glatt, denn die Blätter sind zu dick für eine Klangerzeugung. Hier ertönten beeindruckende Klänge. Ja, manchmal muss man viel experimentieren bis man die richtige Stelle gefunden hat, sagt die Künstlerin. Auf die Frage, wie sie zu dieser Idee kam, meinte sie, dass ein Freund ihr von dieser Pflanzenstrommessung erzählt hatte und ihre Neugier weckte. So begann sie, Pflanzen aufzunehmen und deren Sounds zu sammeln. So ergeben sich schöne Mischungen aus Klang und Poesie und auch heute war es ein sinnlicher Spaziergang mit sphärischer Musikuntermalung.
Es sind auch bereits weitere Klangspaziergänge am 21. September um 10 Uhr und 15 Uhr im Rahmen des Kultursommers Ludwigshafen von jeweils 1 bis 1,5 Stunden geplant. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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