Lisa Weisbrod will den Kinderschutz in Kindertagesstätten verankern
„Es kann nicht angehen, dass wir das Leid so vieler Kinder nicht erkennen“

Schon seit Studienzeiten ist Lisa Weisbrod das Thema Kinderschutz ein ganz besonderes Anliegen, das sie mit viel Leidenschaft und Engagement verfolgt | Foto: Ralf Vester
  • Schon seit Studienzeiten ist Lisa Weisbrod das Thema Kinderschutz ein ganz besonderes Anliegen, das sie mit viel Leidenschaft und Engagement verfolgt
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von Ralf Vester
Kinderschutz.
In Deutschland werden jährlich 10.000 bis 15.000 Fälle sexueller Gewalthandlungen an Kindern und Jugendlichen in der Polizeistatistik erfasst. Es handelt sich bei diesen Zahlen lediglich um die Fälle, die eine strafrechtliche Verfolgung nach sich ziehen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass es aus verschiedenen Gründen in etwa acht von zehn Fällen erst gar nicht zu einer Anzeige kommt. Dementsprechend schätzen Experten die Dunkelziffer wesentlich höher ein und gehen davon aus, dass in Deutschland jedes vierte Mädchen und jeder zwölfte Junge sexuelle Gewalterfahrungen machen.

„Es kann nicht angehen, dass wir das Leid so vieler Kinder nicht erkennen“, betont Lisa Weisbrod angesichts solcher Zahlen. Die studierte Sozialpädagogin und seit sieben Jahren Erzieherin in der kommunalen Kita Regenbogen in Katzweiler hat sich schon seit geraumer Zeit dem Schutz von Kindern vor Übergriffen jeglicher Art verschrieben und ist gerade dabei, sich einen Namen als weit über die Region hinaus gefragte Expertin auf diesem Gebiet zu machen.

Bereits im Rahmen ihres Studiums an der Hochschule Koblenz vertiefte sich Lisa Weisbrod in den Kinderschutz, belegte zusätzliche Module und sog förmlich alle Informationen darüber auf. Folgerichtig schrieb sie ihre Bachelorarbeit zum Thema: „Erzieher als Akteure im Kinderschutz – fatale Differenz zwischen Ausbildungsinhalten und beruflichen Anforderungen“. „Ich habe mir den Lehrplan der Erzieherschulen in Rheinland-Pfalz angeschaut und nachgewiesen, dass dieses Thema in der Ausbildung viel zu kurz kommt. Wir haben zwar per Gesetz den rechtlichen Auftrag, die Kinder zu schützen, aber wir werden diesbezüglich absolut nicht ausreichend geschult. Im Studium bemerkte ich schnell, wie viel wir nach der Ausbildung eigentlich gar nicht wissen - obwohl wir Erzieher es wissen wollen“, berichtet die 28-Jährige.

Ihrer Ansicht nach ist es daher dringend notwendig, Kinderschutz als eigenständiges Modul in die Ausbildung von Erziehern zu integrieren. Da dies aber nicht der Fall ist und behördliche Mühlen bekanntlich gerne mal langsam mahlen, wenn es darum geht, neue Ausbildungsinhalte zu verankern, hat sich die in Otterberg lebende Sozialpädagogin dazu entschlossen, mit der Gründung der „SchutzManufaktur“ parallel zu ihrer Arbeit als Erzieherin den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen und zweitägige Seminare zum Kinderschutz anzubieten.

Die durchweg positiven Rückmeldungen auf das von ihr entwickelte Schutzkonzept der Kita Regenbogen in Katzweiler sowie zahlreiche Anfragen von Kita-Führungskräften aus der Region, ob sie bei ihnen über diese sensible Problematik referieren könne, bestärkten Lisa Weisbrod zusätzlich darin, die Vermittlung von umfassendem Wissen zum Thema Kinderschutz als Dozentin selbst in die Hand zu nehmen.

Mit ihrer „SchutzManufaktur“ bietet sie fachlich fundierte und praxisnahe Inhouse-Fortbildungen zu Kinderschutz und der Entwicklung von Schutzkonzepten in Kindertagesstätten. Diese beinhalten zwei Pakete, welche auch einzeln gebucht werden können. In Paket 1 geht es um Fragen, wie: Ab wann spricht man von einer Kindeswohlgefährdung? Was sind Hinweise auf sexuelle Gewalt, Misshandlung oder Versorgungsdefizite, und wie müssen diese dokumentiert werden? Wie läuft eine Gefährdungseinschätzung innerhalb des Teams ab? Wie ist der Umgang mit den betroffenen Familien? Und welche Schritte folgen danach? In Paket 2 entwickelt Weisbrod gemeinsam mit allen Mitarbeitern ein auf die jeweilige Einrichtung ausgerichtetes Schutzkonzept.

Die ersten Veranstaltungen hat die Sozialpädagogin mit Bravour über die Bühne gebracht, ihre Ausführungen fallen auf einen überaus fruchtbaren Boden bei den von ihr geschulten Teams. Die Tatsache, dass sie schon jetzt bis März 2021 fast durchgängig gebucht ist, bestätigt sie in ihrer unermüdlichen Arbeit. „Ich bekomme in den Kitas die positive Rückmeldung, dass ich eben nicht nur die Studierte bin, die von außen kommt und ihnen was erzählt, sondern dass ich aus der Praxis komme und das Geschehen seit sieben Jahren als Erzieherin an der Basis hautnah mitbekomme“, berichtet Weisbrod. Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, allein mit 25 Kindern in der Gruppe zu sein. Sie weiß von den unguten Bauchgefühlen, der Unsicherheit im einzelnen Verdachtsfall, dem Respekt vor schwierigen Elterngesprächen und dem Wunsch nach Handlungssicherheit.

Der gelungene Start ihrer „SchutzManufaktur“ ist für Lisa Weisbrod jedoch keinerlei Grund , sich zurückzulehnen. Wer dieser sehr empathischen Frau begegnet, spürt genau, mit welcher Leidenschaft und Entschlossenheit sie sich dem Schutz von Kindern verschrieben hat, und dass sie nicht ruhen wird, bis das Thema Kinderschutz irgendwann obligatorisch in die Erzieherausbildung implementiert ist.

Derweil bildet sich die 28-Jährige pausenlos weiter und gedenkt, ab Herbst dieses Jahres berufsbegleitend auch noch den Master im Koblenzer Studiengang „Kinderschutz und Diagnostik“ draufzusetzen. Noch sind die Kitas ihre erste Zielgruppe, aber es liegt nahe, dass zu gegebener Zeit auch Grundschulen und Lehrer im Allgemeinen zur potenziellen Klientel zählen könnten – und das wohl auch weit über Rheinland-Pfalz hinaus.

Kontakt:
Die SchutzManufaktur
Lisa Weisbrod
Talstraße 14a
67697 Otterberg
Telefon: 0176 31497 543
E-Mail: weisbrod@schutz-manufaktur.de
www.schutz-manufaktur.de

Autor:

Ralf Vester aus Kaiserslautern

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