Lüpertz in der Karlsruher Majolika-Manufaktur / "Kunst erfahren" im Tunnel
„Genesis – Werke und Tage“ nimmt Gestalt an

Markus Lüpertz bemalt das erste seiner 14 Kunstwerke an der eigens für ihn konstruierten XXL Staffelei im größten Majolika Atelier. In diesem „Lüpertz Atelier“ werden auch bald weitere der insgesamt 14 Kunstwerke entstehen | Foto: Foto Fabry
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  • Markus Lüpertz bemalt das erste seiner 14 Kunstwerke an der eigens für ihn konstruierten XXL Staffelei im größten Majolika Atelier. In diesem „Lüpertz Atelier“ werden auch bald weitere der insgesamt 14 Kunstwerke entstehen
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Karlsruhe. Mitten im Umbruch und mit neuer Geschäftsleitung leidet die traditionsreiche Karlsruher Manufakturmassiv unter den aktuellen Beschränkungen. Parallel nimmt wohl eines der größten Werke in der Geschichte der Majolika, nahezu unbeschadet von diesen Einflüssen, mehr und mehr Gestalt an. Straßenbahn-Fahrgäste durch den künftigen Tunnel werden diese dann vor Ort erleben. Das erste Bild aus dem 14 Werke umfassenden Gesamtkunstwerk von Markus Lüpertz für die zukünftige Karlsruher U-Bahn wird derzeit vom Künstler bemalt (das "Wochenblatt" berichtete).

Aufgrund der Größe und der Schwere des Kunstwerkes erfolgt dies im größten Atelier der Majolika auf einer speziell dafür entwickelten und gebauten XXL-Staffelei. Spezielle Hebewerkzeuge und Halterahmen aus Stahl wurden in Position gebracht, um die 10 Platten dieses ersten Bildes – jede davon rund 150 kg schwer – aufzulegen.

Beeindruckende Größe
Zwei Reihen zu je 5 Platten aus Ton mit einer Fläche von 2 mal 4 Metern und einem Gesamtgewicht von über 1,5 Tonnen liegen nun auf der Staffelei. Der Ton ist errötet, nicht aus Respekt vor dem großen Künstler, sondern weil nach dem ersten Brand der, beim Trocknen noch graue Ton, die rote Farbe annimmt. Lüpertz hat vorab bereits zahlreiche Glasuren ausgewählt und verschiedene Testbrände absolvieren lassen, um die endgültigen Farben – auf dem speziell für das Kunstwerk im Westerwald ausgewählten Ton – sehen zu können.

Die Farbdiskrepanz zwischen den mit dem Pinsel aufgetragenen Glasuren, die sich anfühlen wie feiner Staub, und dem Ergebnis nach dem dann folgenden zweiten Brand, dem Glasur- oder Glattbrand, ist erheblich. Daher braucht der Künstler viel Phantasie und Einfühlungsvermögen, um das Ergebnis in Gedanken vorwegzunehmen. Nun stehen neben der Staffelei zahlreiche Eimer und Schüsseln mit vielen farbigen Steinzeug-Glasuren. Glasuren, die den härtesten keramischen Brand bei 1.200 Grad aushalten und die dann seidenmatt glänzen werden. So möchte es Lüpertz für sein Werk. Er hat das Ergebnis bereits verinnerlicht und startet voller Energie.

Ein Blick auf die Abläufe
Es ist eine stringente Entwicklung: Förderzusagen, Start, kleine Testplatte im Frühjahr 2019, Gespräche mit dem Bauherrn der Karlsruher U-Strab. Es ging dabei um Statik, Brandschutz, Revisionsfähigkeit, Rahmen, die sichere Anbringung und möglicherweise später einmal der Entfernung der extrem großen und schweren Keramikplatten. Ende 2019 folgte die Freigabe, dann die Fertigung der Gipsform bei einem Spezialisten, die durch die spätere Schwindung des Tones durch Trocknung und zwei Brände, um rund zehn Prozent größer als das spätere Kunstwerk sein muss! So entstand eine Gipsform in der Größe 2,2m x 4,4 m mit einem Gewicht von rund 1,5 Tonnen. Der ausgewählte Ton wurde extrudiert, um Lufteinschlüsse zu eliminieren. Damit er als Grundlage für das Werk dienen kann, musste er daraufhin sehr aufwändig von Hand in die Form eingedrückt und auf sieben Zentimeter Stärke aufgebaut werden. Daraus hat Lüpertz, der aktuell regelmäßig zwischen Berlin, Düsseldorf und Karlsruhe pendelt, zwischen den Jahren sein erstes Bild modelliert. Ton aufsetzen und Ton wegnehmen, um eine starke und ausdrucksvolle Reliefierung zu schaffen. Nach rund 10 Wochen war der Trocknungsprozess abgeschlossen.

Dann stoppte Corona auch die Majolika. Sie musste längere Zeit komplett geschlossen bleiben. Vergangene Woche nun konnte der erste Brand, der sogenannte "Schrühbrand", bei 940 Grad in speziellen Gasöfen erfolgreich durchgeführt werden. Beim Glasurbrand in den nächsten beiden Wochen erhalten die Platten ihre endgültige Größe und Farbe. Anschließend wird das komplette Kunstwerk ausgelegt, begutachtet, vermessen und für den Einbau freigegeben. Der Einbau des ersten Kunstwerkes ist entscheidend, denn er dient als Blaupause für die Arbeit an den weiteren 13 Kunstwerken.

Langsam wird die Zeit knapp
Der Einbau ist sehr aufwändig und trotz ihrer umfassenden Erfahrung mit „Kunst am Bau“-Projekten, betritt auch die Fliesenfirma bei diesem einmaligen Projekt hier völliges Neuland. Nach der Abnahme des ersten Kunstwerkes durch den Künstler vor Ort, wird es sorgfältig abgedeckt und verbleibt so bis zur offiziellen Eröffnung. Die weiteren Kunstwerke werden nach ihrer Fertigstellung ebenfalls zeitnah eingebaut und geschützt. Mit den Erkenntnissen des ersten Kunstwerkes werden anschießend zwei bis drei weitere Gipsformen aufgebaut, damit Lüpertz parallel an mehreren Objekten arbeiten kann. Die Grenze zieht die Statik des Majolika-Gebäudes, denn zusammen sind es rund 3 Tonnen, welche die Form und der Ton für ein einziges Bild auf den Boden bringen, erläutert Initiator und Promoter des Gesamtprojektes, Anton Goll, Vorsitzender des Vereins "Karlsruhe Kunst Erfahren". Die "Enthüllung" soll übrigens einige Wochen nach dem offiziellen Start der Karlsruher U-Strab erfolgen.

Infos: www.karlsruhe-kunst-erfahren.de

Autor:

Jo Wagner

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