Pädagogische Hochschule Karlsruhe
Corona-ISP: Lehramtsstudierende sammeln schulpraktische Erfahrungen im Homeschooling

Grundschüler, der Mathematikaufgaben bearbeitet. | Foto: David Manherz / Pädagogische Hochschule Karlsruhe
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Normalerweise stärken Lehramtsstudentinnen und -studenten ihren Bezug zur Schulpraxis, indem sie mehrere Wochen aktiv in Präsenz am Schulleben teilnehmen und auch unterrichten. In Zeiten von Covid 19 jedoch sind Alternativen gefragt. Prof. Dr. Silke Traub, Leiterin des Zentrums für Schulpraktische Ausbildung, berichtet, wie das Integrierte Semesterpraktikum (ISP) derzeit an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe umgesetzt wird.

Zukünftige Lehrerinnen und Lehrer sollten nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch gut unterrichten können. Deshalb sind in Baden-Württemberg – wie in anderen Bundesländern – schulpraktische Studien fester Bestandteil des Studienplans. Dazu zählt auch das sogenannte Integrierte Semesterpraktikum. Studierende nehmen dabei unter anderem am Unterricht erfahrener Lehrpersonen teil, unterrichten selbst unter Anleitung einer Ausbildungslehrkraft oder nehmen an Lehrerkonferenzen und Beratungsgesprächen mit Eltern teil. Doch wie sollen Lehramtsstudierende schulpraktische Erfahrungen sammeln, wenn an den Schulen wegen Corona erst gar kein und dann nur wenig Präsenzunterricht stattfindet?

Mit dieser Frage sah sich Mitte März auch das Zentrum für Schulpraktische Ausbildung der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA) konfrontiert. „Unsere Studierenden waren gerade mal eine Woche in der ISP-Blockphase an den Schulen, als wir am 17. März von den Schulschließungen überrascht wurden“, berichtet Prof. Dr. Silke Traub, Leiterin des Zentrums für Schulpraktische Ausbildung. Betroffen waren rund 190 Studentinnen und Studenten an rund 40 Kooperationsschulen in der Region. Für sie alle hieß es zunächst abwarten. Als die Schulen dann Anfang April mit dem Homeschooling begannen, sei auch der ISP-Betrieb wieder angelaufen, so Traub. Und es wurden schnell alternative Formate gefunden, mit denen Studierende trotz Corona schulpraktische Erfahrungen sammeln konnten.

Statt in Präsenz an einer Schule zu hospitieren oder zu unterrichten, konzipierten die Studierenden nun Unterrichtseinheiten für den Online-Unterricht, erstellten Arbeitsmaterialien sowie Lehr- und Erklärvideos, machten Unterricht per Videokonferenz und standen Schülerinnen und Schülern für Fragen per Webmeeting oder am Telefon zur Verfügung. Auch Materialkisten wurden bestückt, die Schülerinnen und Schüler anschließend an den Schulen abholen konnten, um Experimente zu Hause durchzuführen. „Einige Studierende haben auch in der Notfallbetreuung mitgearbeitet“, erzählt Traub. In manchen Fächern konnten die Studierenden Unterrichtssequenzen nur planen und in Gruppen besprechen.

Umfrage bei Schulen und Studierenden durchgeführt

Um herauszufinden, was gut und was weniger gut lief, führte die Professorin für Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik bereits im Mai eine anonyme Umfrage unter Studierenden und Lehrpersonen durch. In manchen Fällen, berichtet Traub von den Ergebnissen, habe die Kommunikation zwischen Schule, Hochschulbetreuenden und Studierenden besser sein können, aber insgesamt habe es sehr positive Rückmeldungen gegeben. „Wir werden gut in das Homeschooling eingebunden“, lautet beispielsweise eines der Studierenden-Feedbacks. Allerdings sei die Notfallbetreuung manchmal anstrengend gewesen, denn die Kinder hätten immer mehr an Motivation verloren. „Viele Lehrkräfte haben sich gefreut, dass die Studierenden sie beim Homeschooling unterstützen“, berichtet Traub. Gerade das technische Know-how der Studierenden sei gerne angenommen worden. So meldete eine Lehrperson: „Ich konnte viel lernen von meinen Studierenden. Nur gemeinsam haben wir die Erklärvideos gut hinbekommen.“

Und welche Bilanz des aktuellen ISP, das noch bis 24. Juli läuft, zieht Prof. Dr. Traub? „Es war eine Notlösung, aber wir haben es trotz aller Herausforderungen ganz gut hinbekommen. Die Rückmeldungen sind insgesamt sehr positiv und die Studierenden haben viel gelernt“, freut sich Traub. Allerdings fehle die direkte Interaktion mit den am Schulleben Beteiligten und diese könne nicht ersetzt werden durch digitale Formate. Für den sehr zielführenden Ablauf dieses besonderen ISP und die gute Zusammenarbeit dankt das Zentrum für Schulpraktische Ausbildung allen Studierenden, Lehrkräften und Dozierenden.

Seit Ende der Pfingstferien sind die meisten Studierenden wieder an den Schulen und können in Präsenz unterrichten. „Wir hoffen, dass wir das ISP im Wintersemester im Regelbetrieb durchführen können“, sagt Traub. „Und sollte es doch wieder zu Schulschließungen kommen, kennen wir uns nun zum Glück – genauso wie die Schulen – mit dem Homeschooling aus und die Zusammenarbeit wird einfacher sein.“

Über das Integrierte Semesterpraktikum

Das Integrierte Semesterpraktikum soll den Bezug von Lehramtsstudierenden zur Schulpraxis stärken. Absolviert wird es in einem zusammenhängenden Zeitraum – für das Lehramt Grundschule im Bachelorstudiengang, für Studierende des Lehramts Sekundarstufe I im Masterstudiengang. Das ISP umfasst Unterricht an einer Schule (Hospitation und eigenen Unterricht), die Teilnahme an möglichst vielen Arten von Konferenzen, Besprechungen und schulischen Veranstaltungen sowie die Teilnahme an begleitenden Ausbildungsveranstaltungen der Hochschule. Weitere Informationen sind zu finden auf https://mwk.baden-wuerttemberg.de/de/hochschulen-studium/lehrerbildung/schulpraxissemester-und-integriertes-semesterpraktikum.

Autor:

Regina Thelen aus Karlsruhe

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