Großer Wildpark in Lothringen
Auge in Auge mit Wolf, Elch und Bison

Fast wie in freier Wildbahn: Für die Tiere gibt es großzügige Gehege, eingebettet in die Landschaft vor Ort mit Seen und Wiesen. | Foto: Daniel Basler
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  • Fast wie in freier Wildbahn: Für die Tiere gibt es großzügige Gehege, eingebettet in die Landschaft vor Ort mit Seen und Wiesen.
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Aus einer Privatinitiative erwuchs mit dem Wildpark Sainte-Croix einer der attraktivsten seiner Art in Europa. Besucher kommen den über 1500 Tieren der europäischen Fauna so nah wie kaum anderswo. Der kleine, wilde Garten Eden liegt eine Autostunde von Deutschland entfernt und ist eine wahre Entdeckungsreise und ein bisschen Nervenkitzel obendrauf.

Er gehört zu den Schwergewichten in der europäischen Tier-Riege und strahlt dies in unverwechselbarer Gestalt aus: Massig, bis zu 800 Kilo schwer, mit hohen Beinen, abfallendem Rücken und samtschwarz glänzendem Fell gibt er keine vier Meter vom gerade stehenden Safari-Zügle entfernt ein imponierendes Stelldichein. „Raus kommt der aber nicht“, will eine junge Mitfahrerin, sich auf der Sitzbank etwas zurückschiebend, von Simon Rouot wissen. „Unsere Wildnis-Gehege sind zwar naturnah, aber gut gesichert“, beruhigt sie der junge Mitarbeiter, unterwegs aufgesprungen, um die einstündige Rundfahrt durch den 130 Hektar großen Wildpark Sainte-Croix noch bis zur Endstation zu begleiten.

„Bären, Rotwild oder Wildpferden in die Augen blicken zu können, das ist echt ergreifend. Und dafür muss man nicht mal weit weg“, machen Kommentare dieser Art die Runde, während die Passagiere aus den offenen Waggons aussteigen. „Vermitteln, welche besonderen Lebensweisen Wiederkäuer, Raubtiere, Greifvögel & Co. haben, Verständnis für ihre Bedürfnisse wecken und Großstadt-Bewohnern augenscheinlich machen, was Kuh, Ziege und Schwein ausmachen, war die Gründungsidee des ersten privaten Parks dieser Art in ganz Frankreich“, beantwortet Simon Rouot am Ende der Tour Fragen zur Philosophie des vor über 40 Jahren gegründeten Parc Animalier, seit 2020 Träger des europäischen „Eco-Labels“ für vorbildliches Umwelt- und Energiemanagement. Damit ist er der erste europäische Park dieser Art, der für seine ökologische Ambitionen ausgezeichnet wurde.

Was damals Gérald Singer, ortsansässiger Landwirt und engagierter Umweltschützer, gemeinsam mit seiner Familie und eigenem Grund und Boden für die ersten Parkareale auf den Weg gebracht hat, gilt heutzutage als naturpädagogischer Referenzwert in anderen vergleichbaren Einrichtungen weltweit. Den Tierpark-Machern in der Seenlandschaft bei der Gemeinde Rhodes im Osten Lothringens (eine Fahrtstunde von der deutschen Grenze entfernt) geht es aber um mehr. Mittlerweile ist Sainte-Croix ein gefragter Partner für Naturschutzverbände und unterstützt dabei derzeit in Form eines Stiftungsfonds 17 verschiedene Erhaltungsprogramme europaweit für bedrohte Tierarten in ihrer ursprünglichen Heimat, darunter der europäische Bison und das fast ausgestorbene Przewalski-Pferd. Zugleich tauscht man sich mit den zuständigen Behörden der Region Grand Est zu Fragen des Schutzes der dortigen Wälder und Feuchtgebiete wie zur Rückkehr und dem Umgang mit den großen Raubtieren aus.

Für die Nachzucht von Habichtskäuzen hierzulande bringen die Lothringer Park-Experten gleichwohl ihr Wissen ein. Vor zwei Jahren konnten die ersten, im Park nachgezüchteten Eulen ihre Reise zur Auswilderung in Nordbayern antreten, verweist eine Info-Broschüre auf das Engagement für den nationalen und internationalen Artenschutz. Wichtig war dem Ehepaar Singer von Anfang an aber auch eine Schule der Natur zu sein. Mit wechselnden Programm-Angeboten werden jährlich über 20 000 junge Menschen über den Wert der Biodiversität aufgeklärt, integriert in Live-Shows oder mit spielerischen Veranstaltungen wie beispielsweise bei mehrtägigen Halloween-Kostümaktionen für die ganze Familie in der Herbstsaison.

Im Vordergrund stehen dennoch der Reiz und der Kitzel den 1500 Wildtieren (zu 130 Spezies gehörig) in weitläufigen Wildnisgehegen und Seenlandschaften ganz nah zu kommen. So nah, dass sie nachts direkt in die Holzhütten der Übernachtungsgäste hineinspähen – mit Gänsehaut-Effekt auf der anderen Seite. Doch die Bewohner sind in ihren Nature-Lodges hinter dicken Scheiben gut vor den Polarwölfen geschützt. Seit 2018 gibt es diese Möglichkeit unter „Raubtieren zu schlafen“, ein Konzept, das mit seinem natürlichen Lebensraum und Rückzugsräumen für die Rudel weltweit einmalig ist. Nicht ganz so gruselig, aber gleichwohl sehr faszinierend, lassen sich die Wildtiere von Baumhäusern, Jurten oder auf einem der markierten Themenwege durch Wiesen, Waldstücke und entlang von Feuchtbiotopen aus beobachten.

Die Mission der Singers – heute führen die beiden Söhne das Erbe weiter – ist dabei gleichgeblieben. Die Natur funktioniere nur zusammen und jeder Teil von ihr sei unverzichtbar. Und so setzt man gerade ein neues Projekt mit dem Lernfeld nachhaltiger Landwirtschaft und Bauernhof (Ferme) unter dem Motto „Le bon sens paysans“ um, das über den Gemüseanbau, die Permakultur bis zur Honigherstellung auch hier die Botschaft ausspricht: Sich um die Belange der Erde zu kümmern bedeutet auch, sich um deren Menschen zu kümmern.

Infos zum Park (geöffnet von April bis Mitte November) und der Mosel-Region in Lothringen finden sich unter: www.parcsaintecroix.com und www.mosl-tourisme.fr

Text und Fotos: Daniel Basler

Autor:

Daniel Basler aus Karlsruhe

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