BriMel unterwegs
Kunterbunter Inselsommel 2025 mit top Acts

- Tolle Acts beim Inselsommer
- Foto: Brigitte Melder
- hochgeladen von Brigitte Melder
Ludwigshafen. Am 8. Juni (Pfingstsonntag) wollten wir unbedingt die Wandermusikanten (Pfalz global) erleben, auch wenn das Wetter nicht gerade sommerlich sondern eher Aprilmäßig war. Der Better World Market mit so viel Liebe und Mühe aufgebaut und gestaltet hätte schöneres Wetter verdient gehabt. Für Speisen und Getränke war bestens gesorgt. Trägerverbund waren ILA – Initiative Lokale Agenda Ludwigshafen e.V., KRN – Kultur Rhein-Neckar e.V., KiTZ Theaterkumpanei, Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und der TFC – Turn- und Fechtclub Ludwigshafen e.V.
Frühzeitig vor Ort erlebten wir auch noch die fantastische Band Pipo Saxofön (Familien-Jazz) mit dem tollen Geschichtenerzähler Gary Fuhrmann (Saxophon, Klarinette, Nasenflöte), Erwin Ditzner (Schlagzeug), Garrelt Sieben (Posaune, Sousaphon) und Konrad Hinsken (Keyboard, Magic Blowdryer). Ein Schwein namens Pipo Saxofön erlebte spannende und lustige Abenteuer. Es wanderte beschwingt auf the sunny side of the street und traf schon mal eine Ente - cold duck. Wenn auch übermütige Sprünge nicht immer gelangen, und ein MERCY, MERCY nötig war, liebte Pipo es, seine Sorgen hinter sich zu lassen, zu flanieren und die Sonne zu genießen. Ein richtig schöner Sommertag im fantastischen Leben von Pipo mit groovigen Jazz-Hits - sehr unterhaltsam für alle Altersgruppen. Auch das groovig vorgetragene „Mackie Messer“ fand Gehör bis sie für die „Wandermusikanten“ Platz machen mussten. Die standen bereits in den Startlöchern und da sie handgemachte Musik machten, brauchten sie auch keinen großen Umbau auf der Bühne.
Es hatten ihre Instrumente mit dabei: die Zwillinge Bernhard (Posaune) und Roland Vanecek (Sousaphon), Florian Wehse (Trompete) Igor Rudytskyy (Trompete), Max Strauch (Posaune), Moulud Marmari (Gitarre), Thomas Hammer (große Trommel), Arne Moos (Snare Drum) und Gabriel Herzer (Special Guest Posaune)
Diese Band spielt nicht für das Publikum, sondern mit dem Publikum - und ist damit mehr als eine feststehende Gruppe, die man als Zuschauer bei Auftritten erleben kann. Auf Augenhöhe mit den Musikern gab es eine rasante Reise durch Raum und Zeit der Musikgeschichte. Die Bandbreite reichte von Pachelbel bis Pastorius, von Klassik bis Pop, von Volks- bis Filmmusik über Jazz, Funk sowie afrikanischer und lateinamerikanischer Musik bis hin zu Klängen vom Balkan. Seit 13 Jahren begeistern die Wandermusikanten ihre Zuhörer:innen in größeren oder kleineren Besetzungen, inzwischen aber vor allem als klassische Marching-Brass Band. Ihre Energie kommt nicht aus der Steckdose, sondern aus der Freude an spontanen, immer wieder neuen Interpretationen und Begegnungen – frei nach dem Motto "Handgemacht und Mundgeblasen“.
Die Moderation der Darbietungen auf der Bühne hatte Monika-Margret Steger übernommen und kündigte die „Wandermusikanten“ an. Steger kommt aus dem Bayrischen Wald, wo die mundgeblasene Glaskunst sehr berühmt ist und heute durfte sie handgemachte Musik ankündigen. Fanfarengleich eröffneten die Musiker mit dem weltberühmten Stück von Richard Strauss "Also sprach Zarathustra", das insbesondere durch ihre Verwendung in Stanley Kubricks Film "2001: Odyssee im Weltraum" bekannt ist. Diese Einleitung beginnt mit einem starken, hymnischen Thema, das oft als "Sonnenaufgang" interpretiert wird. Bernhard Vanecek zeigte just in dem Moment zum Himmel als tatsächlich die Sonne durchkam. Das Publikum genoss diese wundervolle Musikdarbietung der acht Musiker Open Air.
Hat übrigens jemand diese wundervoll gestalteten unterschiedlichen Stühle bewundert, auf denen die Gäste Platz nahmen? Kunst, überall Kunst! Auch die Kunst- und Kulturvorsitzende vom Kulturverein Rhein-Neckar Eleonore Hefner war mit ihrem Mann hier gerne unterwegs. Die Pfalz hat Wandermusikanten-Tradition und wandern durch die schöne Pfalz und bringen sie in die Welt. Was für ein Glück, dass sie heute hier nach Ludwigshafen wanderten, denn das Publikum genoss ihre Musik in vollen Zügen. Sie brachten Stimmung rein mit „Hollerie-Hollero“. Der „Schwanensee“ von Tschaikowsky klang ganz anders, aber toll. Die lockere Moderation in der Band hatte Roland Vanecek übernommen, der das Publikum auch zum Tanzen aufforderte. Mit Musik aus dem Balkan setzten sie nochmal einen Höhepunkt.
Anschließend wurde ein wundervoller, traditioneller koreanischer Schamanen-Tanz von Kyung-Hee Lee-Schumacher vorgeführt „Bitten um Heilung!“ Es war ein Augenschmaus nach dem Ohrenschmaus. Monika-Margret Steger zeigte zu dem roten Schirm, unter dem etliche Postkarten im Wind baumelten, eine Popart-Ausstellung von verschiedenen Künstlern: Ullrich Thul (Ludwigshafen), Jörg Fischer (Mannheim), Oleg Korschagin und Olga Egorova (Sochi und Acco) sowie Daniil Da (Moskau) Diese haben sich seit 2013 immer wieder Postkarten geschrieben und aus ihnen das sogenannte „Mail-Art-Projekt“ gemacht.
Oleg Korchagin hatte gemeinsam mit Ulrich Thul eine Ausstellung in Freinsheim und war deshalb zusammen mit Olga Egorova nach Deutschland gereist. Mit Ulrich Thul machten sie einen Ausflug nach Mainz zum Künstlerbund. Olga Egorova, die ein Faible für Porträts hat, fand eine Ausstellungs-Einladungskarte interessant, sie nahm ein Stapel der Werbekarten mit und gab die Hälfte an Ulrich Thul – mit dem Vorschlag, diese Karten umzugestalten und sich damit Nachrichten zu schicken. Seither sind über Tausend / Hunderte Karten zwischen Ludwigshafen (wo Thul lebt), Mannheim (wo Fischer lebt), Sochi und Acco (den Wohnorten von Egorova und Korchagin) und Moskau (dem Wohnort von Daniil Da) verschickt worden. Manchmal sind die Karten verbunden mit einem einfachen Gruß „Wir denken an euch!“ Manchmal werden Erlebnisse berichtet, Einschätzungen geteilt
Die Themen reichen von Politik, Alltäglichem, Liebe, Freude, Kunst – alles, was nicht nur Künstler:innen beschäftigt. Die drei haben bald andere Künstlerfreunde mit der schönen Idee infiziert, den Dichter Daniil Da in Moskau, den Multi-Künstler Jörg Fischer in Mannheim. Meist wird übermalt, beklebt, verdeckt, collagiert – der phantasievollen expressiven Gestaltung sind Grenzen bislang nur in der Zweidimensionalität gesetzt. Die Freundschaft der Künstler und der Künstlerin wird so von der Post mit-getragen. Gerade auch in Zeiten der sich schließenden Grenzen, der sich abschottenden Mächte, der Feindlichkeiten und des Krieges ist das Beharren auf Freundschaft ein Trost. Schön, wenn es zur Kunst wird.
Eine derartige abwechslungsreiche Veranstaltung auf der Parkinsel und auch noch bei freiem Eintritt ist eine ganz wunderbare Idee, die sich nur noch ein bisschen mehr herumsprechen muss. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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