Pfalztheater-Tanz: Standing Ovation für Uraufführung von "Sacre"
Das Spielzeit-Highlight zum Ende des Jahres

Die Auserwählte Camilla Marcati (Bildmitte) mit dem Tanzensemble | Foto: Pfalztheater / Etter
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  • Die Auserwählte Camilla Marcati (Bildmitte) mit dem Tanzensemble
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Pfalztheater. Ein begeistertes Publikum feierte am 15. Dezember die Uraufführung von James Sutherlands „Sacre“. Standing Ovations und minutenlanger Applaus für ein grandioses Tanzstück, das sowohl tänzerisch und musikalisch als auch optisch ein anderthalbstündiger Blockbuster ist. Es ist ein Spielzeit-Highlight zum Ende des Jahres, das man gesehen haben muss.

Dschungelfeeling zu Beginn: Grillen zirpen, Frösche quaken, Vögel zwitschern und die Menschen sitzen entspannt am Wasser, das sich am Himmel spiegelt. Die Schönheit der Natur und alle sind im Paradies. Zugleich folgt dann der krasse Gegensatz: eine technisierte und moderne Welt, die sich in den weißen und cleanen Outfits der Tänzerinnen und Tänzer sowie dem hellen Licht wiederspiegelt. Menschen begegnen sich, gehen aneinander vorbei, und das Publikum erlebt die eine oder andere gemeinsame oder zwischenmenschliche Geschichte. Mal ein kurzes Innehalten, aber dann geht es weiter im Gleichschritt und Trott des Alltags, aber doch jeder wieder hektisch für sich. Doch auf einmal scheint nichts mehr wie es war und nichts funktioniert mehr. Die Körper wirken zerbrechlich. Die Katastrophe wird prophezeit. Alles wird ruhig. Nur das Knistern der Jacken ist zu hören, die die Hülle der Künstlichkeit darstellen. Jetzt müssen sich die Menschen dem von ihnen gemachten Weltuntergang stellen. In die Stille ohne Musik ertönt eine Glocke. Und dann geht er los: der Kampf ums Überleben. Die Urgewalt von Mutter Erde schlägt zu und nach sterben die Menschen aus. Doch eine Auserwählte überlebt und am Ende ist Hoffnung auf einen Neubeginn.

Blockbuster-Feeling

Am Ende dieses ausdrucksstarken und bildgewaltigen Werks muss der Zuschauende erst einmal wieder Luft holen, so gebannt ist das Publikum vom ausdrucksvollen, archaischen und unbändigen Tanz in Verbindung mit der Musik von Strawinsky, die James Sutherland mit zeitgenössischen Kompositionen von Michael Gordon und Arvo Pärt genial verbindet. Und ob nun musikalisch oder tänzerisch, dieses Werk ist bereits vor einhundert Jahren in die Annalen der Tanz- und Musikgeschichte eingegangen, weil es für den Aufbruch in eine neue Zeit steht. Genau das schafft James Sutherland auch 2019. Heute geht es nicht mehr um die industrielle Revolution und den Ersten Weltkrieg, die umfassende politische und gesellschaftliche Umwälzungen brachten. Während Igor Strawinsky in seinem Werk „Sacre du Printemps“ (Das Frühlingsopfer) die leuchtende Auferstehung der Natur und der ganzen Welt schildert, sieht uns Tanzdirektor James Sutherland heute an der Schwelle zu einem digitalen Zeitalter und darin eine weitere Entfernung von der Natur, die sich wehrt. Anders als im 1913 aufgeführten Werk tanzt sich bei ihm kein Opfer zum Wohl der Gesellschaft zu Tode. In seiner Uraufführung wird ein Individuum erkoren, das am Ende eine Naturkatastrophe überlebt.

Tänzerische Höchstform

Angefangen beim Bühnenbild, welches die Elemente Wasser und Erde in seiner Ursprünglichkeit klar und betont in Szene setzt, versetzen die modernen und weißen Kostüme der Tänzerinnen und Tänzer das Publikum mitten hinein in einen Zukunftsfilm à la Hollywood. Besondere Akzente setzt Kostümbildnerin Rosa Ana Chanzá mit durchsichtigen Plastikjacken und einem bodenlangen, durchsichtigen Blütenkleid – der Garten Eden. Eine wundervolle und beeindruckende Kostümarbeit, die aber zugleich nicht von der Handlung und dem Tanz ablenkt. Dazu kommt eine geniale Licht- und Videotechnik bis in den Zuschauerraum hinein. Das hat man bisher noch nie so erlebt. Doch das Highlight des Abends ist das Tanzensemble. Allen voran gebührt das Lob den Tänzerinnen und Tänzern, die eine grandiose Leistung über anderthalb Stunden auf die Bühne bringen - ausdrucksstark, ausdauernd, zum Teil akrobatisch, aber auch zart, zerbrechlich und dann wieder archaisch und ungestüm. Zusammen mit dem fantastischen Pfalztheater-Orchester unter der Leitung von Generalmusikdirektor Uwe Sandner erreichen sie Höchstform und zeigen, was Tanztheater leisten kann. Besonders sei Camilla Marcati erwähnt, die kraftvoll, ausdauernd und berührend den minutenlangen Überlebenskampf tanzt und als Auserwählte am Ende die Menschheit doch wieder zum Leben erweckt.

Dieses Werk ist für jeden Choreographen eine Herausforderung. Entstanden ist ein emotionaler und starker Tanzabend, der zeigt, dass James Sutherland in der Lage ist, dieses Jahrhundertmeisterwerk zu aktualisieren und zusammen mit seinen Tänzern ins 21. Jahrhundert zu überführen. Und er zeigt, zu welchen Höhen ein Tanzensemble aufsteigen kann. Es ist in absoluter Bestform. Dieses grandiose Highlight auf dem Pfalztheater-Spielplan muss man gesehen haben.

Weitere Spieltermine und Karten gibt es hier.

Autor:

Petra Rödler aus Kaiserslautern

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