Zwischen Umbruch und verpassten Träumen: Rückblick auf die FCK-Saison

- Die Choreos der FCK-Fans waren auch in dieser Saison einmalig; hier steigt der Teufel beim Sieg gegen Düsseldorf aus der Westkurve empor
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FCK. Mit Platz 7 und 53 Punkten schließt der 1. FC Kaiserslautern eine Saison ab, die durch Höhen und Tiefen geprägt war. Nach einem starken Start ins neue Jahr keimten Hoffnungen auf mehr, doch am Ende blieb es bei einem stabilen, aber nicht erfüllenden Ergebnis ohne Abstiegssorgen. Das Saisonziel, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben, wurde klar erreicht, doch das Verpassen des Relegationsplatzes hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack und enttäuschte Hoffnung. Nach einem Rückblick auf vergangenen Monate zeigen sich die andauernden Baustellen ebenso wie die Herausforderung eines erneuten Umbruchs.
Altbekannte Probleme in der Defensive
Noch zu Saisonbeginn unter Trainer Markus Anfang erfüllte der FCK die eigenen Erwartungen: Der Klassenerhalt war früh sicher, und mit zeitweiligen Ausflügen in Richtung Tabellenspitze schien sogar mehr möglich. In der Offensive wusste Kaiserslautern zu überzeugen. Mit 56 erzielten Treffern hatte das Team die beste Torbilanz der letzten drei Jahre. Zum Vergleich: 2021/22 gelangen dem FCK nur 36 Tore, im vergangenen Jahr 2022/23 waren es 41 Treffer.
Die Defensive hingegen blieb eine Baustelle. 55 Gegentore in 34 Spielen sind schlicht zu viel, um nachhaltig oben mitspielen zu können. Das zeigte sich besonders deutlich beim Saisonfinale in Köln, wo die Mannschaft vier Gegentreffer hinnehmen musste. „Wir müssen auf einen Wert von 30 bis 40 Gegentoren kommen, um eine reelle Chance zu haben, oben mitzuspielen“, analysierte Geschäftsführer Thomas Hengen nach der abschließenden Niederlage deutlich.
Trainerwechsel und Wunsch nach mehr
Nach einer zunehmend schwierigen Phase im Frühjahr, in der man wichtige Spiele verlor und mit drei Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz schielte, zog der FCK die Reißleine: Markus Anfang wurde entlassen und mit Torsten Lieberknecht kam ein neuer Trainer für die letzten vier Spiele. Sein Ziel war ambitioniert: Trotz der kurzen verbleibenden Zeit sollte die Relegation noch erreicht werden.
In der entscheidenden Saisonphase blieb jedoch die Konstanz aus. Lieberknecht holte zwei Siege, ein Unentschieden und musste eine klare Niederlage am letzten Spieltag hinnehmen. Am Ende war der Rückstand auf Elversberg, das durch Konstanz und Spielfreude im Endspurt überzeugte, auf fünf Punkte angewachsen. Besonders das knappe Unentschieden im Derby beim Karlsruher SC wird kritisch betrachtet: Ein Sieg in Karlsruhe hätte noch mal für Nervosität bei der Konkurrenz sorgen können.
Dennoch sieht der Verein in Lieberknecht eine langfristige Lösung. Auch wenn das kurzfristige Ziel verfehlt wurde, soll er nun die Grundlage für einen zukünftigen nachhaltigen Erfolg schaffen.
Der nächste Umbruch
Bereits jetzt steht fest: Der FCK wird in der kommenden Saison personell anders aussehen. Vor allem der wahrscheinliche Abgang von Ragnar Ache wiegt schwer: Der Stammspieler war ein zentraler Baustein im Offensivspiel der Lautrer und steuerte 18 Tore bei. Trotz seines geplanten Abgangs im Winter blieb er engagiert und war in der Rückrunde mit wichtigen Treffern entscheidend. Der mögliche Wechsel nach Italien hätte dem Verein wohl deutlich mehr eingebracht als die jetzt anstehende Ausstiegsklausel, die Ache möglicherweise zu Bundesliga-Aufsteiger Köln führen wird.
Auch bei den Leihspielern gibt es viel Bewegung: Daisuke Yokota, ein belebendes Element mit überraschenden Einzelaktionen, verlässt den Verein ohne Option auf einen Verbleib und kehrt nach Gent zurück. Maximilian Bauer und Tim Breithaupt starteten stark, enttäuschten jedoch langfristig. Während die Augsburger unter Anfang Stammspieler waren, verzichtete Lieberknecht in der Endphase auf sie. Grant Ranos fand sich kaum zurecht und konnte nur Kurzeinsätze verbuchen. Aaron Opoku, der im Winter schon einen Wechsel in die USA forcieren wollte, wird jetzt voraussichtlich ablösefrei gehen. Auch Winterneuzugang Faride Alidou blieb hinter den Erwartungen zurück, kann im Sommer aber neu angreifen.
Die Baustellen im Kader bleiben groß: Neben der Suche nach einem neuen Stürmer muss auch die Defensive grundlegend verstärkt werden. Mit Simon Asta und Maxwell Gyamfi hat der FCK bereits die ersten zwei Verpflichtungen für die nächste Saison getätigt. Beide Neuzugänge kommen ablösefrei an den Betzenberg: Der 24-jährige Rechtsverteidiger Asta aus Fürth und der 25-jährige Innenverteidiger Gyamfi von Absteiger Osnabrück.
Weitere Änderungen stehen an: Laut Berichten soll der defensive Mittelfeldspieler Fabian Kunze von Hannover 96 ebenfalls ablösefrei unterschrieben haben, die offizielle Bestätigung steht jedoch noch aus.
Doch der Kader wird nicht nur ergänzt: Filip Kaloc überzeugte nicht mit konstanten Leistungen und wirkte und zuletzt unmotiviert; er könnte den Verein ebenso verlassen wie Luca Sirch. Der Senkrechtstarter der Saison stieg von der Regionalliga nach einer Eingewöhnungszeit in die Startelf auf, überzeugte mit stabilen Leistungen und weckte Begehrlichkeiten anderer Vereine. Philipp Klement muss den Verein voraussichtlich nach drei Jahren ohne neuen Vertrag verlassen.
Fans bleiben erstklassig
Trotzdem bleibt eines sicher: Die Fans des FCK gehören weiterhin zur absoluten Spitze. Mit einem Auswärtsfahrer-Schnitt von 4.241 Zuschauern – darunter Höhepunkte wie die 7.500 Fans in Düsseldorf – stehen die Roten Teufel deutschlandweit auf Rang elf. Die Unterstützung im Fritz-Walter-Stadion bleibt ohnehin konstant und die Atmosphäre erstklassig.
Zugleich wurde die Geduld vieler Anhänger auf die Probe gestellt. Neun Trainerwechsel in sechs Jahren sprechen für eine extrem unruhige Phase. Der Wunsch nach einer ruhigen, nachhaltigen Entwicklung wie in Freiburg, Heidenheim oder Elversberg bleibt ein Thema, doch bislang fehlt Kaiserslautern die Stabilität in den Strukturen, um diese Form der Kontinuität zu erreichen.
Fazit: Keine Abstiegsangst – aber verpasste Gelegenheit?
Der FCK hat sich in der zweiten Liga stabilisiert. Mit Platz 7 hat die Mannschaft den angestrebten Abstand zu den Abstiegsplätzen mehr als erreicht – ein Fortschritt, wenn man sich an das nervenaufreibende Saisonfinale vor einem Jahr zurückerinnert. Doch bei allem Positiven drängt sich der Gedanke auf: Wäre in dieser Saison nicht mehr drin gewesen? Die Verfehlung des Relegationsplatzes hinterlässt eine Enttäuschung, gerade, da die Konkurrenz am Ende reichlich stolperte – doch die Roten Teufel konnten deren Fehler nicht ausnutzen. Der Aufstiegskampf blieb ein Schneckenrennen, das Elversberg am Ende mit Konstanz und mutigem Offensivfußball für sich entschied. Die Saarländer waren die Einzigen, die frei aufspielten, ohne Druck, möglicherweise sogar ohne große Erwartungen. Beim FCK hingegen wirkte es in den entscheidenden Momenten zu verkrampft, als hätte man zu viel zu verlieren. Fehlte die letzte Gier oder stieß die Mannschaft schlichtweg an ihre natürlichen Grenzen?
Hinzu kommen weitere offene Fragen: Hat sich der Trainerwechsel in der entscheidenden Phase gelohnt? Waren die Verstärkungen zu Beginn der Saison nicht gut genug? Hätte man Ragnar Ache im Winter für mehr Geld verkaufen sollen, um in der neuen Saison mit zusätzlichen Mitteln die Schwächen im Kader zu schließen oder hat sich das Festhalten am Toptorjäger gelohnt? Nun verlässt Ache den Verein wahrscheinlich für eine geringere Ablöse, während gleichzeitig erneut ein größerer Umbruch mit neuen Baustellen bevorsteht. Ohne Ache und Daisuke Yokota, ein Kreativspieler mit Überraschungsmomenten, droht der Offensive ein Einschnitt. Das gesamte System der Männer in Rot war auf den wuchtigen Stürmer mit der Nummer 9 ausgerichtet. Gleichzeitig bleibt die Defensive weiterhin weit hinter den Ansprüchen zurück.
Auch unter den Fans wurde im Laufe der Saison mit jedem Hoch immer wieder diskutiert, ob die erste Liga langfristig überhaupt eine Chance für den FCK bietet oder ob der Traditionsklub dort chancenlos „abgeschossen“ wird. Doch trotz aller Bedenken über die Härte der Bundesliga bleibt die oberste Spielklasse sportlich und wirtschaftlich ein lukratives Ziel aller Vereine. Gerade deshalb wiegt dieser verpasste Relegationsplatz schwer – es hätte die Chance sein können, ein ganz neues Kapitel aufzuschlagen.
Neue Chancen im Umbruch
Nun steht ohnehin ein Umbruch bevor und mit ihm bieten sich nicht nur Herausforderungen, sondern auch neue Chancen, den Kader an das Konzept von Trainer Lieberknecht anzupassen und defensive Probleme zu beseitigen. Doch selbst ein durchdachter Umbruch birgt Risiken. Die Mannschaft braucht dringend Ruhe und eine langfristige Perspektive, bevor erneute Änderungen zur Dauerbaustelle werden. Gleichzeitig bietet die aktuelle Situation auch die Chance, dass Lieberknecht beim FCK nachhaltig seine Philosophie etablieren kann.
Mit dem Trainerwechsel hin zu Torsten Lieberknecht und der geplanten Neuausrichtung wird in der kommenden Saison aber nicht nur der neue Coach im Fokus stehen. Auch die Rolle von Geschäftsführer Thomas Hengen wird stärker denn je hinterfragt. Im Frühjahr holte er Marcel Klos als neuen Sportdirektor ins Team – erstmals sollen die sportlichen Planungen künftig auf breitere Schultern verteilt werden. Ob diese Zusammenarbeit Früchte trägt, wird sich in der kommenden Saison erst so richtig zeigen. Kontinuität, Ruhe und klare Strukturen sind der Schlüssel, wenn der FCK nicht nur stabil in der Liga bleiben, sondern dauerhaft um den Aufstieg mitspielen will.
Lieberknecht, Klos und Hengen sind gefragt, die langfristigen Ziele des Vereins zu verfolgen und einen Kader zusammenzustellen, der nicht nur konkurrenzfähig ist, sondern auch die Gier nach mehr Erfolg entfesseln könnte. Der Weg bleibt schwierig und die zweite Liga ausgeglichen, doch die kommende Saison birgt die Möglichkeit, vergangene Missstände zu korrigieren – und die Fans auch auf dem "Betze" wieder von neuen Träumen zu überzeugen.
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Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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