Jugendhof Haßloch erweitert pädagogisches Konzept um Green Care Jugendhilfe
Durch Naturerlebnisse und Mitleben auf dem Bauernhof jungen Menschen weiterhelfen

Durch Begegnungen mit Tieren und Naturerfahrungen positive Veränderungen bewirken: Green Care Jugendhilfe des Jugendhofs Haßloch | Foto: Evangelische Heimstiftung Pfalz
  • Durch Begegnungen mit Tieren und Naturerfahrungen positive Veränderungen bewirken: Green Care Jugendhilfe des Jugendhofs Haßloch
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Haßloch. Durch Naturerfahrungen, die Begegnung mit Tieren oder das Mitleben auf einem Bauernhof bei Kindern und Jugendlichen positive Veränderungen bewirken – das ist die Idee der Green Care Jugendhilfe. Seit einem halben Jahr erweitert dieses Angebot die ambulanten Hilfen für Kinder und Jugendliche im Jugendhof Haßloch. Das Green Care Team unterstützt dabei zum einen Familien bei der Bewältigung von Erziehungsproblemen und familiären Krisen. Außerdem werden Kinder und Jugendliche betreut, die in Pflegefamilien auf Bauernhöfen leben.

„Zahlenmäßig der Schwerpunkt unserer Arbeit sind ambulante Hilfen zur Erziehung, insbesondere Sozialpädagogische Familienhilfen und Erziehungsbeistandschaft“, erklärt Tanja Retzmann, die das elfköpfige Green Care Team leitet. „Dabei gehen wir in Familien, um diese durch gezielte Hilfen so zu stärken, dass trotz Problemen Kinder weiter in ihrer Familie leben können.“ Mitarbeiterinnen könnten hierbei auch muttersprachliche Angebote in Türkisch und Polnisch anbieten und umsetzen. „Unseren Green Care Ansatz bauen wir je nach Situation in diese Arbeit ein,“ berichtet Retzmann, „zum Beispiel, indem eine Kollegin ihren Hund mitbringt und als Türöffner für ein Gespräch nutzt oder indem wir einer Familie zeigen, was sie draußen mit den Kindern machen kann, ohne dass es viel kostet.“ Die Teamleiterin plant, durch Kooperationen mit dem Verein Solidarische Landwirtschaft in Neustadt und einem Lernbauernhof bei Landau bald weitere Angebote in die Arbeit einbauen zu können: „Gerade der Kontakt zu Tieren oder das Mithelfen beim Ernten sind für die Kinder besondere Erfahrungen, die ihnen guttun.“

Außerdem betreut das Green Care Team derzeit sechs Kinder und Jugendliche, die in Pflegefamilien auf Bauernhöfen leben. „Hier suchen wir noch weitere Pflegestellen,“ berichtet Retzmann. Als besonders geeignet hätten sich kleingewerbliche Betriebe erwiesen, die auf eine nachhaltige Landwirtschaft abzielen. Betreut würden auf den Bauernhöfen insbesondere solche Kinder und Jugendliche, die vom Alltag in der Wohngruppe einer Jugendhilfe-Einrichtung überfordert wären. „Gerade das bodenständige, reizarme Leben auf den Bauernhöfen, das geprägt ist vom sich anpassen müssen an die Erfordernisse des landwirtschaftlichen Betriebs, entspannt die Kinder“, so Retzmanns Erfahrung. Durch die Mithilfe auf dem Hof könnten sich die jungen Menschen gleichzeitig einbringen und Selbstwirksamkeit erfahren. „Aber eben jeder immer entsprechend seiner Möglichkeiten“, betont Retzmann. „Die Pflegefamilien vermitteln den Kindern und Jugendlichen das Gefühl, angenommen zu sein.“ Auch hier wirke sich der Umgang mit Tieren positiv aus: „Tiere nehmen die Kinder, wie sie sind. Ticks oder Hautfarbe interessieren sie nicht.“

Das Green Care Team übernimmt die ambulante Betreuung und Begleitung der Jugendlichen und die Fachberatung der Pflegefamilien. Jeder Hof wird ein oder zwei Mal wöchentlich angefahren, mindestens acht Stunden pro Woche ist ein Mitarbeiter von Green Care vor Ort. „Man muss sich darauf einstellen können, dass jede Pflegestelle ihr eigenes Familiengefüge hat. Und das Agieren im Spannungsfeld zwischen den verschiedenen Akteuren wie Herkunftsfamilie, Pflegefamilie, Schule oder Jugendamt ist eine herausfordernde Arbeit, die viel Reflexion erfordert “ weiß Retzmann, dass von den Mitarbeitenden im Green Care Team einiges verlangt wird. Das gilt auch für die zum Teil langen Anfahrtswege zu den Bauernhöfen, die schon Mal in Hessen, Bayern oder Thüringen liegen. Gerade die Unterbringung weit weg von der gewohnten Peer Group, verbunden mit dem kompletten Milieuwechsel, sei jedoch hilfreich für die betreuten Kinder und Jugendlichen.

Der Einrichtungsleiter des Jugendhofs Haßloch, Dr. Hans-Jörg Bertsch, sieht das Green Care Team, das zum größten Teil aus Mitarbeitenden besteht, die nach der Insolvenz ihres früheren Arbeitgebers vor einem halben Jahr vom Jugendhof übernommen wurden, als Gewinn für die Einrichtung: „Durch Green Care haben wir unser Gesamtangebot komplettiert. Green Care ergänzt zum einen unsere bisherigen klassischen ambulanten Angeboten inklusive des Betreuten Wohnens. Außerdem eröffnet es uns zusätzliche Optionen. Wo wir bisher Maßnahmen ohne Perspektive beenden mussten, können wir jetzt möglicherweise aus unserem vollstationären Bereich in ein Green Care Angebot überleiten.“ Überleitungen seien aber auch umgekehrt aus einem Green Care Angebot in anderes teil- oder vollstationäres Angebote des Jugendhofs möglich. Nicht zuletzt passe der grüne Gedanke genau in die jetzige Zeit: „Auch in dieser Hinsicht sind die neuen Mitarbeitenden mit ihrer anderen Kultur und Philosophie, die sie in den Jugendhof einbringen, eine Bereicherung.“

Autor:

Martin Müller aus Germersheim

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